Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
anderes, das Andrea auf dem Herzen lag. Nicole merkte, dass Andrea offenbar etwas beschäftigte. „Hast Du irgendwas?“, fragte sie schließlich gerade heraus. „Du bist so hibbelig.“
„Du hast recht, ich habe da eine kleine Bitte und hoffe, dass Du mir helfen kannst.“
„Wir werden sehen. Was ist es denn?“
„Ich habe morgen für Skipper einen Termin beim Tierarzt. Es soll kastriert werden. Das Problem ist, dass ich ihn zwischen vier und sechs Uhr abends abholen soll. Aber ich muss morgen länger arbeiten und es wird mir nicht reichen. Das hieße entweder, dass ich den Termin verschieben muss, aber der nächste wäre erst in vier Wochen frei und ich befürchte, dass er bis dahin schon rum streunert. Die Alternative wäre, ihn über Nacht dort zu lassen und erst am nächsten Morgen abzuholen, aber das will ich ihm nicht antun. Es wird mir schon schwer genug fallen, ihn morgen früh dort abzugeben.“
Nicole merkte, wie sehr Andrea mit sich kämpfte.
„Ich hatte deshalb gehofft, dass Du ihn vielleicht abholen könntest, falls Du früh genug Feierabend hast?“
„Das ist kein Problem. Ich müsste zwar eigentlich bis sechs Uhr arbeiten, aber ich denke mal, ich kann ein paar Minuten früher gehen.“
„Vielen, vielen Dank!“ Andrea sprang vom Stuhl hoch und fiel Nicole um den Hals. Die wäre wiederum fast vom Stuhl gefallen.
„Sachte, sachte, der Stuhl ist nicht so stabil wie er aussieht“, lachte Nicole.
„Entschuldigung“, Andrea setzte sich etwas verlegen wieder auf ihren eigenen Stuhl, „ich bin nur so froh, weil ich wirklich nicht wusste, was ich machen soll. Ich hoffe, es macht Dir nicht zu viele Umstände.“
„Nein, es ist kein Problem. Schließlich ist mir der Kleine auch ans Herz gewachsen. Bei welchem Tierarzt bist Du?“
„Hauser.“
Nicole schluckte einen Moment. Dort hatte sie auch Flecki einschläfern lassen. Sie wollte die Praxis eigentlich nicht so schnell wieder betreten, aber sie wollte jetzt auch keinen Rückzieher mehr machen.
„War das auch Dein Tierarzt?“ Andrea hatte die Veränderung in Nicoles Blick bemerkt.
„Ja.“
„Oh, in dem Fall.“
„Nein, es ist schon in Ordnung. Ich möchte auch nicht, dass er eine Nacht dort bleiben muss.“
„Danke, ich gebe Dir nachher noch meinen Ersatzschlüssel. Dann könnt ihr gleich zu mir in die Wohnung gehen. Ich will nicht, dass er bei Dir noch etwas voll blutet. Ich weiß nicht, wie es ihm danach gehen wird.“
„Eigentlich sollte nichts mehr bluten, aber ich gehe trotzdem gerne zu Dir.“
Als sie fertig mit Essen waren, brachte Andrea den Schlüssel zu Nicole und zog sich mit ihrem Kater zurück.
Am nächsten Tag bekam Nicole wieder früher Feierabend und parkte ihren Wagen rechtzeitig vor der Tierarztpraxis. Sie musste noch ein paar Mal tief durchatmen, bevor sie das Gebäude betrat. Die Gedanken an ihren letzten Aufenthalt und wie sie die tote Flecki hinaus tragen musste, war jedoch schnell verflogen beim Anblick des kleinen Skipper. Als die Tierarzthelferin ihn zu ihr brachte, konnte er kaum die Augen aufhalten. Er sah ziemlich mitgenommen aus und fiepte. „Am besten lassen Sie ihn erst einmal noch in der Tragebox. Durch die Narkose ist er noch sehr benommen und kann noch nicht richtig laufen. Deshalb sollte er einfach liegen bleiben, damit er sich nicht verletzt.“
Nicole hatte der Helferin zwar versichert, dass sie ihn in der Box lassen würde, aber sie hatte schon auf dem Heimweg beschlossen, dass sie ihn so schnell wie möglich heraus holen würde. Zumal Skipper nun immer lauter jammerte.
Zuhause angekommen stellte sie den Kater kurz vor ihrer Wohnungstür ab und zog sich alte Klamotten an. Danach ging sie mit dem immer noch jammernden Kater in der Box hoch zu Andreas Wohnung. Sie hoffte, rechtzeitig aufschließen zu können, aber Frau Bohnert war schneller. „Ach, Sie sind das“, stellte die neugierige Nachbarin fest. Oh, was ist denn mit der armen, kleinen Katze?“
„Er war beim Tierarzt“, erklärte Nicole schnell. Sie hatte keine Lust mit Frau Bohnert über Kastration zu reden.
„Sie haben einen Schlüssel zu dieser Wohnung?“
„Ja, Frau Bohnert, jetzt muss ich aber rein, dem Kleinen geht es nicht so gut“, schnell verschwand sie in der Wohnung und schloss die Tür hinter sich. „Entschuldige Skipper, dass ich Dich als Ausrede missbrauche, aber sonst wären wir noch ewig draußen gestanden.“
Sie trug die Box ins Wohnzimmer und öffnete die Klappe. Skipper versuchte sofort,
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