Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
die Möglichkeit dazu habe. Außerdem sehe ich so wieder neue Gärten und kann mir Inspiration holen.“
„Von mir aus kein Problem. Aber Du musst mir versprechen, dass Du Dich raus hältst, wenn ich mit den Kunden spreche. Die sind manchmal schon schwierig genug.“
„Das geht natürlich klar. Was kann denn an Maklerkunden schwierig sein?“
„Zum Beispiel, dass sie ein winziges Budget haben und die tollsten Wohnungen erwarten oder dass sie Dir zuerst erzählen, sie wollen keine offene Küche und das Wichtigste sei ein großes Wohnzimmer. Alles andere wäre egal. Wenn ich dann eine entsprechende Wohnung gefunden habe, ist die Küche zu erdrückend für sie und sie machen ein langes Gesicht, weil das Bad klein ausfällt und eine Badewanne fehlt. Und das ist noch harmlos.“
„Dann lasse ich mich mal überraschen, was heute geboten ist von Deinen Kunden.“
„Der erste Termin ist um zehn Uhr. Ich muss bis dahin noch einiges recherchieren. Fühl Dich also wie zu Hause.“
Karen zog sich ins Arbeitszimmer zurück und Sarah ging durch die Terrassentür in den Garten. Dort vertiefte sie sich in ihre Skizzen vom Garten, bis Karen ihr Bescheid gab, dass es Zeit war, zu gehen.
„Der jetzige Kunde ist Anfang Dreißig“, erklärte Karen während der Fahrt. „Er hat die letzten drei Jahre im Ausland gelebt und sucht nun eine drei bis vier Zimmer Wohnung hier in der Gegend. Geld genug hat er wohl, denn er hat ein sehr hohes Budget angesetzt. Vielleicht protzt er aber auch nur. Das ist dann auch meine Aufgabe als Makler, die Vermieter davor zu bewahren, sich jemanden ins Haus zu holen, der nachher keine Miete zahlen kann.“
„Ach so und das würde dann auch negativ auf Dich zurückfallen.“
„Genau, aber bei ihm habe ich eigentlich ein gutes Gefühl. Er arbeitet bei einer größeren Firma in der Nachbargemeinde und dort sehen wir uns auch eine Wohnung an.“
Der junge Mann wartete schon vor dem Objekt, als die beiden Frauen eintrafen. Karen begrüßte ihn und stellte Sarah als Maklerkollegin vor, während sie ihr dabei heimlich zuzwinkerte. Die Besichtigung lief sehr gut. Dem Kunden schien das Objekt zu gefallen. Jedenfalls war er bester Laune und hatte in keinem der Zimmer etwas zu beanstanden. Sarah, die in jedes Zimmer mit hinein ging, hatte jedoch langsam den Verdacht, dass der Kunde mehr an Karen als an der Wohnung interessiert schien. Wenn sie es richtig mitbekam, lag das unter anderem daran, dass Karen auch tatsächlich en wenig mit ihm flirtete. Am Ende der Besichtigung war der Kunde sehr zufrieden mit dem Objekt. Er wollte sich jedoch noch nicht festlegen, ob er tatsächlich die Wohnung mieten würde. Stattdessen wollte er die beiden Frauen zum Essen einladen. Karen lehnte jedoch ab und gab vor, dass sie im Anschluss zu einem Termin mit Sarahs Kunden müssten. Daher verabschiedeten sie sich auch sehr schnell von dem jungen Mann. Als sie wieder im Auto saßen, fragte Sarah etwas verdutzt: „Was war denn das eben? Du bist aber ganz schön abgebrüht.“
„Entschuldigung, hättest Du mit ihm essen gehen wollen?“
„Nein.“
„Na also.“
„Ich meinte auch eher das Geflirte die ganze Zeit. Machst Du allen Deinen Kunden schöne Augen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich gebe zu, bei ihm konnte ich nicht anders. Ich hatte das Gefühl, dass er denkt, mit Geld kann man alles haben und ich wollte ihm einen kleinen Dämpfer verpassen.“
„Noch hat er nicht unterschrieben. Meinst Du nicht, Du vergraulst ihn so vielleicht?“
„Das könnte schon passieren, aber beschweren kann er sich auf jeden Fall nicht über mangelnde Zuwendung von mir. Außerdem glaube ich, dass er heute noch anrufen wird, um eine Zusage zu machen. Wollen wir wetten?“
„Ums Abendessen?“
„Gilt. Wenn Du überhaupt noch so lange hier bist.“
„Das werde ich wohl sein. Da die Werkstatt noch nicht angerufen hat, wird es heute nichts mehr mit einer weiteren Etappe. Aber ich wollte mich nicht selbst einladen. Ist es überhaupt in Ordnung, wenn ich noch mal eine Nacht bleibe?“, fragte sie etwas unsicher.
„Natürlich, ich freue mich. Ehrlich.“
„Schön, dann auf zum nächsten Termin. Du musst schließlich Geld verdienen, wenn Du ständig Landstreicher in Deinem Haus aufnimmst.“
„Bis dahin haben wir noch ein wenig Zeit. Darf ich die Frau Landstreicherin so lange noch zu einem Kaffee einladen?“
„Gerne.“
Karen hielt in der Nähe eines kleinen Cafes, wo sie sich draußen in die Sonne setzen konnten.
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