Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
hatte sich so in Rage geredet, dass die Tante keine Chance hatte, etwas zu erwidern. Als sie fertig war und die Tante gerade Luft holte um ihrerseits etwas zu sagen, nahm Anette Tanja bei der Hand und zog sie mit sich. „Komm, das müssen wir uns nicht länger antun. Wir haben Besseres zu tun.“
Tanja war so überrumpelt, dass sie brav hinter Anette hertrabte, bis sie aus dem Blickfeld der Tante waren. Anette blieb stehen und drehte sich um. „Entschuldige bitte, aber sie hat mich einfach zur Weißglut getrieben.“
„Ich habe es gemerkt. Du hast Dich wirklich sehr eindrucksvoll zur Wehr gesetzt“, meinte Tanja.
„Ich hoffe, dass war in Ordnung für Dich?“, fragte Anette etwas unsicher.
„Das war es, aber ich muss zugeben, dass ich an einer Stelle nicht ganz mitgekommen bin.“
„Was meinst Du?“
„Du liebst mich?“
„Wie?“
„Du hast zu meiner Tante gesagt, dass Du mich liebst.“
„Oh, das ist mir wohl so rausgerutscht“, sagte Anette etwas verlegen.
„Es war also nicht ernst gemeint?“, fragte Tanja vorsichtig nach.
„Doch, das war es“, gestand Anette, „aber ich dachte, dass Du das nicht unbedingt hören wolltest.“
„Wieso nicht?“, wollte Tanja verwundert wissen.
„Weil Du im Moment genug andere Probleme hast. Da wollte ich nicht auch noch kommen.“
„Aber Du bist doch kein Problem. Im Gegenteil. Du bist das Beste, das mir in den letzten zwei Wochen passiert ist.“
„Wirklich?“
„Wirklich“, versicherte Tanja. Sie zog Anette zu sich heran und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss. „Überzeugt?“, fragte sie.
„Noch nicht ganz“, fand Anette und beugte sich nun ihrerseits zu Tanja, um sie noch einmal zu küssen. „Jetzt schon ein wenig mehr“, lächelte sie.
„Habgierig bist Du auch noch?“, stellte Tanja nun fest. „Da lerne ich ja ganz neue Seiten an Dir kennen.“
„Habgierig nicht, nur genusssüchtig“, korrigierte sie Anette, um diese Aussage mit einem weiteren Kuss zu unterstreichen.
„Ich gebe zu“, sagte Tanja, „ich könnte mich ebenfalls daran gewöhnen.“
„Schön, dass wir uns da einig sind. Leider muss ich Dich nun trotzdem alleine lassen. Ich muss noch einiges erledigen, bevor ich wieder zum Dienst muss.“
„Wann sehe ich Dich dann wieder?“ Tanja hätte sie am liebsten gar nicht los gelassen.
„Wenn Du willst, komme ich morgen Abend zu Dir.“
„Das wäre wirklich schön. Soll ich wieder kochen?“
„Nein, diesmal würde ich etwas mitbringen.“
„Auch gut, dann lasse ich mich überraschen.“
„Du musst mir nur etwa sagen, wann ich bei Dir sein soll.“
„Meinetwegen um 18 Uhr.“
„Das passt. Ich werde pünktlich sein.“
„Dann bis morgen.“
Tanja konnte sich auf dem Rückweg kaum aufs Autofahren konzentrieren, so sehr flatterten die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Noch schöner war, dass sie das Gefühl hatte, dass in diesem Moment ihr Opa neben ihr im Auto saß und sie anlächelte. „Der alte Gauner hat es bestimmt gewusst“, dachte sie bei sich und lächelte vor sich hin, während ihr eine kleine Träne über die Wange lief.
Die Zeit verging ein Glück wie im Flug, denn Tanja konnte es kaum erwarten, dass Anette wieder bei ihr war. Die stand auch Punkt sechs mit einer noch dampfenden Lasagne vor der Tür. „Die schmeckt wirklich großartig“, stellte Tanja fest, während sie beim Essen saßen.
„Das freut mich. Es ist auch das Einzige, was ich kochen kann“, antwortete Anette.
Tanja begann zu lachen.
„Lachst Du mich etwa aus?“, fragte Anette ein wenig gekränkt.
„Nein“, erklärte Tanja, „ich stelle mir nur gerade vor, wie meine Tante auf allen Vieren durch die Wohnung kriecht und jede Holzdiele raushebelt, auf der Suche nach dem Phantom-Geld.“
Jetzt musste auch Anette lachen. „Wieso glaubt sie eigentlich, dass es noch irgendwo Geld sein muss?“
„Das weiß ich auch nicht. Ich muss aber zugeben, dass ich mit meinem Opa nie über Geld gesprochen habe. Aber trotz allem bin ich froh, dass Du darauf bestanden hast, dass ich die Angelsachen gleich mitgenommen habe. Spätestens seit gestern hätte sie die bestimmt mit voller Absicht weggeworfen.“
„Hättest Du die Sachen denn auch haben wollen, ohne dass Dein Opa darauf bestanden hätte?“
„Ja, auf jeden Fall. Es hängt viel gemeinsame Erinnerung daran. Wahrscheinlich hat er sogar noch meine alten, selbstgebastelten Köder aufgehoben.“
„Getrocknete Regenwürmer?“
„Nein, Schmetterlinge aus Alufolie und
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