Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
großen Garten wollte ich immer haben. Ich musste es damals einfach kaufen.“
„Hast Du konkret nach einem solchen Haus gesucht?“
„Ja und nein. Ich bin Maklerin. Und als mir der Auftrag übertragen wurde, das Objekt zu verkaufen, da habe ich spontan selbst zugeschlagen. Ich kann mir jetzt zwar keine größeren finanzielle Sprünge mehr leisten, aber das war es mir wert.“
„Das kann ich mir vorstellen. Der Vorgarten gibt schon einiges her. Geht es hinterm Haus noch viel weiter?“, fragte Sarah interessiert.
„Noch ein Stückchen. Aber ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt erst einmal rein, damit Du aus den nassen Klamotten raus kommst. Von innen hat man auch einen schönen Blick auf den Garten.“
Karen schloss auf und Sarah folgte ihr. „Du hast es wirklich sehr gemütlich hier“, stellte sie fest.
„Danke. Hier ist übrigens das Bad. Das Angebot mit der Wanne steht.“
„Das ist wirklich nett, aber eine heiße Dusche würde mir schon reichen.“
„Wie Du willst. Hier hast Du noch ein Handtuch. Ansonsten bedien Dich einfach an Duschgel und Shampoo. Und wenn Du einen Fön brauchst, ähm, oder auch nicht“, brach sie den Satz ab, weil Sarah sich grinsend durch ihre kurzen blonden Haare fuhr.
„Ich glaube, ich schaffe es ohne Fön. Trotzdem danke.“
„Dann mal viel Erfolg beim Warmwerden. Wenn Du nichts dagegen hast, würde ich schon mal den Ofen für die Pizza vorheizen. Ich habe nämlich Hunger.“
„Das wäre super. Ich bin auch am Verhungern.“
„Dann bis gleich.“
Karen hatte gerade die Pizza in den Ofen geschoben, da stand Sarah schon wieder vor ihr. Diesmal in Jeans und T-Shirt.
„Das ging aber schnell“, war Karen überrascht.
„Ich wollte nicht auch noch Deine Wasserrechung in die Höhe treiben, wenn Du mich schon mit Essen und Unterkunft versorgst“, gestand Sarah etwas verlegen.
„Rede doch nicht so einen Quatsch. Ich bade so oft im Winter, da kommt es auf eine Dusche mehr oder weniger nicht an.“
„Badest Du wirklich so gerne?“
„Im Winter ja. Bei uns ist das Wetter dann meistens so eklig nass und kalt, dass man die Kälte anders nicht los wird. Außerdem will mein Quietscheentchen auf seine Kosten kommen“, grinste sie.
„Ich habe die kleine Ente im Bad schon gesehen. Ich hatte fast das Gefühl, als ob sie mich mit traurigen Augen anschaut, weil ich dusche und nicht bade.“
„Ich sehe, ihr versteht Euch prächtig. Sie teilt sich nämlich nicht jedem mit. Da ist sie sehr wählerisch.“ Beide mussten lachen und Karen zeigte Sarah das Gästezimmer, wo sie ihre Sachen abstellen konnte.
Nachdem sie beide genüsslich ihre Pizzen gegessen hatten, machten sie es sich auf dem Sofa bequem. „Ich fühle mich wie neu geboren.“Sarah kuschelte sich in die Sofakissen. „Ehrlich gesagt, hätte ich nie geglaubt, dass sich der Tag noch so positiv entwickeln würde.“
„Wie meinst Du das?“
„Als sich heute der Wolkenbruch über mir ergossen hat, kurz nachdem Bonnie gestreikt hat, da war ich ziemlich fertig mit den Nerven. Es war quasi der absolute Tiefpunkt meines Urlaubes.“
„Hattest Du nicht gesagt, dass Du eine schöne Tour hinter Dir hast?“
„Landschaftlich ja. Aber wie ich auch erwähnt habe, war der Trip eigentlich zu zweit geplant. Nur dass mich meine Freundin Christine kurz vor dem Urlaub für ein Luxusweibchen aus Hamburg sitzen gelassen hat. Ich blöde Kuh habe nichts gemerkt. Erst als sie drei Tage vor der geplanten Abreise mit ihren gepackten Sachen vor mir stand und mir eröffnet hat, dass sie aus meinem langweiligen Haus, meinem langweiligen Kaff und meinem langweiligen Leben ausziehen wird. Giselle, ihre Neue, wartete in dem Moment schon in ihrem schnittigen BMW vor der Tür und hat gehupt, weil es ihr zu lange dauerte. Ich bin dann alleine gefahren und hatte gehofft, dass ich den Kopf frei kriege und das alles hinter mir lassen kann. Immerhin waren wir drei Jahre zusammen.“ Karen hörte ihr geduldig zu. Sie konnte nachfühlen, was jetzt wohl in Sarah vorging. „Leider war das nicht so einfach. Während dem Fahren fühlte ich mich zwar frei und Christine war vergessen, aber wenn ich dann abends allein in einem Bett lag, da kam die Einsamkeit mit voller Wucht zurück. Und das hat mich wiederum wütend gemacht. Denn ich habe keine Lust, dass diese blöde Kuh immer noch Macht über mich hat. Ich habe sie in Gedanken verflucht und ihr die Pest an Hals gewünscht. Als dann heute auch noch das Motorrad kaputt ging, war ich mir sicher,
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