Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
Vom Netzwerk:
gefunden?«, fragt er.
    »Das ist nicht wichtig.«
    Er bohrt nach, daraufhin erzählt sie ihm von einem Speicher bei Isabelle und einer Truhe voller vergessener Dinge. Sie sagt, Dinge, die keiner mehr will, gehören dem, der sie findet.
    Jeff sieht Marie an.
    »Warum behältst du ihn nicht?«
    Sie zuckt die Achseln.
    »Ich habe keine Schulden.«
    Ihr Bruder sagte, früher oder später werde das Glück stets das Unglück ausbuddeln. Das Pech hat ihm ein Loch in den Schädel gebohrt.
    Jeff muss nachdenken. Er willigt ein, den Vogel mitzunehmen, kehrt ins Gefängnis zurück und schiebt ihn unter das Bett, hinter die Kiste mit den Nüssen.
    Während des Tages geht er nicht mehr vor die Tür.
    Um aufzubrechen, braucht er nur eine Jacke und eine Tasche.
    Um den Vogel zu verkaufen, muss er einen Anzug kaufen, einen schönen leichten Anzug, und sich die Hose kürzen und umnähen lassen. Anschließend nach Nîmes oder in eine andere Stadt fahren.
    Er geht hinaus.
    Es ist Abend.
    Er isst zu Abend auf dem Platz mit dem Karussell, an einem Tisch inmitten von Touristen. Er bestellt ein riesiges Steak mit Nudeln und ein großes Glas Bier.
    Er wird den Vogel verkaufen und das ganze Geld Odile geben. Anschließend wird er fortgehen. Er wird nur ein paar Scheine behalten, für den Zug und für Essen.
    Er blickt sich um, das Karussell und die Lichter, die flanierenden Touristen. Hier zu sein, auf dem Platz, ohne die Flügel, das ist bereits wie fortzugehen.
    Er verschränkt die Hände im Nacken. Streckt die Arme.
    Er trinkt sein Bier.
    Auf dem Platz lässt ein weißgekleideter Junge eine Glaskugel über seine ausgebreiteten Arme rollen. Die Kugel gleitet über den Nacken von einer Hand in die andere.
    Neben ihm leckt ein Mädchen blasslila Kugeln in einer Eiswaffel.
    Er denkt darüber nach, wie er Odile die Neuigkeit beibringen soll. Mit welchen Worten? Welchen Gesten? Er könnte das ganze Geld wortlos in die Schale legen.
    Er überlegt sich andere Möglichkeiten, nur zu seinem Vergnügen.
    Am nächsten Morgen betritt Jeff in aller Frühe ein Geschäft und kauft einen Anzug, Hose, Hemd und Jacke. Auf einem Stuhl sitzend wartet er, bis die Hose umgenäht ist.
    Wieder im Gefängnis, nimmt er das Hemd, entfernt die Nadeln vom Kragen und von den Ärmeln und breitet es auf dem Bett aus.
    Er holt den Vogel hervor.
    Betrachtet ihn im Licht.
    Am Nachmittag geht er in ein Reisebüro und kommt mit Prospekten zurück.
    Dann nimmt er seine Flügel und schleppt sie in Odiles Hof. Er findet alte Zeitungen und zerknüllt sie. Er legt die Flügel darauf und zündet das Papier an. Flammen lodern empor. Der Rauch ist gelb, er brennt in den Augen, heftet sich an die Zweige der Akazie und schimmert rot am blauen Himmel.
    Jeff lacht. Er ist nicht mehr gezwungen, Kippen zu kauen! Zu nichts mehr gezwungen! Er kann jetzt träumen und die Sonnenuntergänge genießen.
    Er wird mit dem Festival abschließen und fortgehen. Michigan, das bedeutet viele Stunden im Zug und noch mehr Stunden auf dem Meer. Vorher wird er mit seinen Freunden feiern.
    Von ihrem Fenster aus sieht die Große Odile ihn tanzen. Ein Feuer machen bei dieser Hitze … Sie schimpft wegen des Rauchs und des beißenden Geruchs.
    »Was ist mit Jeff los?«, fragen die Jungs.
    Sie zuckt die Achseln.
    »Was weiß ich.«
    Sie hört Jeff singen.
    Sie setzt sich an den Tisch und betrachtet ihre Hände.

G reg nimmt Maries Hand. Sie verlassen die Stadt und überqueren die Brücke.
    Sie gehen am Fluss entlang, lassen den Lärm hinter sich.
    Die Rhone fließt zwischen ihnen und der Stadt. In der Ferne der Mont Ventoux, Greg zeigt ihr die Gipfel, sagt, im Winter seien sie verschneit.
    Der Weg wird schmaler. Sie gehen weiter und schlüpfen unter die Bäume. Auf den Feldern wird Gemüse und Obst angebaut.
    Zweige berühren den Fluss.
    Bald treffen sie auf keine Menschenseele mehr.
    »Was passiert, wenn wir weitergehen?«, fragt Marie.
    »Dann kommen wir ans Ende der Insel.«
    »Und wenn wir ein Boot nehmen?«
    »Dann rudern wir lange und kommen an einen Ort, wo Wasser aus der Erde quillt.«
    Sie könnten gehen, rudern, immer weiter, bis zu diesem Ort.
    Sie könnten. Greg sagt, dass sie es nicht tun werden.
    »Weil es zu weit ist?«, fragt Marie.
    »Ja, genau.«
    Dieser Teil des Flusses dient den Enten als Zuflucht. Es ist ein Nist- und Schlafplatz. Federn und Flaum kleiden Löcher im oberen Teil der Böschung aus.
    »Zu weit, was heißt das?«
    »Wir müssten immer weitergehen, tagelang, und wenn du glaubst,

Weitere Kostenlose Bücher