Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Luft scharf ein, um nicht laut los zu schreien. Arnulf hatte ihre Reaktion bemerkt. Er holte eine Fackel von der Kutsche und sah sich das Problem an. Blut klebte auf dem Hemd an ihrem Oberarm. „Ich darf doch?“, fragte er unsicher. Myria nickte nur und er schob vorsichtig den Hemdsärmel hoch, wo nun die ganze Wunde zum Vorschein kam. „Wie es scheint, hat Euch da ein Schwerthieb erwischt. Er ist zum Glück nicht tief, aber trotzdem müssen wir aufpassen, dass es sich nicht entzündet. Wir werden etwas von der Heilsalbe darauf schmieren.“
„Ist gut, aber schaut bitte noch nach den anderen. Ich befürchte, ich bin nicht die Einzige, die etwas abbekommen hat.“ Tatsächlich hatten auch Johann und Richard den Kampf nicht unbeschadet überstanden. Aber auch bei ihnen blieb es zum Glück bei Verletzungen, die vorerst mit einem Verband ausreichend behandelt waren.
Nachdem sich Arnulf vergewissert hatte, dass auch in der Kutsche alles in Ordnung war, setzten sie ihren Weg fort und ritten durch den Rest des Waldes. Hierbei musste Myria feststellen, dass Casper zu lahmen begann. Sobald sie wieder aufs freie Feld kamen, schlugen sie ihr Lager auf und im beginnenden Morgengrauen sah Myria dann den Grund für seine Lahmheit. Auch er hatte wohl einen Schwerthieb abbekommen. Blut rann an seinem rechten Hinterbein herunter. Es musste für den armen Kerl eine schmerzhafte Wunde sein. Immerhin waren sie nicht weit weg von ihrem nächsten Ziel. Das Dorf war zwar nicht groß, aber da es an einer großen Handelsstraße lag, würde es bestimmt jemanden geben, der ihnen und ihrem Pferd mit weiteren Heilmitteln helfen konnte. Fürs Erste konnte sie seine Wunde nur säubern und ihn mit den anderen Pferden zum Grasen schicken. Danach gönnten sie sich alle etwas Schlaf, während immer einer Wache hielt.
Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf sie herab. Der Sommer war zwar vorbei, aber an windstillen Tagen wie heute hatte sie noch genug Kraft, um die Arbeiter auf dem Feld ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Dass es weit und breit keine Bäume gab, unter denen man kurz in den Schatten flüchten konnte, machte die Sache nicht gerade einfacher.
Gwen wischte sich mit ihrem Ärmel den Schweiß von der Stirn, nachdem sie einen weiteren Eimer mit Kartoffeln auf den Wagen gekippt hatte. Gleich war der Wagen voll und würde zum Hof fahren. Dann konnten sie endlich wieder eine kurze Pause machen.
Als sich der Wagen schließlich in Bewegung setzte, kamen alle zu der Wiese neben dem Feld und ließen sich im Gras nieder. Hier war die stehende Hitze etwas angenehmer zu ertragen als auf dem Acker.
„Also heute macht es wirklich keinen Spaß“, Gwen ließ sich stöhnend fallen und streckte sich.
„Ich verstehe sowieso nicht, warum Du überhaupt bei der Ernte hilfst“, sagte eine Frau, die sich neben sie setzte. „Deinem Vater gehört der Hof und es gibt mehr als genug Helfer, die er für diese Schufterei bezahlt.“
„Ich weiß“, seufze Gwen, „aber die Ernte war in den letzten zwei Jahren sehr schlecht. Und egal ob es mein Vater wahrhaben will oder nicht, auch sein Goldvorrat ist nicht unerschöpflich. Außerdem bin ich viel lieber hier draußen, als den ganzen Tag unter der Fuchtel meiner Stiefmutter zu stehen. Sie will mit aller Gewalt eine feine Lady aus mir machen. Dabei bin und bleibe ich nun mal eine Bauerntochter. Und das ist mir auch recht so. Ich will meine eigene Herrin bleiben und mich nicht für irgendjemanden verbiegen.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dein Vater davon begeistert ist. Er will Dich doch sicher an eine reiche Familie verheiraten. Oder nicht?“
„Natürlich will er das. Klara hat es ihm schließlich lange genug eingeredet. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum er sie so schnell nach Mutters Tod geheiratet hat. Sie ist doch nur hinter seinem Geld her. Ha, da sieht sie jetzt wahrscheinlich ihre Felle davon schwimmen. Vater ist schon lange nicht mehr der reichste Mann im Dorf. Und dass ein reicher Edelmann aus dem Nichts in unser Dorf kommt und meinen Vater mit Gold überschüttet, um mich heiraten zu können, darauf kann sie lange warten.“
„Sei Dir da mal nicht so sicher“, antwortete die andere und begann, nebenher einen Strauß aus Gänseblümchen zu pflücken.
„Wie meinst Du das?“, Gwen sah sie verwirrt an und griff nach ihrem Krug, in dem nur noch wenig Wasser zum Trinken war.
„Sag bloß, Du hast die Gerüchte noch nicht gehört?“
„Nein, welche
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