Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
ihr hämisches Lachen zu hören. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich in dem Moment am liebsten gemordet hätte.“
„Da hatte ich aber wirklich Glück, dass ich mit dem Leben davon gekommen bin“, sagte Karen in angestrengt ernstem Ton, wobei sie Mühe hatte, ein Lachen zu unterdrücken.
„Das ist überhaupt nicht witzig“, protestierte Sarah, die dann aber selbst lachen musste.
„Aber Spaß bei Seite“, fuhr sie fort, „Du warst mein Retter in höchster Not. Ich weiß wirklich nicht, wie ich diesen Tag überstanden hätte. Scheinbar hatte das Schicksal ein Einsehen mit mir und meinte es gleich besonders gut.“
„Wieso?“
„Nicht nur, dass mir bei diesem Wolkenbruch überhaupt jemand hilft, sondern dass ich jetzt auch noch hier in diesem schönen Haus sitze, zusammen mit der wahrscheinlich einzigen Lesbe weit und breit.“ Dabei sah sie Karen tief in die Augen. Die verschluckte sich fast und fragte erstaunt: „Wie kommst Du denn da drauf?“
„Liege ich falsch?“
„Nein, aber woher wusstest Du das?“
„Ich gebe zu, es war geraten. Jedenfalls zu einem kleinen Prozentsatz. Irgendwie hatte ich es gehofft und als Du dann an der Haustür noch den Regenbogenschlüsselanhänger aus Deiner Hosentasche geholt hast, da fühlte ich mich bestätigt.“
„Gut kombiniert und Du hast recht. Die Wahrscheinlichkeit, hier auf dem Land auf eine Lesbe zu treffen, ist wirklich nicht so groß. Zumindest eine geoutete. Da wollte sich das Schicksal wohl bei Dir entschuldigen.“
„Wissen es die Leute denn hier im Ort?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht denken es sich manche oder es gehen Gerüchte rum. Das weiß man hier nie als Zugezogener. Mit den Nachbarn komme ich gut aus. Ich habe noch nie eine Frau hier, seit ich das Haus vor zwei Jahren gekauft habe. Es kann also gut sein, dass es keiner weiß. Aber es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Meine Freunde wissen Bescheid und das ist das Wichtigste. Wie ist es bei Dir?“
„Ich lebe in einem ähnlich kleinen Ort wie Du. Da Christine und ich zusammen gewohnt haben, haben es sich die Leute sicherlich gedacht. Aber es war kein Problem. Außerdem waren wir eh ein bisschen die Sonderlinge. Durch meine Arbeit als Landschaftsgärtnerin sieht mein Garten doch ein wenig anders aus wie alle anderen Gärten und so sind wir in der Straße von vorne herein aufgefallen.“
„Bist Du bei Deiner Arbeit nicht sehr vom Wetter abhängig?“, wollte Karen wissen.
„Natürlich ist es schöner, bei Trockenheit zu arbeiten, als bei Wind und Regen, aber dafür habe ich mittlerweile ein gutes Immunsystem. Nur im Winter ist natürlich einiges weniger zu tun. Da habe ich dann mehr Zeit für andere Sachen. Dafür muss ich im Sommer umso mehr ran. Ich weiß nicht, vielleicht war das der Knackpunkt. Dass ich zu wenig Zeit für Christine hatte, weil ich bei gutem Wetter auch Samstags gearbeitet habe und im Sommer auch bis spät abends, so lange es eben hell war“, sinnierte sie und starrte vor sich hin.
„Hey, hör auf, Du wolltest ihr nicht mehr hinterher trauern“, rüttelte sie Karen wieder auf, „sie hat Dich einfach nicht verdient und damit fertig. Irgendwann wird sie das wahrscheinlich begreifen und kommt wieder angekrochen. Dann wirst Du ihr hoffentlich einen Tritt in den Hintern geben.“
„Das ist lieb von Dir“, meinte Sarah. „Das Schlimme daran ist, dass ich sie wahrscheinlich wieder zurück nehmen würde, weil ich nicht nein sagen kann.“
„Das ist jetzt nicht Dein Ernst?“ fragte Karen ungläubig.
„Doch, leider. Es ist immerhin besser, als alleine zu bleiben.“
„Wer sagt denn, dass Du alleine bleiben würdest?“
„Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal schaffe, mich auf jemand neues einzulassen.“
„Jetzt redest Du aber Unfug. Es sagt auch niemand, dass Du Dich gleich morgen der erst Besten an den Hals schmeißen sollst. Das kommt von ganz alleine, wenn Dir die Richtige über den Weg läuft. Glaub mir.“
„Wenn Du meinst“, sagte Sarah und gähnte dabei herzhaft. Karen musste mit gähnen. „Wärst Du mir böse, wenn ich mich jetzt schon ins Zimmer zurückziehen würde?“ fragte Sarah“, ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich k.o.“
„Überhaupt nicht. Wie Du gerade gesehen hast, bin ich auch nicht mehr sehr fit.“ Karen musste bei dieser Aussage gleich noch einmal gähnen.
„Hast Du alles, was Du brauchst?“, fragte Karen sicherheitshalber noch einmal.
„Ja, danke.“
Karen ließ Sarah im Bad den Vortritt und setzte sich noch
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