Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
viel gesehen.“
„Und was machst Du beruflich, wenn ich fragen darf?“
„Ich bin Landschaftsgärtnerin. Deshalb ist es für mich umso interessanter, hier unterwegs zu sein. Ich wohne nahe der niederländischen Grenze und da ist der Gartenstil doch sehr geprägt von unseren holländischen Nachbarn.“
„Dann ist das hier quasi eine Fortbildungsreise“, stellte Karen fest.
„Ja, könnte man so meinen“, antwortete Karen und schien dabei etwas in Gedanken verloren zu sein. Jedenfalls hatte Karen den Eindruck, dass sie einen traurigen Gesichtsausdruck bekam.
„Die bringen Bonnie bestimmt ruckzuck wieder auf Vordermann“, versuchte Karen die Stimmung etwas zu heben.
„Hoffen wir es. Übermorgen wollte ich nämlich wieder meinen Heimweg antreten und bis dahin wollte ich eigentlich nicht nur noch rumsitzen und Däumchen drehen“, seufzte Sarah.
Kurz darauf kamen sie an der Werkstatt an und der Meister half auch sofort, das Motorrad vom Anhänger herunter in die Halle zu schieben. „Ich werde gleich mal einen Blick darauf werfen“, sagte er zu den Frauen. „Sie können gerne mitkommen“, meinte er dann noch zu Sarah, die fragend zu Karen blickte.
„Ich warte hier draußen“, antwortete Karen und setzte sich wieder ins Auto. Langsam überkam sie eine leichte Müdigkeit. Der Tag war stressig gewesen und sie kam jetzt zum ersten Mal zur Ruhe. Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück, machte das Radio an und schloss die Augen. Tatsächlich musste sie eingedöst sein, jedenfalls schreckte sie hoch, als Sarah an die Scheibe klopfte. Ihrem Gesichtsausdruck nach war es nicht so gut gelaufen. Karen stieg aus und fragte: „Ist es etwas Größeres?“
„Leider ja. Das Problem ist nicht mal die Reparatur selbst, sondern dass er das Ersatzteil nicht vor morgen Mittag bekommt.“
„Und was heißt das jetzt?“
„Dass es sich mit meinem Urlaub erledigt hat. Wie es aussieht, hänge ich jetzt wirklich die letzten beiden Tage hier fest.“ Sarah kickte frustriert einen kleinen Stein von sich weg.
„Hast Du schon eine Unterkunft für heute Abend?“, wollte Karen vorsichtig wissen.
„Nein, habe ich nicht. Die habe ich mir immer erst spontan an meinem jeweiligen Etappenpunkt gesucht. Habt Ihr hier eine Pension oder so etwas?“
„Ja, haben wir. Ich kann Dich gerne hinbringen.“
„Danke“, sagte Sarah und schlurfte mit ihrem Rucksack bepackt ziemlich geknickt zu Karens Auto. „Ich habe meine Telefonnummer bei der Werkstatt hinterlassen. Sie werden mich morgen im Laufe des Tages anrufen, wenn sie abschätzen können, wann die Maschine fertig sein wird.“
Schweigend fuhren sie durch den Ort. Sarah starrte aus dem Fenster und Karen könnte wetten, dass sie von der Umgebung trotzdem nichts wahr nahm. Als sie bei der Pension hielt, tat ihr Sarah ziemlich leid, die eingesunken auf dem Beifahrersitz saß. Deshalb machte sie ihr spontan einen Vorschlag. „Weißt Du was? Ich kann Dich jetzt nicht einfach so bei der Pension raus schmeißen. Du kommst mit zu mir. Ich habe ein Gästezimmer und eine Badewanne.“
„Eine Badewanne?“ Sarah drehte sich zu ihr um und sah sie mit großen Augen an.
„Ich kann mir vorstellen, dass Dir in Deinen nassen Klamotten langsam jeder Knochen durchgefroren ist und ein heißes Bad ist da genau richtig für Dich.“
„Ach so“, sagte Sarah erleichtert. „Ich dachte schon“, musste sie jetzt leicht grinsen.
„Was?“
„Nichts weiter, lassen wir das. Ich weiß zwar nicht, wie ich Dir das jemals danken soll, aber ich nehme das Angebot gerne an. Denn ehrlich gesagt, war ich jetzt lange genug alleine unterwegs und kann ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.“
„Schön, dann fahren wir jetzt zu mir. Magst Du Tiefkühlpizza?“
„Ja.“
„Dann wäre das Abendessen auch schon geritzt.“ Karen freute sich jetzt richtig auf den Abend. Sie musste sich eingestehen, dass die fremde Frau ihr sehr sympathisch war und sie das Gefühl hatte, als würden sie sich schon lange kennen. Wenn ihr jemand erzählen würde, dass er einen Fremden einfach so bei sich übernachten ließ, würde sie demjenigen den Vogel zeigen. Aber bei Sarah waren sämtliche Bedenken über Bord gespült.
Als sie an Karens Haus angekommen waren, hatte der Regen ganz aufgehört. Sarah stieg aus und bewunderte das Grundstück, während Karen den Anhänger versorgte. „Wohnst Du hier alleine?“
„Ja. Ich weiß, für eine Person ist es etwas groß, aber ich fand es einfach so wunderschön und auch einen
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