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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Spur. Er spült den Rasierkopf ab und beginnt von vorn.
    Die Klinge knistert auf dem Bart.
    Es ist ein Zimmer mit einem Bett, einer Dusche, einem Waschbecken und ein paar sauberen Hemden im Schrank.
    Bevor er den Kahn gekauft hat, hat er in diesem Zimmer gelebt.
    Julie sitzt auf dem Bett. Sie ist gerade gekommen, betrachtet ihren Vater.
    »Ich habe mit meiner Mutter zu Mittag gegessen, sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Du weißt, ich mag es nicht, dass ihr über mich sprecht, wenn ihr zusammen seid!«
    »Wir haben nicht über dich gesprochen. Sie hat lediglich gesagt, dass sie sich Sorgen macht.«
    Sie ist lange nicht mehr hier oben gewesen. Sie blickt sich um, die alten Bühnenrequisiten, die Plakate an den Wänden. Es riecht staubig.
    »Ich möchte, dass du mich an einen zwielichtigen Ort mitnimmst, in eine Nachtbar, ich möchte das kennenlernen.«
    »Das sind keine Orte für dich.«
    »Die Jogar würdest du mitnehmen, wenn sie dich darum bitten würde.«
    Sie wollte es nicht sagen. Sie sinkt in sich zusammen. Er zögert.
    »Die Jogar, ja …«, sagt er schließlich.
    »Warum nimmst du mich dann nicht mit?«
    »Sie kann alles sehen.«
    »Und ich nicht?«
    Er begegnet den Augen seiner Tochter im Spiegel.
    »Du kannst ebenfalls alles sehen … aber nicht mit mir.«
    Er spült den Rasierer ab und legt ihn auf die weiße Plastikablage über dem Waschbecken. Er trocknet sich das Gesicht ab.
    Der muffige Geruch des Handtuchs.
    Er legt es auf den Rand des Waschbeckens, wechselt das Hemd.
    »Ich gehe zu meiner Schwester, kommst du mit?«
    »Ein andermal.«
    »Ein Fehler, man isst gut bei ihr.«
    Er geht zur Treppe. Dreht sich um. Holt ein paar Scheine aus seiner Brieftasche, geht zurück. »Kauf dir ein paar Kleider, bitte …«
    Julie lächelt, ohne dass er begreift, warum.

A m Abend zuvor haben sie in den Nachrichten die Église Saint-Pierre und das Théâtre du Chien-Fou gezeigt. Die Fassade, die Türen, das Plakat, es hat nur ein paar Sekunden gedauert, die Große Odile hat es aufgenommen.
    Als ihr Bruder eintrifft, zeigt sie es ihm.
    »Das ist mein Theater«, sagt er, »ich sehe es in echt jeden Tag …«
    Sie lässt sich nicht beirren, sagt, dass alles, was im Fernsehen komme, berühmt werde.
    Er muss sich setzen.
    Er hat Kuchen mitgebracht zum fünften Geburtstag von Esteban.
    Sein Vater hat ihm ein Geschenk geschickt, eine große Schachtel mit Glanzpapier. Esteban öffnet nie die Geschenke, die er bekommt. Er hebt sie auf, eingepackt in ihr Sternenpapier. Er stellt sie auf ein Regal in seinem Zimmer und träumt vor ihnen. Manche hat er unter das Bett geschoben.
    Die Jungs teilen sich den Kuchen, ihre Augen glänzen, ihre Finger kleben.
    Odon beugt sich aus dem Fenster und blickt in den engen Hof hinunter.
    »Du solltest hier wegziehen«, sagt er.
    »Und wohin?«
    »Woandershin.«
    Sie zuckt die Achseln. Anderswo ist überall. Hier ist sie wenigstens zu Hause. Sie hat ihre Gewohnheiten. Den Rest des Jahres ist sie im Viertel unterwegs. Wenn nicht dieses verdammte Festival wäre, würde sie häufiger rausgehen.
    Odon sagt, er kenne Leute in den Alpen, die ihr Tal wieder bevölkern wollen.
    »Du könntest dort für nichts ein Haus bekommen.«
    »Für nichts gibt es nicht«, sagt Odile.
    Ihr Ton ist schroff.
    »Mit deinen Jungs kannst du ihre Schule retten.«
    »Wenn sie groß sind, gehen sie nicht mehr in die Schule, meine Jungs.«
    Sie sieht ihren Bruder an.
    »Meine Kinder lieben die Sonne.«
    Sie nimmt Kleidungsstücke, die auf den Stühlen liegen, räumt die Bücher, die Spiele weg und stellt die Gläser zusammen.
    Sie faltet den Karton, in dem der Kuchen war. Auf dem Boden klebt etwas Nougatfüllung, sie kratzt sie mit dem Finger ab.
    Sie wischt mit einem feuchten Schwamm über die Tischdecke.
    »Mathilde hatte ihre Träume, man interessierte sich nicht für sie, und das war ein Fehler.«
    Odon antwortet nicht.
    Sie sammelt die Krümel in ihrer Hand, öffnet den Fensterladen einen Spalt und wirft sie den Vögeln hin.

J ulie und die Jungs ziehen los und verteilen Flyer. Zwei Plätze zum Preis für einen. Sie sind zu früh, finden viele auf dem Boden wieder. Marie schließt sich ihnen an, hilft ihnen beim Verteilen.
    Danach spielt Yann einen begeisterten Festivalbesucher, erzählt von dem Stück, es ist anstrengend, aber wirksam.
    Am Abend wartet eine dicht gedrängte Menge vor dem Chien-Fou.
    Die Glühbirnen des Bühnenbilds flackern, ein Wackelkontakt. Jeff sagt, er müsse sie ausschalten, sonst sei ein

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