Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
nicht gehen wollte.
Als sie am Dienstagabend vor ihrem PC saß und schon eine halbe Stunde auf das Formular getsarrt hatte, mit dem sie normalerweise neue Objekte auf ihre Homepage stellte, klingelte ihr Handy. „Walser?“, meldete sich Karen, gespannt, woher ihr die Festnetznummer auf dem Display bekannt vor kam.
„Hallo, hier ist Staller. Ich hatte am Samstag ihr Haus besichtigt.“
„Ja“, antwortete Karen. Es war also die Nummer von dem Buchladen gewesen, von dem aus die Dame jetzt anrief.
„Gibt es für Ihr Haus inzwischen schon andere Interessenten?“
„Es gab die eine oder andere Anfrage“, log Karen und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
„Es ist nämlich so, dass meine Chefin das Haus gerne kaufen möchte und ich soll fragen, wann sie Zeit hätten, die Verträge fertig zu machen.“
„Wie bitte?“ Karen verschluckte sich vor Schreck und begann zu Husten. „Entschuldigung“, sagte sie, als sie sich wieder gefangen hatte, „Ihre Chefin hat das Haus doch noch gar nicht selbst gesehen.“
„Ich weiß, ich finde es auch ein bisschen merkwürdig, aber sie hat es sich wohl von außen mal angeschaut und scheinbar hat ihr gereicht, was ich ihr von der Innenaufteilung erzählt habe. Außerdem möchte sie möglichst schnell hierher ziehen. Deshalb soll ich auch fragen, ob Sie vielleicht morgen schon Zeit hätten. Oder ist das zu kurzfristig?“
„Ein bisschen mehr Vorlaufzeit brauche ich wirklich. Zudem wird sie das Haus auch nicht gleich beziehen können. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich ausgezogen bin.“ Karen geriet ein wenig in Panik. Was sollte das Ganze? Warum sollte ausgerechnet ihr Haus so schnell verkauft werden? In dem Moment fiel ihr etwas ganz anderes ein. „Aber sagen Sie mal, ihre Chefin weiß doch noch gar nicht, wie viel das Haus kosten soll.“
„Fragen Sie mich nicht warum, aber es scheint ihr egal zu sein.“
„Vor dem Wochenende werde ich es nicht mehr schaffen. Bitte richten Sie ihrer Chefin aus, wie viel das Haus kosten soll. Ich möchte mir nicht die ganze Mühe machen und dann springt sie doch wieder ab.“ Karen nannte der Frau am Telefon einen deutlich überteuerten Verkaufspreis für ihr Haus. Wie erhofft schnappte die andere erst einmal kurz nach Luft bevor sie antwortete: „Ich werde es ausrichten und melde mich die nächsten Tage wieder.“
„Tun Sie das“, sagte Karen und verabschiedete sich. „Von mir aus brauchst Du gar nicht mehr anrufen“, zischte sie ihr Handy an, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. Es war wirklich eine völlig bescheuerte Idee gewesen, ihr Haus verkaufen zu wollen. Sie würde nie etwas anderes finden, wo sie sich genauso wohl fühlen würde wie hier. Zu groß war das Haus auch nicht. Sie musste die bisher mehr oder weniger leer stehenden Zimmer nur sinnvoll nutzen. Zum Beispiel konnte sie sich doch endlich einmal den Billard-Tisch leisten, von dem sie schon immer geträumt hatte und gegen die Einsamkeit konnte eine Katze helfen. Nein, besser zwei. Schließlich war sie auch oft außer Haus. Anita würde bestimmt das Füttern übernehmen, wenn sie mal für ein paar Tage nicht da war.
Karen fühlte sich, als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht. Statt ihr Haus ins Internet zu stellen, rannte sie zu ihren Fenstern und riss die Verkaufsschilder wieder weg. Danach kehrte sie zu ihrem PC zurück und informierte sich, wie viel ein Billard-Tisch kosten würde. Anschließend ging sie auf die Homepage des örtlichen Tierheims und sah sich die Bilder der Katzen an, die ein neues Zuhause suchten. Am liebsten wäre sie sofort hingefahren und hätte alle mitgenommen. Aber sie bremste sich und beschloss, am nächsten Tag erst einmal mit Anita zu sprechen, ob sie wirklich die Patenschaft für Katzen übernehmen würde.
Als sie am Abend ins Bett ging, schlief sie mit einem Lächeln ein und träumte davon, wie lauter kleine Katzen durch ihr Haus und ihren Garten sprangen.
Am nächsten Morgen fühlte sich Karen frei und beschwingt. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie der Gedanke in Wirklichkeit belastet hatte, aus ihrem Haus ausziehen zu müssen.
Ihre Kundengespräche verliefen an diesem Morgen wie am Schnürchen. Ihre gute Laune war ansteckend und sie hätte wahrscheinlich sogar ein Grundstück auf dem Mond verkaufen können, so sehr sprühte sie vor Energie und Überzeugungskraft.
Ihr Höhenflug wurde jedoch jäh gestoppt, als sie am Nachmittag wieder nach Hause kam. Auf ihrem Hof standen lauter Kisten und
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