Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
Vom Netzwerk:
tendieren gegen null. Weit und breit ist keine Pointe zu erkennen. Und doch stellen Meinungsaustausche wie diese – besser: Gefühlsaustausche – das A und O einer guten Beziehung dar.
    »Inhaltlich«, mag sein, kommt bei dieser Art von Austausch zwar nicht viel rüber, dafür aber emotional umso mehr. Man bestätigt sich. Der eine teilt etwas mit, der andere steigt ein, und sei es, indem er einfach nur wiederholt, was ihm sein Partner gesagt hat. Damit demonstriert er: Ich habe dich gehört, ich verstehe dich, ich empfinde ähnlich. Es sieht nach wenig aus, aber es ist sehr viel.
    Um es zusammenzufassen: Nicht die seltene Selbstoffenbarung, sondern die stete Zuwendung im Alltag ist der Stoff, aus dem Intimität entsteht. Zuwendung verbindet. In ihr liegt die erste Liebesformel.
    Sich vom Partner abwenden. Wenn Ihr Partner einen Verbindungsversuch macht, können Sie diesen auch ignorieren. So hat Gottman in seinem Ehelabor einmal beobachtet, wie eine Frau sich bei ihrem Mann für ein misslungenes Abendessen zu entschuldigen versuchte. Es war ihr unangenehm, und also sprach sie im Laufe des Abends das Thema wiederholt an, bestimmt in der Hoffnung auf eine Reaktion, wie: »Ach, so schlimm war’s doch gar nicht...« Mit etwas mehr Einfallsreichtum hätte der Mann auch sagen können: »Na, ein bisschen salzig war’s schon, bist du etwa immer noch so verliebt?« Doch selbst ein einfaches »Nächstes Mal besser...« hätte die betrübte Köchin vermutlich erleichtert. Stattdessen reagierte der Ehemann auf jeden der Entschuldigungsversuche seiner Frau mit eisernem Schweigen. Er sah seine Ehefrau nicht einmal an. [313]
    Man möchte meinen, dass es dem Mann nicht viel Mühe gekostet hätte, mit einer Zuwendung auf seine Frau zu reagieren. Offenbar fällt uns das nicht immer so leicht. Jeder von uns ignoriert seinen Partner hin und wieder, manchmal mutwillig, meist aber ohne jede Absicht. Vielleicht sind unsere Gedanken gerade woanders, oder wir stehen unter Stress und haben im Moment keinen Nerv für die Anliegen des anderen. Das ist auch nicht weiter schlimm, sondern menschlich.
    Das Ignorieren des Partners sollte aber unter keinen Umständen zur Regel werden.
    Eine Studie hat gezeigt, dass Eheleute sich Fremden gegenüber freundlicher und aufmerksamer verhalten als gegenüber ihrem
eigenen Ehepartner. Das tun sogar zufriedene Partner, bei unzufriedenen aber ist der Unterschied noch viel drastischer. [314]
    Untersuchungen wie diese belegen, dass die meisten von uns durchaus über eine hohe soziale Kompetenz verfügen. Wir wissen, wie man sich höflich verhält. Wir wissen, wie man eine Meinungsverschiedenheit nett rüberbringt. Wir wissen, dass Menschen gerne Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen. Gegenüber der Person, die uns am wichtigsten ist, unserem Lebenspartner, benehmen wir uns aber oft so, als sei das plötzlich alles nicht mehr von Bedeutung.
    Das ist ein Fehler, der häufig verheerende Folgen nach sich zieht. Unaufmerksamkeit und Ignoranz untergraben auf Dauer jedes Vertrauen und jede Freundschaft zwischen zwei Menschen.
    So konnten Gottman und seine Kollegen feststellen, dass Männer, die mit ihrer Ehe auf dem Weg zur Trennung waren, sich in 82 Prozent der Fälle schlicht taub gaben gegenüber den Verbindungsversuchen ihrer Frau. In guten Partnerschaften betrug die Ignoranzrate des Mannes nur 19 Prozent.
    Umgekehrt gingen Frauen, deren Ehen den Bach runter gingen, auf die Hälfte der Verbindungsversuche ihres Mannes nicht ein. Sie taten dann so, als seien sie mit anderem beschäftigt. Glücklich verheiratete Frauen dagegen ignorierten ihren Gatten nur in 14 Prozent der Fälle. [315]
    Sich gegen den Partner wenden. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, auf einen Verbindungsversuch des Partners zu reagieren. Er besteht darin, sich gegen den Partner zu wenden.
    In einem Beispiel aus Gottmans Ehelabor fragte eine Frau ihren Mann, ob er nicht mal die Zeitung zur Seite legen und sich ein bisschen mit ihr unterhalten könne. Daraufhin schnauzte dieser seine Gattin an mit den Worten:
    »Und worüber sollen wir reden?«
     
    »Nun, wir hatten uns ja überlegt, einen neuen Fernseher zu kaufen. Darüber könnten wir uns unterhalten ...«
     
    »Was weißt du über Fernseher ...«
    Die Frau sagte jetzt nichts mehr und zog sich zurück. Wie die Abwendung, so vergiften auch derart aggressive Reaktionen die Intimität. Wer für seine Verbindungsversuche wiederholt mit einer Beleidigung belohnt wird, reagiert mit innerer

Weitere Kostenlose Bücher