Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
kurz an ihren PC, um die Termine für morgen durch zugehen. Nachdem Sarah fertig war und sich für die Nacht verabschiedete, ging auch sie ins Bad und zog sich danach ins Schlafzimmer zurück. Als sie im Bett lag, musste sie innerlich den Kopf schütteln. Manchmal schrieb das Leben wirklich komische Geschichten. Hätte ihr noch am Morgen jemand erzählt, dass sie über Nacht eine ihr völlig fremde Lesbe bei sich schlafen lassen würde, hätte sie nur gelacht. Und zugegebener Maßen, so ganz fremd waren sie sich schließlich auch nicht mehr. Immerhin hatten sie sozusagen schon ein gemeinsames Abenteuer im Regen erlebt und so etwas verband schließlich. Irgendwie jedenfalls. Karen merkte, dass sie sich eigentlich nur versuchte, die Situation schön zu reden, denn es konnte gut sein, dass sie morgen früh aufstand und die andere mit Sack und Pack und dem Bargeld aus ihrem Haus verschwunden war. Und sie könnte der Polizei noch nicht einmal das Kennzeichen vom Motorrad sagen. Mit all diesen Gedanken im Kopf schlief sie schließlich ein und träumte davon, hinter Sarah auf dem Motorrad zu sitzen und mit ihr durch die Berge zu fahren.
Nachdem Karen am nächsten Morgen durch ihren Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde, war es still im Haus. Während sie sich ihrer Schlafzimmertür näherte, machte sie sich schon auf alles gefasst, was sie wohl dahinter vorfinden würde. Eine durchwühlte Wohnung zum Beispiel? Oder vielleicht schlief Sarah auch einfach nur noch und sie hörte deshalb nichts. Mit klopfendem Herzen griff sie zur Klinke und öffnete leise die Tür. Sie sah Sarah an einem Fenster sitzen. Offensichtlich hatte sie sich einen Stuhl davor gestellt, so dass sie direkten Blick nach draußen hatte. Sie hielt einen Block in der Hand, auf dem sie etwas zeichnete. Da sie mit dem Rücken zu ihr saß, bemerkte sie Karen erst, als diese direkt hinter ihr stand. Sie drehte sich zu ihr um und sagte freundlich: „Guten Morgen.“
„Guten Morgen“, antwortete Karen, „bist Du schon lange wach?“
„Nein, noch nicht sehr lange.“
„Hast Du gut geschlafen?“
„Ja, danke. Das Bett war sehr bequem.“
„Das freut mich. Willst Du Kaffee zum Frühstück oder lieber Tee?“
„Kaffee wäre schön. Ich helfe aber gerne mit.“ Sarah legte den Block zur Seite und folgte Karen in die Küche. Der Tisch war schnell gedeckt und während sie am Frühstücken waren, blickte Karen neugierig zu dem Block rüber. „Was machst Du denn schon so fleißig am frühen Morgen?“
„Ich habe mir ein paar Gedanken über Deinen Garten gemacht.“
„Über meinen Garten?“
„Ja. Ich würde mich für Deine Gastfreundschaft gerne bedanken. Wenn Du willst, könnte ich Dir ein paar Vorschläge für Deine Gartengestaltung machen.“
„Das könnte bestimmt nicht schaden. Ich habe ihn ziemlich vernachlässigt in letzter Zeit.“
„Soll ich mich der Sache also annehmen?“
„Wenn Du dann auch mithilfst, ihn zu gestalten, gerne. Oder ist das nicht im Preis mit inbegriffen?“, grinste Karen.
„Das werden wir noch sehen. Erst mal werde ich mit ein paar Ideen spielen. Ob dann wirklich was daraus wird, musst Du erst noch entscheiden.“
„Ich lasse mich überraschen.“
„Wie sieht Dein Tag heute aus?“, wechselte Sarah das Thema. „Musst Du nicht bald zur Arbeit?“
„Nicht wirklich, da ich mein Büro sozusagen hier im Haus habe. Das Arbeitszimmer, in dem ich meinen PC mit all meinen Unterlagen habe, ist oben im Haus. Es stehen aber zwei Auswärtstermine an. Zuerst habe ich einen Besichtigungstermin mit einem jungen Herrn, der eine neue Wohnung zur Miete sucht. Dann folgt noch ein Termin mit einer Erbengemeinschaft, die ein Haus verkaufen wollen und mir das Haus heute zeigen. Im Anschluss will ich in dem Wohngebiet noch ein wenig meine Fühler ausstrecken und mich umhören. Vielleicht gibt es noch andere, die dort in naher oder ferner Zukunft verkaufen wollen. Irgendwie muss ich schließlich an meine Kundschaft kommen.“
„Klingt plausibel.“
„Und was wirst Du heute machen?“
„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ohne Bonnie sitze ich hier fest. Oder habt Ihr bei Euch im Ort irgendwelche Sehenswürdigkeiten, die ich zu Fuß entdecken kann?“
„Außer einen alten Brunnen und ein Stück historische Stadtmauer kann ich Dir leider nichts bieten.“
„Könnte ich Dich denn begleiten? Zu Deinen Terminen meine ich? Ich würde gerne sehen, wie Du arbeitest. Ich schnuppere gerne mal bei anderen Berufen rein, wenn ich
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