Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
bei sich herum liegen haben. Als sie am späten Nachmittag den letzten Kundentermin hinter sich gebracht hatte, fuhr sie auf direktem Weg zu ihrer Freundin. Anita war verheiratet und hatte eine kleine Tochter, die gerade in die Schule gekommen war. Dementsprechend war es zuerst noch ein Kampf, bis sie zusammen Abend gegessen hatte und Anitas Mann die kleine Julia ins Bett gebracht hatte. Danach hatten die beiden Frauen endlich Zeit und Ruhe, sich zu unterhalten.
„Also, jetzt erzähl mal. Mit wem bist Du da gestern durch die Gegend gekurvt?“, wollte Anita wissen.
Karen berichtete, wie es ihr in den letzten Tagen ergangen war. Anita ließ sie erzählen. Sie gab hin und wieder ein Kopfschütteln von sich, unterbrach Karen aber nicht.
„Tja und jetzt sitze ich hier wie ein begossener Pudel und weiß überhaupt nicht, was eigentlich passiert ist. Ich komme mir vor, als wäre ein Wirbelsturm über mich hinweg gefegt, der aus dem Nichts kam und dorthin auch wieder verschwunden ist.“
„Sturmtief Sarah sozusagen“, konnte sich Anita ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Ich finde das überhaupt nicht lustig.“ Karen fand Anitas Reaktion eher unpassend.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sich Anita, „aber diese Geschichte ist einfach so unglaublich. Wenn ich nicht selbst gestern jemanden in Deinem Auto gesehen hätte, würde ich Dich zum Drogentest schicken.“
„So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mir einen One-Night-Stand einbilden muss.“
„War es das denn? Ein One-Night-Stand?“
“Für mich definitiv nicht. Aber für sie anscheinend schon oder würdest Du die Botschaft anders verstehen?“
„Nein“, musste Anita zugeben.
„Es wäre auch zu schön gewesen. Ich habe zwar niemanden gesucht, aber sie war das, was ich mir unter Traumfrau vorstellen würde. Es hat einfach so gut gepasst zwischen uns. Jedenfalls dachte ich das, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Wahrscheinlich hat sie mir die ganze Zeit nur was vorgespielt. Wer weiß, vielleicht ist sie nicht einmal Landschaftsgärtnerin.“
„Das ließe sich überprüfen.“
„Wie das?“
„Dein Freund das Internet. Als Landschaftsgärtnerin wird sie sicherlich im Telefonbuch stehen oder sonst wie Werbung für sich machen. Wie heißt sie mit Nachnamen?“
„Ich weiß es nicht“, wurde es Karen in diesem Moment bewusst, was ihre Laune noch mehr sinken ließ, „sie hat es mir zwar mal gesagt, aber ich habe es wieder vergessen. Ich weiß nur noch, dass es irgendwas mit Natur zu tun hat und fand es deshalb sehr passend bei ihrem Beruf.“
„Das ist doch schon mal etwas. Dann schauen wir in den gelben Seiten von ihrer Region und werden dann auf diesem Weg zum Ziel kommen. Wo wohnt sie?“
„Das weiß ich auch nicht. Irgendwo zwischen Hamburg und Holland“, antworte Karen unsicher.
„Du bist wirklich eine große Hilfe“, stellte Anita fest.
„Es ist doch auch egal, denn es ändert nichts an der Tatsache, dass sie einfach so abgehauen ist. Da kann es mir nun wirklich egal sein, ob es gestimmt hat oder nicht. Fakt ist, sie ist weg und das wird seinen Grund haben. Es sollte also nicht sein.“
„Ich sehe schon, wir sollten in nächster Zeit mal wieder mehr miteinander unternehmen, damit Du auf andere Gedanken kommst und damit Du mal wieder unter Leute kommst. Vielleicht findet sich da dann überraschend jemand, der Dich von deinem Kummer ablenkt.“
„Lass mal, mein Bedarf für Abenteuer ist für die nächste Zeit mehr als gedecktt.“
„Wir werden sehen, manchmal geht es schneller, als man denkt.“
Karen blieb noch eine Weile bei ihrer Freundin, dann fuhr sie wieder nach Hause. Als sie in ihr Schlafzimmer ging, blieb sie einen kurzen Moment vor ihrem Bett stehen. Die Decken lagen immer noch so zerwühlt da wie am Morgen. Karen kroch unter die Decke und rollte sich auf die Seite, auf der Sarah gelegen hatte. Das Kissen roch sogar noch nach ihr, jedenfalls bildete Karen sich das ein. Es dauerte lange, bis sie einschlafen konnte. Im Schlaf wälzte sie sich die ganze Nacht über hin und her und wachte am nächsten Morgen völlig gerädert auf. Das Erste, was sie nach dem Aufstehen tat, war die Bettwäsche wechseln. Sie wollte Sarah so schnell wie möglich vergessen und bei der Bettwäsche fing sie an. Mit wenigen Handgriffen verschwanden die Bezüge in der Waschmaschine. Das wäre schon mal geschafft. Mit allem anderen ging es leider nicht so einfach. Karen wurde an allen Ecken und Enden an Sarah erinnert. Sei
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