Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Zimmer nutze ich wirklich? Ich will gar nicht wissen, wie dick die Staubschicht in den leer stehenden Zimmern ist.“
„Und das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass Dich die Dame aus dem Norden ein wenig aus dem Tritt gebracht hat?,“ wollte Anita wissen.
„Was soll Sarah denn damit zu tun haben?“
„Ich weiß auch nicht, aber seit dieser Sache mit ihr bist Du irgendwie anders.“
„Was meinst Du mit anders?“
„Du bist nicht mehr so fröhlich. Du bist nachdenklicher geworden.“
„Wahrscheinlich werde ich einfach älter und komme langsam an einen Punkt, an dem ich für mich entscheiden muss, wie ich mir die Zukunft vorstelle.“
„Ich dachte, dass hättest Du schon getan, bevor Du Dir das Haus hier gekauft hast.“
„Das dachte ich auch. Aber es ist nun mal so, dass ich mich hier nicht mehr wohl fühle. Oder besser gesagt, es fühlt sich nicht mehr richtig an, dass ich hier alleine in diesem großen Haus wohne.“
„Und hast Du schon etwas Neues in Aussicht?“
„Nein, ich habe auch noch gar nicht richtig gesucht. Außerdem möchte ich erst einmal abwarten, ob es überhaupt Interessenten für das Haus gibt.“
„Es kommt, wie es kommen soll.“
„So sehe ich das auch. Ich vertraue da jetzt mal ganz dem Schicksal.“
„Deine Ruhe möchte ich haben.“
„Ruhe ist das weniger, ich drücke mich eher um eine eigene Entscheidung, dann kann ich später nicht dafür verantwortlich gemacht werden.
„Eine prima Taktik“, sagte Anita und schüttelte den Kopf. „In dem Fall spiele ich jetzt auch einmal Schicksal und sage Dir, dass wir am Mittwochabend zusammen weggehen.“
„Ach ja? Und wohin gehen wir?“
„Zu einer Buchlesung.“
„Soll mich das jetzt vom Hocker reißen?“
„Und ob. Du weißt doch, dass ich so gerne Krimis lese und da konnte ich es heute morgen gar nicht glauben, als in der Zeitung stand, dass Heike Rassal hier her kommt, um ihr neues Buch vorzustellen.“
„Muss ich die kennen?“ Karens Begeisterung hielt sich immer noch in Grenzen.
„Das ist die, die immer die Bücher mit der lesbischen Kommissarin schreibt. Da habe ich Dir schon von erzählt.“
„Stimmt, irgendwas hast Du mal erzählt. Aber Du liest so viel, da kann man sich einfach nicht alles merken.“
„Jedenfalls kommt sie zu einer Lesung hier her und wir werden hin gehen.“
„Und was soll ich da?“, fragte Karen. „Ich habe keine Ahnung von ihren Büchern.“
„Das ist egal. Ich bin mir sicher, ich bin nicht der einzige Fan von ihr hier aus der Gegend und zu ihren Lesern gehört bestimmt auch die eine oder Frau, die zur Familie gehört.“
„Das steckt also dahinter. Du willst mich verkuppeln“, erkannte Karen.
„Nein, ich will Dich nicht verkuppeln“, verteidigte sich Anita, „also jedenfalls nicht direkt. Ich dachte nur, dass Du da vielleicht eine nette Frau kennen lernen könntest. Wenn dann mehr daraus wird, ist das Deine Sache.“
„Ich meinte das eigentlich ernst, dass ich gerade kein Bedürfnis nach einer Frau habe.“
„Das sage ich auch nicht. Ich meine ja nur. Alles kann, nichts muss.“
„Ich werde mir das stark überlegen, ob ich da wirklich mit hingehe.“
„Tu es mir zu Liebe. Schließlich brauche ich eine Beschützerin, falls da wirklich ein paar Lesben auftauchen. Nicht, dass noch eine von denen über mich herfällt.“ Sie musste schon selbst grinsen, während sie das sagte.
„Also gut, ich überlege es mir.“
„Danke“, strahlte Anita und so war auch dieses Thema erledigt.
Nachdem Anita und ihre Tochter wieder weg waren, räumte Karen die Terrasse auf und kümmerte sich noch ein wenig um den Garten. Wenigstens das Unkraut wollte sie beseitigen, falls doch unverhofft ein Interessent für das Haus plötzlich auftauchen würde. Auch wenn sie das kaum für möglich hielt.
Sie wurde jedoch eines Besseren belehrt, denn als sie gerade wieder rein ging, klingelte es an der Haustür. Eine junge Dame stand vor der Tür und sah sie etwas schüchtern durch ihre Brillengläser an, nachdem Karen geöffnet hatte. „Ist das Haus hier wirklich zu verkaufen?“, fragte die Frau.
„Ja“, antwortete Karen, die damit überhaupt nicht gerechnet hatte.
„Wann könnte man das Haus mal besichtigen?“
„Wenn Sie wollen, jetzt gleich, falls Sie die Unordnung nicht stört.“
„Das macht mir nichts.“
„Dann kommen Sie doch herein.“ Karen war froh, dass sie am Morgen erst ihren Haushalt erledigt hatte und es einigermaßen sauber im Haus war.
Die junge
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