Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
holen. Fühl Dich wie zu Hause.“
„Das ist ein Service.“ Nicole hatte langsam wirklich ein schlechtes Gewissen. Erst war sie einfach so auf Andreas Couch eingeschlafen, und jetzt sorgte Andrea auch noch für Frühstück. Andererseits freute sie sich auf das gemeinsame Frühstück. Außerdem wollte sie Andrea nicht vor den Kopf stoßen und einfach gehen, bevor sie zurück kam. Nur einen Blick in den Spiegel wollte sie zuerst noch werfen. Immerhin wollte sie nicht wie ein zerzaustes Etwas am Tisch sitzen. Soviel war sie Andrea schuldig.
Auf dem Weg zum Bad klingelte es an der Tür. „Schlüssel vergessen?“, scherzte Nicole, während sie die Wohnungstür öffnete. Erschrocken musste sie feststellen, dass nicht Andrea, sondern Gabi vor der Tür stand.
„Wusste ich es doch, dass Du ihr neues Betthäschen bist. Wo steckt denn die Schlampe?“
Nicole war im ersten Moment überrumpelt, konnte sich aber gerade noch in den Weg stellen, als Gabi im Begriff war, in die Wohnung zu stürmen.
„Was soll das, lass mich gefälligst rein“, forderte Gabi mit grimmigem Ton.
„Ganz bestimmt nicht“, antwortete Nicole mit nicht weniger entschlossener Stimme.
„Für wen hältst Du Dich, Du kleines Miststück. Bist Du jetzt ihr Wachhund?“
„Das geht Dich einen Scheißdreck an und jetzt hau ab!“ Nicole wollte die Wohnungstür wieder schließen, aber Gabi stellte ihren Fuß dazwischen.
Nicole war sprachlos über soviel Dreistigkeit und geriet auch langsam in Panik. Ihr fiel deshalb nichts besseres ein, als die Tür noch einmal aufzumachen und mit Schwung zuzudrücken. Gabi gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich. Anstatt aber wie erhofft den Fuß zurück zu ziehen, warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür und drückte Nicole mitsamt der Tür in die Wohnung. „Du blödes Miststück“, zischte Gabi, dann holte sie schon aus und schlug Nicole mitten ins Gesicht. Nicole sah für Bruchteile von Sekunden schwarz, dann fühlte sie eine unglaubliche Wut in sich hochsteigen. Alles vermischte sich. Die Wut darüber, dass sie Flecki einschläfern lassen musste, die Wut darüber wie diese Person mit Andrea umgegangen und nicht zuletzt die Wut darüber, dass Gabi sie gerade tatsächlich geschlagen hatte und hier in diese Wohnung eindringen wollte. Sie stürmte schreiend auf Gabi zu und schob sie wieder durch die Tür raus. Im Treppenhaus angekommen mobilisierte sie noch einmal ihre letzten Kräfte und gab Gabi einen letzten Stoß, der sie rückwärts auf die Treppenstufen fallen ließen, die nach oben führten. Gabis gequältem Gesichtsausdruck zufolge schien es eine Punktlandung gewesen zu sein. Schnell schloss Nicole die Wohnungstür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Das wirst Du mir noch büßen!“, schrie Gabi während sie das Treppenhaus verließ. Nicoles Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film. Hatte sie das wirklich gerade erlebt? Den roten Flecken nach, die auf den weißen Fliesen im Flur immer zahlreicher wurden, schien es jedenfalls wirklich so gewesen zu sein. Nicole hielt sich die Hände unter die Nase, aus der das Blut tropfte. Sie ging schnell ins Badezimmer und hielt sich Klopapier unter die Nase, um die Blutung zu stoppen. Sie setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Badewanne. Es dauerte eine Weile und sie brauchte einiges an Klopapier, bis die Nase nicht mehr blutete. Die ganze Zeit über leistete ihr Skipper Gesellschaft. Er hatte sich während des Streits ein Glück im Hintergrund gehalten. Wer weiß, was Gabi mit ihm angestellt hätte.
„Nicole?“ Andrea war inzwischen zurück gekommen und hatte mit Schrecken die Blutflecken im Flur entdeckt. Sie folgte den Spuren bis ins Bad und kniete sich sofort zu Nicole. „Oh Gott, was ist denn passiert?“
„Ich hatte einen Überraschungsbesuch von Deiner Ex“, antwortete Nicole und versuchte dabei es etwas witzig klingen zu lassen.
„Was?“ Andrea wurde kreidebleich.
„Halb so schlimm, sieht nur schlimm aus.“ Nicole wollte das ganz etwas runterspielen, als sie merkte, wie sehr es Andrea traf. „Sie wollte rein, aber da hatte ich was dagegen. Ich hoffe, das war in Deinem Sinne?“
„Ja, natürlich. Aber jetzt bitte noch einmal von vorne. Ich komme noch immer nicht ganz mit“, bat Andrea. Nicole erzählte deshalb noch einmal von Anfang an und beendete ihre Erzählung damit, wie Gabi auf ihrem Hosenboden landete. „Ich denke mal, sie wird in den nächsten Tagen an mich denken,
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