Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Lesung vorbereitet worden war. Im gleichen Moment erhob sich Karen von ihrem Stuhl und rannte aus dem Raum.
Anita und ein paar andere Zuhörer sahen ihr nach. Im Gegensatz zu den anderen jedoch, die sich wieder nach vorne drehten, lief Anita ihr hinterher.
Karen rannte aus dem Buchladen in Richtung Parkplatz. Erst kurz vor dem Auto holte Anita sie ein. „Was ist denn in Dich gefahren?“, keuchte sie, als Karen endlich stehen geblieben war.
„Es ist Sarah.“
„Was?“
„Es ist Sarah“, wiederholte Karen noch einmal.
„Wer?“
„Die Autorin. Die Frau, die sich an den Tisch gesetzt hat.“
„Was? Heike Rassal ist Sarah? Das gibt es doch nicht. Hat sie Dich erkannt?“
„Ich weiß es nicht. Ich hatte nicht das Bedürfnis danach, ihr zu winken.“
„Wir gehen da jetzt wieder rein.“
„Ohne mich.“
„Natürlich. Ich möchte, dass sie uns sofort eine Erklärung für das ganze Theater gibt.“
„Das kannst Du vergessen, mich kriegen da keine zehn Pferde mehr rein.“
„Diese Arme haben zwanzig PS“, sagte Anita und zog Karen mit sich. Die riss sich jedoch los und verschränkte die Arme.
„Ich meine es ernst, Anita. Ich will da nicht mehr hin.“
„Ist ja gut, ich habe verstanden. Aber ich will hin. Dann komm wenigsten mit in den Buchladen. Du bleibst einfach so lange vorne in der Leseecke, während hinten die Lesung statt findet. Da sieht Dich keiner und Du kriegst mit, wenn die Veranstaltung fertig ist.“
Karen nickte und sie gingen wieder zurück. „Aber versprich mir, dass Du sie nicht darauf ansprichst.“
„Wieso? Sie soll sagen, was das ganze sollte.“
„Nein, ich will es nicht. Sie wird ihre Gründe gehabt haben und fertig.“
„Du willst es gar nicht wissen?“
„Nein. Es wird nur noch mehr weh tun.“
„Ist in Ordnung, ich sage nichts. Auch wenn es mir schwer fallen wird.“
Vor dem Buchladen zögerte Karen noch einmal kurz, aber Anita zog sie mit sich und diesmal ließ Karen es geschehen.
„Kann ich hier vorne auf meine Freundin warten?“, fragte sie den Mann an der Kasse, der die Lesung zuvor eröffnet hatte.
„Natürlich, aber wollen Sie nicht auch an der Lesung teilnehmen?“
„Danke, nein. Ich bin kein Krimi-Fan“, antwortete sie und setzte sich auf einen der gemütlichen Sessel, während Anita wieder in den Nebenraum ging.
Da der Buchladen nun offiziell geschlossen war und keine Kundschaft mehr kam, wurde es langsam sehr ruhig um Karen. Sie hörte immer mehr die Geräusche aus dem Nebenraum. Auch die Stimme von Sarah drang ab und an zu ihr durch. Irgendwann konnte sie es nicht mehr aushalten und schlich an die Tür, um sich die Lesung heimlich anzuschauen.
Sarah saß dort vorne hinter dem Tisch, auf dem eine kleine Leselampe stand, und las aus ihrem Buch vor. Hin und wieder brachte sie die Zuhörer durch kleine Ergänzungen und Kommentare zum Lachen. Sie war einfach wunderschön, wie sie so da saß und ins Publikum lächelte. Karen fühlte wieder den inneren Kampf in sich, denn das war wieder die Sarah, die sie damals kennen gelernt hatte. Die vor Freundlichkeit und Lebensfreude sprühte. Es passte einfach gar nicht zu dem, was sie mit ihr abgezogen hatte, so dass sich Karen im Nachhinein wie ein naiver Teenager vorgekommen war, der nur in die Kiste gezerrt werden sollte.
Als die Leute anfingen zu klatschen, schreckte Karen wieder aus ihren Gedanken auf. Die Autorin bedankte sich für die zahlreichen Zuhörer und forderte die Anwesenden auf, noch Fragen zu stellen, falls sie welche hatte. Es ergab sich eine nette, kleine Gesprächsrunde und im Anschluss konnten die Fans noch Bücher kaufen und sie gleich signieren lassen.
Nach und nach verließen die Zuhörer den Buchladen und der Raum leerte sich. Karen sah sich zunächst alles aus sicherer Entfernung an. Erst ziemlich spät wurde ihr bewusst, dass Anita die Letzte in der Schlange derer war, die ein Autogramm von Sarah haben wollten. „Mach jetzt bloß keinen Scheiß“, murmelte Karen, während Anita Schritt für Schritt immer näher an Sarah heran rückte.
„Schreiben Sie bitte `Für Anita`“, sagte Karens Freundin und legte Sarah das Buch hin. Die war offenbar langsam ein bisschen müde, denn sie sah schon gar nicht mehr auf, während sie ihre Unterschrift ins Buch setzte.
„Danke, Sarah“, Anita konnte es sich einfach nicht verkneifen, die Autorin mit ihrem richtigen Namen anzusprechen. Die von ihr erwünschte Wirkung blieb nicht aus. Sarah blickte irritiert zu ihr auf. Dann ging ihr
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