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Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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oder
glücklich oder einfach nur mit einem Erlebnis des Tages, so wird er reagieren, in einem positiven Sinne. Er wird mich nicht ignorieren. Er wird mich nicht ablehnen. Er wird sich meine Sorge anhören, mein Glück teilen, mein Erlebnis zur Kenntnis nehmen. Er wird sich für mich interessieren.
    Nur vor diesem Hintergrund lässt sich verstehen, warum es manchen Paaren auch im Streit noch gelingt, freundlich aufeinander einzugehen. Diese Menschen sind keine Heiligen, die nichts aus der Ruhe bringt. Sie sind nicht klüger als Sie oder ich. Sie haben nur etwas aufgebaut, das vielen Paaren fehlt, denen es nicht gelingt, dauerhaft glücklich zu bleiben: ein emotionales Polster.
    Ständig verändert sich Ihr Beziehungskonto. [329] Sie zahlen etwas ein oder heben etwas von Ihrem Gefühlsgeld ab. Eine Einzahlung, das kann alles Mögliche sein, eine liebevolle Geste zum Beispiel, ein nettes Wort, neugieriges Zuhören, ein Nicken, Lächeln, Interesse, Freude – bis hin zur tief empfundenen Liebesoffenbarung, kurz: jedes Verhalten, mit dem Sie Ihrem Partner Ihre Zuneigung zeigen.
    Mit einer Verstimmung oder Verärgerung heben Sie einen kleinen Betrag von Ihrem Beziehungskonto ab. Beim Streit kommt es nicht selten zu einem massiven Angriff auf das gesparte Guthaben. Wenn Sie oft streiten und nie etwas einzahlen, werden Sie also bald vor dem Beziehungsbankrott stehen.
    Glückliche Paare zeichnen sich dadurch aus, dass sie über ein hohes Beziehungskapital verfügen. Diesen erfreulichen Kontostand verdanken sie nicht etwa einem Wunder, sondern täglicher Aufmerksamkeit. Auch das Plus auf der Gefühlsbank ergibt sich nicht von selbst. Man muss etwas einzahlen. Gerade darin liegt die gute Nachricht. Denn es heißt: Jeder von uns kann sein Gefühlskonto aufstocken.
    Glückliche Paare zahlen ständig auf ihr Beziehungskonto ein, und zwar mehr, als sie abheben. So bilden sie rechtzeitig Rücklagen für stürmische Zeiten. Wenn es dann mal zum Streit kommt, können sie auf sicheres Gefühlsguthaben zurückgreifen.
    Es ist ein bisschen so, als würden sich diese Menschen bei einem Krach unbewusst sagen: »Das war jetzt wirklich gemein von
ihm! Andererseits, er ist es, der immer für mich da ist, der mir morgens den Kaffee bringt und sich abends meine Geschichten von der Arbeit anhört. So schlimm war es nun auch wieder nicht ...« [330] Es ist, als würde das Plus auf dem Konto wie eine Art Puffer wirken, das die Paare im Streit davon abhält, entnervt, den Ruin vor Augen, zurückzuschlagen.
    Ein Geheimnis glücklicher Partner besteht also darin, dass sie sich im Alltag, wenn es keinen Stress und keinen Streit gibt, daran gewöhnen, positiv aufeinander zu reagieren. Diese Menschen sind keine Streitexperten. Sie sind nur nach jahrelangem Training Experten darin geworden, sich gegenseitig nett zu behandeln. Dann, wenn der Krach losgeht, ist es nur noch eine kleine Kunst, auf diese eingeübten Verhaltensweisen – ein Lächeln, einen Scherz, eine liebevolle Umarmung – zurückzugreifen und mit ihrer Hilfe den Sog nach unten abzuwenden.
    Die entscheidende Frage also lautet: Wie kann es einem gelingen, sein Gefühlskonto ins Plus zu bringen und dort zu festigen?
    Es gibt etwas, das uns dabei helfen kann. Jede Beziehung beginnt mit zwei unabhängigen Ichs. Sich auf eine Partnerschaft einzulassen heißt auch, im Laufe der Zeit ein Stück dieser Unabhängigkeit preiszugeben und ein Wir zuzulassen. In dieser Wir-Sicht liegt die zweite Liebesformel.
    Warum ist das Wir-Gefühl so wichtig? Nehmen wir das Beziehungskonto als Beispiel. Aus reiner Ich-Sicht mag einem ein ständiges Einzahlen, zumal, wenn es mehr ist, als man abheben darf, bald als absurd erscheinen, als Milchmädchenrechnung, als Fehlinvestition. Wir wollen nicht immer nur sparen, sondern auch irgendwann das Ersparte ausgeben.
    Das ändert sich erst, wenn es Ihnen gelingt, die Dinge aus der Wir-Sicht zu sehen. Jedes Mal, wenn Sie nun Ihrem Partner etwas Gutes tun, dann ist das kein Opfer, sondern Sie geben sich selbst etwas, indem Sie das Wir fördern. Dieses Wir aber ist nichts anderes als Ihre Partnerschaft, die Sie glücklich macht.
    Eine Wir-Sicht entwickeln heißt nicht, auf die eigene Individualität zu verzichten. Es geht nicht darum, sich grenzenlos aufzuopfern. Es ist nur so: Wenn es Ihnen gelingt, nicht immer nur alles
aus der Ich-, sondern auch mal aus der Wir-Sicht zu betrachten, wird es Ihnen in vielen Situationen leichter fallen, Ihre Partnerschaft erfolgreich zu

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