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Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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mir lieb ist.
Ich habe das Gefühl, dass andere mir nicht wirklich die Nähe geben, die ich suche. Ich mache mir öfter Sorgen darüber, ob mein Partner mich wirklich liebt, oder darüber, dass er mich verlassen könnte. Am liebsten würde ich mit jemandem, den ich liebe, völlig verschmelzen, aber dieser Wunsch schreckt die anderen manchmal ab. [275]
     
    Die meisten Menschen, 56 Prozent, können sich am besten mit der ersten Beschreibung, dem »sicheren« Liebesstil, wie Psychologen dazu sagen, identifizieren. 25 Prozent von uns tendiert zum zweiten Stil, es sind sie die »Liebesvermeider«. Die wenigsten, 19 Prozent, finden sich in der dritten Beschreibung wieder – man bezeichnet diese Gruppe als die »Liebesängstlichen«. [276]
    Die amerikanischen Beziehungspsychologen Cindy Hazan und Phillip Shaver haben erstmals versucht herauszufinden, ob diese drei Liebesstile vielleicht mit den Erfahrungen in der Kindheit zusammenhängen. Dazu befragten sie über 600 Leute nach den Erlebnissen mit ihren Eltern.
    Es zeigte sich: Diejenigen mit dem ersten, dem sicheren Liebesstil, beschrieben ihre Eltern als überwiegend positiv, als warm und unterstützend. Ihre Mutter empfanden sie als aufmerksam, ihren Vater als humorvoll. Auch das Verhältnis zwischen ihren Eltern beschrieben sie als gut.
    Ganz anders die Männer und Frauen mit den beiden anderen Liebesstilen. Sie waren in der Regel nicht so gut auf ihre Eltern zu sprechen. Die »Vermeider« empfanden ihre Mutter als kalt und abweisend. Die »Ängstlichen« bezeichneten ihren Vater als unfair. [277]
    Damit hatten die Forscher einen ersten Hinweis dafür gefunden, dass die frühe Erfahrung mit unseren Eltern den späteren Liebesstil prägen könnte, auch wenn es nur ein indirekter Hinweis war.
    Beobachtungen an Babys jedoch bestätigen diese Vermutung.

Beobachtungen an Babys
    Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein britischer Psychoanalytiker namens John Bowlby Berater der Weltgesundheitsorganisation WHO und untersuchte für sie die psychische Verfassung von Waisenkindern. Dabei verfolgte er das Schicksal zahlreicher Kinder, die in Heimen von Pflegeperson zu Pflegeperson herumgereicht wurden.
    Erschreckt stellte der Psychologe fest, dass diese Praxis verhängnisvolle Folgen hatte. Die Kinder erschienen ihm als liebund gefühllos, nur zu oberflächlichen Beziehungen fähig, zornig und asozial. Auf Grund dieser und weiterer Beobachtungen entwickelte Bowlby eine viele Buchseiten umfassende »Bindungstheorie«. [278]
    Mary Ainsworth, eine kanadische Persönlichkeitsforscherin, versetzte Bowblys Beobachtungen ins Labor. Dort brachte sie jeweils eine Mutter mit ihrem Baby in das, was die Forscherin als die »Fremde Situation« (»strange situation«) bezeichnet. Dabei setzt sich eine Mutter zusammen mit ihrem Kind in ein Zimmer. Das Kind fängt an zu spielen. Dann betritt eine fremde Person den Raum, und die Mutter geht. Etwas später kommt die Mutter zurück, und die fremde Person verschwindet wieder.
    Während dieser ganzen Zeit hat die Wissenschaftlerin beobachtet, wie sich Mutter und Kind verhalten. Irgendwann fiel ihr auf, dass die Babys sich in dieser Situation sehr unterschiedlich verhalten. Dabei stellte die Forscherin drei »Bindungstypen« fest:
    Das »bindungssichere« Kind nutzt die Mutter als eine Art Basisstation, die es immer wieder kontaktieren kann. Es spielt und zeigt der Mutter hin und wieder das Spielzeug. Verlässt die Mutter das Zimmer, hört es zwar zunächst auf zu spielen. Es vermisst sie. Irgendwann aber greift es wieder zum Spielzeug. Kommt die Mutter zurück, begrüßt das Kind sie mit einem Lächeln, es freut sich und klammert sich an sie. Etwas später fängt es wieder an zu spielen.
Auch das »bindungsvermeidende« Kind spielt, wenn die Mutter da ist, aber anders als das sichere Kind. Es konzentriert sich voll und ganz auf das Spielzeug. Die Mutter wird ignoriert. So zeigt das Kind ihr nicht etwa das Spielzeug, sondern wurschtelt selbstzufrieden vor sich hin. Geht die Mutter, vermisst das Kind sie offenbar nicht. Kommt die Mutter zurück, reagiert das Kind kaum – es klammert nicht und will keine Zuwendung. Es wendet sich sogar aktiv von der Mutter ab.
Ganz anders das »bindungsängstliche« Kind. Es klammert sich von Anfang an an die Mutter. Geht die Mutter, ist das Kind höchst aufgeregt. Es protestiert. Es lässt sich von der fremden Person nicht im Geringsten beruhigen. Kommt die Mutter zurück, klammert es sich wieder an sie, wendet sich

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