Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
Emigration. Verblüffenderweise ließen sich Paare, die sich durch diese streitsüchtige Form des Zwiegesprächs auszeichneten, tendenziell später scheiden als solche, die sich ignorierten. Meist aber endeten auch ihre Ehen in der Trennung. [316]
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Paarforscher erfassen heute sehr präzise, wie Partner in »normalen« Situationen miteinander umgehen. So bitten sie ihre Probanden mittlerweile nicht mehr lediglich, sich zu zanken, sondern auch, sich einfach nur zu unterhalten.
Eine beliebte Variante dabei ist, dass man die Partner abwechselnd über eine Sache reden lässt, die sie gerne an sich selbst ändern würden. Das Problem soll dabei ausdrücklich nicht direkt mit der Beziehung in Verbindung stehen.
Die Psychologen beobachten nun einerseits, wie die Person das Problem anspricht, andererseits, wie sein Partner darauf reagiert. Geht er darauf ein? Nimmt er das Problem ernst? Unterstützt er den anderen? Weicht er ihm aus?
Typische Punkte, die in dieser Situation zur Sprache kommen, sind: Wie man seine überflüssigen Pfunde los wird, Probleme auf der Arbeit, Schwierigkeiten mit der Familie, Stress oder irgendwelche Ticks, Marotten oder Charakterzüge, die man ändern möchte (einige wünschen sich beispielsweise, sie würden sich im Umgang mit anderen Menschen besser behaupten und durchsetzen).
In einer Studie baten die kalifornischen Psychologen Lauri Pasch und Thomas Bradbury 60 Verheiratete zuerst, sich eine Viertelstunde lang zu streiten. Danach sollten die beiden jeweils zehn Minuten über ein privates Problem sprechen. [317]
Zwei Jahre später kontaktierten die Forscher die Paare wieder.
Neun hatten sich getrennt. Andere waren zwar noch zusammen, aber unglücklich. Die restlichen Paare waren zufrieden oder glücklich mit ihrer Ehe.
Dabei stellten die Forscher etwas Überraschendes fest: Noch besser als am Streit ließ sich anhand der Unterhaltung über das private Problem vorhersagen, welche Paare im Eheglück und welche in der Ehekatastrophe enden würden. Paare, die sich auf das Beziehungselend zubewegten, zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich bei einem Problem nicht im Geringsten unter die Arme griffen – wie zum Beispiel Jack und Karen.
Jack spricht darüber, dass er sich auf der Arbeit schnell gereizt fühlt:
JACK:
Ich glaube, es ist einfach eine Verschwendung von Zeit und Energie, wenn man sich über Dinge Sorgen macht, die man nicht ändern kann. Ich sollte dann Abstand davon nehmen und mir nicht den ganzen Tag von meinem Ärger verderben lassen.
KAREN:
Ja, das ist dein Problem.
JACK:
Hilf mir, versuch doch, mir dabei zu helfen...
KAREN:
Ich hab versucht, dir zu helfen. Ich hab dich sechs Jahre lang beobachtet. Du bist einfach ein cholerischer Typ. Ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun soll.
JACK:
Ich sag ja nicht, dass ich ein Engel bin und alles richtig mache.
KAREN:
Das hört sich aber schon so an, so wie du es sagst. [318]
Jacks Art, um Hilfe zu bitten, ist fordernd (»hilf mir!«), Karens Reaktion darauf ist ablehnend. Sie macht gar keine Anstalten, ihrem Gatten beizustehen. Beides ist charakteristisch für Paare, deren Beziehung vor dem Bruch steht.
Wie die Forscher entdeckten, hängt dabei das Schicksal einer Ehe offenbar besonders davon ab, dass die Frau auf die Sorgen ihres Gatten eingeht – ein Befund, bei dem man zunächst den Eindruck bekommt, dass die Wissenschaftler damit nur ein konservatives Mann-Frau-Bild unterstützen: Sie soll brav zuhören, er dagegen kann tun, was er will, dann ist alles in Butter. [319] Was ist von diesem Klischee zu halten?
Wenn man in die Details geht, erscheint das Ergebnis durchaus plausibel. Es könnte damit zusammenhängen, dass es für Männer oft nur einen Menschen gibt, dem sie Schwierigkeiten offenbaren: ihre Frau. Männer geben Probleme bekanntlich besonders ungern zu, selbst Freunden gegenüber. Sie fühlen sich dann schwach und abhängig, und das passt gar nicht zu ihrem Selbstbild vom starken, einsamen Kämpfer.
Frauen sind da offener. Häufig sprechen sie auch in ihrem Freundeskreis über das, was sie auf dem Herzen haben. Das soziale Netz, auf das sie zurückfallen können, ist somit größer. Das soll nicht heißen, dass Frauen nicht auch auf die Anteilnahme ihres Mannes angewiesen sind. Sie wollen ihre Sorgen schließlich auch mit ihm teilen können. Bei vielen Männern jedoch gibt es, wenn ihre Frau kein Interesse für sie zeigt, nicht selten niemand mehr, der sich ihre Sorgen
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