Die Liebe zu Rosen mit Dornen
bist, weil ich Dr. OâMalleys Meinung bin, aber wirklich, Gal, ich will doch nur das Beste für dich.«
Ich fühle mich an das erinnert, was ich zu Riley gesagt habe. »Vielleicht weià ich selbst, was das Beste für mich ist, Dara.«
Sie blinzelt, streicht nervös ihren Rock glatt. »Bist du aufgeregt?«
Kein bisschen. »Was glaubst du?«
Sie lacht. »Ich glaube, dass du höllisch aufgeregt bist.«
»Keine Flüche in meiner Klasse, bitte.«
»Ich kümmere mich um Riley, bis deine Mom da ist.«
Ich lächle sie kurz an. »Danke.«
Da summt mein Telefon. Wir alle erstarren. Ich gehe ran.
»Sie haben sie nicht bekommen. Tut mir leid.« Joanna klingt mitfühlend.
Mein Puls verlangsamt sich. »Walters?«
Sie zögert. »Das darf ich nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass er heute beschäftigt ist.«
Lächelnd lege ich auf. Ich stelle mir Walters im Krankenhaus vor, wie man ihm gratuliert und die Operation vorbereitet.
Riley steht neben mir. »War das ein Ja ?«
»Nein.«
»Und wieso lächelst du dann?« Riley ist total gespannt, bereit für mich zu kämpfen oder zu weinen. Hinter ihr steht Dara, die genauso besorgt aussieht wie meine Nichte. Meine beiden Beschützerinnen.
Ich zucke mit den Schultern. »Tu ich eben.« Ich durchforste mein Inneres nach Neid oder Wut. Nichts. »Dann wird sie wohl an den Nächstbesten gegangen sein, was?« Ich schüttle meine Nervosität ab, schüttle buchstäblich beide Beine, bis die Kinder mich anstarren. Dann nehme ich meinen Stift für die Tafel. »Wollen wir dann mal wieder zur Sache kommen?«
Im Biologie-Leistungskurs wird bis zur Abschlussarbeit nächste Woche nur wiederholt. Als die Schüler hereinkommen, gebe ich jedem eine zwanzig Seiten lange Liste der Themen, die wiederholt werden sollen. »Ich hoffe, ihr setzt euch mit euren Lerngruppen zusammen«, sage ich.
Samantha und Brad kommen herein, halten einen Abstand von mehreren Schritten. Ich verstelle ihr den Weg, um beide aufzuhalten. »Ihr habt eure Grippe ja schnell überstanden.«
»Magenvirus. Vierundzwanzig Stunden.« Sie hält ihren Bauch, steht gebückt, sodass ihr die langen Haare ins Gesicht fallen.
»Wusstest du, dass es so etwas wie einen Vierundzwanzig-Stunden-Magenvirus gar nicht gibt?« Ich reiche ihr die Zusammenfassung. »Muss wohl eine Lebensmittelvergiftung gewesen sein. Wollen wir Bazillenjäger spielen, um herauszufinden, woran es lag? Was habt ihr zwei denn gegessen?« Mein Blick wandert von ihr zu Brad.
Brad schiebt sich an Samantha vorbei, die zu ihrem Platz geht. »Wir sind wieder gesund.« Er streicht die Haare aus seinem Gesicht; seine Wangen sind rot. Er ist sauer. Ich kann es spüren. Sauer, weil er durchschaut wurde. Ich finde, die angemessene Empfindung wäre Scham.
»Das freut mich.« Ich merke, dass Brad sich bemüht, Samantha nicht anzusehen, obwohl er neben ihr sitzt. Sie wendet sich von ihm ab. Ach, junge Liebe. Verbotene Liebe. Vermasselt die Wissenschaftsolympiade. Ich hoffe, es war die Sache wert. Für Brad ist es egal, aber für Samantha hätte ein Sieg groÃen Einfluss auf ihre Collegebewerbungen gehabt, besonders da sie es vielleicht zu den staatlichen Ausscheidungskämpfen hätte schaffen können. »Dann wollen wir mal loslegen.« Ich stelle den Overheadprojektor an.
Der Samstag, an dem die Rosenschau in Pasadena stattfindet, beginnt wie üblich vor dem Morgengrauen. Ich bin auf den Beinen und schaffe G42 in den Wagen, bevor der Zeitungsjunge (eigentlich ein Zeitungsmann in einem alten Toyota) vorbeikommt. Riley steht kurz nach mir auf, freut sich auf den Ausflug und darauf, in einer anderen Stadt zu übernachten.
»Können wir uns Disneyland ansehen?«, fragt sie.
»Sehe ich aus wie ein Goldesel?« Ich lade eine Tasche mit Reiseproviant für sie ein. Pudding, Ãpfel, Müsliriegel. »Warst du noch nie da?«
Sie schüttelt den Kopf.
Ich stutze. »Dagegen muss was unternommen werden. Sogar ich war schon ein paarmal in Disneyland.«
»Cool.« Sie lächelt und holt ihren Rucksack von drinnen.
So versmogt hatte ich Pasadena gar nicht in Erinnerung. Der Dunst hängt über den Bergen im Hintergrund, davor das Konferenzzentrum, dessen weiÃe Farbe nach gebleichten Knochen aussieht.
Hier sind erheblich mehr Leute als bei der Show in San Luis
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