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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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vorbei, jetzt lässt das Alter sie im Stich. Was wird aus ihrem Haus werden ohne sie? Sie hat keine Kinder mehr. Keine Liebe. Was wird aus all dem, was bleibt?
    Sie wünscht sich einen sanften Tod, wie jeder.
    Der Koffer liegt auf dem Bett. Sie füllt ihn mit einigen Kleidungsstücken. Sie fährt nicht gleich, es ist für später, aber sie liebt die Vorstellung eines Koffers, der gepackt wird.
    Sie summt vor sich hin. »Wie sehr liebe ich die Zeit, die noch bleibt …« Seit Tagen geht ihr das Lied nicht aus dem Kopf. Die Worte hat sie vergessen, sie sind von Reggiani.
    Die Fensterläden des Schlafzimmers sind geschlossen. Die Vorhänge ebenfalls, alles, was die Hitze abhalten kann.
    Die Platte von Reggiani ist irgendwo, sie muss sie wiederfinden.
    Und wenn es ihre letzte Reise nach Ramatuelle wäre? Als er gegangen ist, hat der Doktor gesagt: »Passen Sie auf sich auf.«
    Wenn sie die Reise nicht mehr machen kann, wird sie eine Postkarte schicken. Mit einer Briefmarke, die Briefträger sind vertrauenswürdige Leute, sie stellen alles zu, selbst an Gräber, und das von Gérard Philipe ist leicht zu finden. Der Friedhof ist nicht sehr groß.
    Isabelle schließt den Koffer. Sie denkt, dass die Postkarte aufgrund der herbstlichen Regenfälle durchweichen wird. Sie muss Vorsorge treffen, eine Karte, die wenigstens vier Jahreszeiten übersteht.
    Marie fragen.
    Marie wird eine Lösung finden.
    Es gibt blöde Tode. Man darf sich nicht überraschen lassen. Isabelle muss darauf achten. Wenn man zerstreut ist, wird man schnell gleichgültig. Zola ist im Schlaf erstickt, ein Kamin, im Zuge von Bauarbeiten verschlossen. So etwas kommt vor, wenn auch selten.
    Sie wird ihren Notar anrufen.
    Sie hebt den Koffer hoch und stellt ihn in eine Ecke des Zimmers. Dabei bleibt sie an Calders Vogel hängen, der an seinem Faden in der Nähe des Nachttischs hing. Sie bückt sich und hebt ihn auf. Der Faden ist zerrissen.
    Sie verlässt das Schlafzimmer. Sucht einen Ort, wo sie den Vogel hinlegen kann. Und einen Faden, um ihn zu reparieren.
    Sie legt ihn auf den Küchentisch, zwischen Schalen, Gläser und Zeitungen, zusammen mit den Medikamentenschachteln und dem letzten Rezept des Doktors.

M arie dreht das Mobile in den Händen, ein Vogel aus Schrott mit bemalten Flügeln.
    »Ein solcher Vogel ist heute ein kleines Vermögen wert«, sagt Isabelle.
    Marie weiß nicht, was sie mit einem Vermögen anstellen würde.
    Sie legt den Vogel wieder hin.
    Ein Haus wie dieses hat sie noch nie gesehen. An der Wand hängt ein Foto der jungen Isabelle mit einem großen Mann. Es ist ihr Vater. Er spielte in Don Quichotte den Sancho Pansa.
    Daneben eine Bleistiftzeichnung, ein Theater von früher, mit Eimern, die an der Decke hängen. Im Falle eines Brandes musste man »Leine!« rufen, und alle Eimer wurden umgekippt. Seitdem ist dieses Wort in den Theatern verboten.
    »Wie auf den Schiffen«, sagt Isabelle.
    Marie sagt, dass sie noch nie auf einem Schiff gewesen sei.
    »Das braucht man auch nicht, um es zu wissen.«
    Isabelle schiebt den Vogel zur Seite. Sie streckt die Hand nach den Früchten aus. Wählt eine Aprikose und halbiert sie. Gibt eine Hälfte Marie. Das Fleisch ist saftig, sonnengereift. Der Saft rinnt über ihre Finger.
    Ein Schmetterling fliegt ins Zimmer, um Blütenstaub zu sammeln. Berührungen mit den Fühlern. Marie lacht mit den Augen.
    Sie berührt ganz leicht den Flügel des Schmetterlings.
    Isabelle betrachtet sie lange.
    »Ich wünsche mir, dass du irgendwann nicht mehr so traurig bist.«

D er Vogel ist auf dem Tisch geblieben, dann ist er auf das Küchenbüffet gewandert. Anschließend hat ihn jemand auf den Computer gelegt, auf einen Stapel Zeitungen. Später gelangte er auf die Bank, und schließlich fiel er zwischen Kamin und Wand in einen schmalen Spalt, die Eisenflügel im Staub. Hineingerutscht und vergessen.
    Verloren.
    Marie zieht ihn heraus.
    Sie verlässt das Haus.
    Auf dem großen Platz trifft sie Jeff und nimmt ihn beiseite.
    Sie zeigt ihm den Vogel.
    »Er ist für dich«, sagt sie.
    Jeff ist es nicht gewohnt, Geschenke zu bekommen. Er hält den Vogel an den Flügeln, dreht ihn hin und her.
    »Das ist Kunst«, sagt Marie, »und sehr teuer.«
    Sie zeigt ihm die Signatur.
    Sie sagt, damit könne er seine Schulden zurückzahlen.
    Jeff runzelt die Stirn. Er weiß nicht, ob er diese Geschichte von einem Vogel aus Schrott, der ihm helfen könnte, eine lebenslange Schuld zu begleichen, wirklich glauben kann.
    »Wo hast du ihn

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