Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Gerade als die Bedienung die Kaffees brachte, klingelte Sarahs Handy. „Das war die Werkstatt“, erklärte sie, als sie fertig mit Telefonieren war, „mein Motorrad ist doch schon gegen vierzehn Uhr fertig. Die legen sich da wirklich ins Zeug.“
„Tja, meine Werkstatt eben“, lobte Karen sich selbst. Ihr Lächeln bröckelte jedoch sofort danach und sie fragte: „Ziehst Du dann doch schon heute wieder weiter?“
Sarah rührte eine Zeit lang nachdenklich in ihrem Kaffee herum. „Nein“, sagte sie schließlich, „es würde sich wahrscheinlich nicht mehr lohnen, noch mal woanders hin zu fahren. Außerdem ist Dein Garten noch nicht fertig geplant“, lächelte sie Karen an, die über diese Antwort sichtlich erleichtert schien.
Der zweite Besichtigungstermin lief völlig anders als der erste ab. Die Erbengemeinschaft, bestehend aus drei Geschwistern, war eher unsicher, was den Hausverkauf anging. Sie hatten sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt und sie konnten Karen daher auch nicht auf alle Fragen eine Antwort geben, was das Haus betraf. Auch wenn sie auf diese Weise noch keine vollständigen Daten über das Objekt hatte, konnte sie den Kunden doch eine ungefähre Angabe darüber machen, mit welchem Verkaufspreis sie in etwa für das Haus rechnen konnten, wenn ein Käufer gefunden wurde.
Sarah hielt sich im Hintergrund. Karen hatte sie wie zuvor als Kollegin vorgestellt. Sarah bewunderte Karen, wie selbstsicher sie mit den Kunden sprach und ihnen dadurch auch ein Gefühl der Sicherheit gab. Sie könnte ihr stundenlang zusehen, wie sie so im Licht durchfluteten Wohnzimmer stand und lächelte, auch wenn Sarah wusste, dass es nur ein Geschäftslächeln für die Kundschaft war. „So, das war es. Wir sind hier fertig“, riss Karen sie plötzlich aus ihren Gedanken. Die beiden Frauen verabschiedeten sich von den Geschwistern und gingen zum Auto zurück.
„Wie seid Ihr nun verblieben? Hast Du den Auftrag?“
„Im Großen und Ganzen, ja. Ich brauche noch ein paar fehlende Unterlagen von ihnen und dann werde ich mich um den Verkauf kümmern. Aber Du bist doch quasi daneben gestanden, als wir das besprochen haben. Hast Du in der Zeit schon von Bonnie geträumt?“, stichelte Karen.
„Ich weiß auch nicht, es ist irgendwie an mir vorbei gegangen“, suchte Sarah nach einer Ausrede.
„Ist schon gut, wir fahren gleich zur Werkstatt. Das Wohngebiet hier kann ich noch ein anderes Mal abklappern, zum Beispiel wenn ich Fotos vom Objekt mache.“
„So war das nicht gemeint“, sagte Sarah schnell, „ich will Dich nicht auch noch vom Arbeiten abhalten.“
„Nein, das passt schon. Außerdem ist das Wetter viel zu schön, um sich jetzt hier die Beine in den Bauch zu laufen.“
„Sollen wir statt dessen eine Runde mit Bonnie drehen, wenn sie wirklich schon repariert ist? Sozusagen, um sicher zu gehen, dass sie auch richtig funktioniert und die Heimreise übersteht“, schlug Sarah vor.
„Das können wir gerne machen.“
„Hast Du überhaupt einen Helm und eine Motorradjacke?“
„Ich nicht, aber meine Freundin Anita müsste so etwas haben. Ich rufe sie gleich mal an.“ Karen griff zu ihrem Handy und nach einem kurzen Gespräch waren die Sachen organisiert. „Es klappt“, sagte sie zu Sarah, „ich kann die Sachen gleich abholen. Es liegt auch auf dem Weg. Dann können wir direkt im Anschluss starten.“
„Das wird auch besser sein, denn ich glaube gegen später könnte es wieder Gewittern. Und so nass wie gestern möchte ich ungern noch einmal werden.“
„Dann nichts wie los“, sagte Karen und startete den Wagen.
Anita hatte Helm und Jacke schon gerichtet, als Karen vor der Tür stand. „Wie kommst Du denn plötzlich zu einer Motorrad-Tour?“, fragte sie und blickte neugierig in Richtung Straße, wo Karen ihr Auto geparkt hatte. Sie sah zwar, dass noch jemand im Auto saß, konnte aber durch die spiegelnde Scheibe kaum etwas erkennen.
„Das erkläre ich Dir mal in Ruhe. Die Geschichte glaubst Du mir eh nicht.“
„Oh je, so wie Du strahlst, steckt eine Frau dahinter. Wenn das mal gut geht.“
„Wir fahren nur zusammen Motorrad, mehr nicht“, protestierte Karen.
„Und der Osterhase hat sich bei mir als Au Pair Mädchen vorgestellt.“
„Wirklich. Mehr ist da nicht.“
„Wenn Du meinst“, brummte Anita, „meine Augen sagen mir jedenfalls etwas anderes. Egal, Hauptsache sie bringt Dich heil wieder heim.“
„Das wird sie bestimmt.“
„Na dann, viel
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