Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
aussuchst. Wo willst Du sie holen? Weißt Du das schon?“
„Ich würde am Wochenende gerne ins Tierheim. Wenn Julia und Du Zeit haben, dann können wir die Sache in Angriff nehmen.“
„Aber wehe Julia schleppt nach dem Besuch im Tierheim auch zu uns ein Viech nach Hause.“
„Da kann ich dann nichts für.“
Anita stellte das Auto auf einem großen Parkplatz ab. „Den Rest müssen wir zu Fuß gehen“, erklärte sie.
„Wo findet die Lesung eigentlich statt?“, fragte Karen.
„In Martins Leseecke.“
„Was?“ Karen blieb abrupt stehen. „Du willst mich auf den Arm nehmen.“
„Wieso?“ Anita war verwirrt über Karens heftige Reaktion.
„Weil das genau der Buchladen ist, bei dem diese Frau Staller arbeitet, deren Chefin angeblich mein Haus kaufen wollte.“
„In dem Fall wird es gleich doppelt spannend. Ich lerne Heike Rassal endlich persönlich kennen und Du kannst Dich vom Wahrheitsgehalt dieser ominösen Geschichte überzeugen. Zur Not kannst Du der Dame gleich sagen, dass das Haus nicht mehr zum Verkauf steht.“
Karen hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Am liebsten hätte sie Anita allein in den Laden gehen lassen und hätte sich so lange in eine Kneipe gesetzt. Aber Anita ließ jedoch nicht locker und zog sie schließlich in den Buchladen mit hinein. Ein Schild wies darauf hin, dass die Lesung im hinteren Bereich stattfinden würde. Karen blickte sich panisch im Laden um. Sie vermutete hinter jeder Ecke Frau Staller. Als sie im Lesungsraum dann tatsächlich auf sie stieß, war es jedoch die Angestellte des Buchladens, die kreidebleich wurde.
„Guten Abend Frau Staller“, sprach Karen sie ganz souverän an, „gut, dass ich Sie treffe.“
„Guten Abend“, sagte die Angestellte und fühlte sich offensichtlich sehr unwohl in ihrer Haut.
„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es mit dem Hausverkauf nun doch leider nichts wird. Es ist bereits an jemand anderen vergeben.“
„Wieso? Ich dachte doch, sie würden es vor dem Wochenende nicht schaffen mit den Verträgen?“
„Das stimmt. Aber gestern hat sich eine nette Familie das Haus angesehen“, log Karen. „Die vier waren mir so sympathisch, dass ich mich für sie entschieden habe. Nehmen Sie das bitte nicht persönlich, aber es war mir schon wichtig, dass ich das Haus nicht an irgendwen verkaufe. Da ich ihre Chefin nie persönlich kennen gelernt habe, ist mir die Wahl leichtgefallen.“
Karens Gegenüber war deutlich niedergeschlagen. „Dann werde ich das leider so weitergeben müssen“, sagte sie und Karen hatte das Gefühl, dass die Frau über diese plötzlich Wendung tatsächlich traurig war. Sie konnte Karen auch gar nicht in die Augen schauen, sondern verschwand durch eine Seitentür aus dem Raum.
„Also, ich weiß nicht. Irgendwas ist hier doch oberfaul“, sagte Karen, während sie sich mit Anita einen Platz in den aufgestellten Stuhlreihen suchte.
„Wieso? Was ist denn?“
„Hast Du die Frau gesehen, mit der ich geredet habe und die dann fluchtartig den Raum verlassen hat?“
„Ja. Ich dachte, die muss aber dringend aufs Klo.“
„Das war die Staller und als sie mich gesehen hat, wäre sie am liebsten gleich abgehauen. Ich habe ihr dann erzählt, dass das Haus bereits verkauft ist. Da war sie dann beinahe geschockt.“
„Vielleicht solltest Du sie nachher noch einmal fragen, was wirklich dahinter steckt“, meinte Anita, „aber jetzt lass uns erst einmal die Lesung genießen. Die Autorin wird Dir bestimmt gefallen und wenn ja, dann musst Du Dich ran halten. Denn wenn ich das richtig einschätze, dann hast Du hier einiges an Konkurrenz sitzen.“
Karen musste zugeben, dass außer ihr offensichtlich noch andere Lesben zu der Lesung gekommen waren.
Nach und nach füllten sich die Plätze und Karen war überrascht, dass es außer Anita wohl tatsächlich noch viele andere Bewunderer gab. Auch einige Männer waren gekommen.
Auf einmal wurde das Licht im Raum ein wenig gedimmt und ein Mann trat vor die Menge. „Guten Abend zusammen. Ich freue mich, dass so viele Fans von Heike Rassal heute Abend zu uns gekommen sind. Noch mehr freue ich mich, dass sich Frau Rassal unseren kleinen Buchladen ausgesucht hat, um ihr neuestes Werk zu präsentieren. Bitte heißen Sie sie zusammen mit mir herzlich Willkommen. Heike Rassal.“
Der Mann ging zur Seite und die Zuhörer begannen zu klatschen. Dann kam eine Frau zur Seitentür herein, verbeugte sich kurz vor den Anwesenden und setzte sich an den Tisch, der für die
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