Die Liebe zu Rosen mit Dornen
und vermute Byron dahinter.
Ich grinse. Byron hält Hof, adrett im blauen Blazer mit weiÃem Hemd darunter. Die Damen umschwärmen ihn und nutzen jede Gelegenheit, ihn zu berühren. Ich verziehe das Gesicht. Sie sind fordernder als präpubertäre Mädchen beim Konzert eines Teenieschwarms.
Ich lächle gelassen, gehe hin, nehme seinen Arm mit schwungvoller Geste und küsse ihn auf beide Wangen. »Byron! Schätzchen! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen.«
»Wann hast du dich in Zsa Zsa Gabor verwandelt?«, murmelt er und erwidert meine Küsse. Seine Wangen sind weich wie die eines Babys.
»Lass mich deine Rosen sehen!« Grinsend betrachte ich die Frauen im Alter zwischen einundzwanzig und fünfundsechzig. »Demografisch deckst du die volle Bandbreite ab.«
»Wohl wahr.« Er lächelt sie an und entlässt sie mit hochherrschaftlicher Geste.
»Die Show ist vorbei, Ladys. Hier gibtâs nichts mehr zu sehen.« Ich winke ihnen.
Die Damen zerstreuen sich, können noch immer nicht fassen, wie es sein kann, dass ein Mauerblümchen wie ich sich Byrons Aufmerksamkeit erfreut. Bestimmt suchen sie meine Rose und halten mich für eine geniale Züchterin â was ich bin.
Er deutet auf eine seiner Rosen. »Der Sämling einer Zwerg-hulthemia, die ich âºLarissaâ¹ getauft habe, nach der Tochter meiner Schwester.« Sie hat hellrosa Blütenblätter, aber keinen Fleck. »Der Fleck kommt, wenn sie älter wird«, erklärt er, weil er meine Gedanken lesen kann. »Leider ohne Duft, aber mit ausgezeichneter Farbqualität und öfterblühend.«
Ich stutze und sehe ihn an. »Willst du nicht irgendwann professionell arbeiten, Byron? Nur noch deine eigenen Rosen produzieren und sie direkt verkaufen?«
Er nimmt die Hände hinter den Rücken und grinst wie ein Schuljunge. »Noch in diesem Jahr.«
Ich gratuliere ihm mit einem Knuff gegen den Arm, wie ich es bei einem Bruder machen würde. »Ich wusste, dass du der nächste David Austin wirst! Der David Austin der Hulthemias!«
Ich erwarte, dass er mich als Nächstes fragt, ob ich für ihn arbeiten möchte. Ich überlege, was wohl Häuser in Texas kosten mögen. Es wäre die Gelegenheit. Ich könnte meinen Lehrerjob an den Nagel hängen, der mir sowieso vielleicht demnächst gekündigt wird, und für Byron arbeiten. Wenn das möglich wäre â nach meiner Transplantation, sobald Riley wieder bei Becky ist, das wäre perfekt. Bestimmt würde er mich nehmen.
Byron deutet auf die nächste Rose auf dem Tisch. »AuÃerdem habe ich noch eine apricotfarbene Zwergrose, die dieses Jahr benannt und registriert wurde.«
Ich beuge mich vor und schnüffle daran. Sie riecht wundervoll. »Sie duftet sogar ein bisschen nach Aprikose, Byron.«
»Die wird ein Hit, da bin ich mir ganz sicher.« Ich bewundere die besonders glänzenden, dunkelgrünen Blätter.
»WeiÃt du, wie ich sie genannt habe?« Er druckst herum. »Gal.«
»Ja?« Ich warte darauf, dass er mir den Namen sagt.
»Sie heiÃt Gal. Die Rose heiÃt Gal.« Er lächelt, wartet auf meine Reaktion.
Ich stutze. »Nach mir? Galilee?«
»Nur Gal, denn so nenne ich dich schlieÃlich. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.« Er mustert mich eingehend.
Ich erstarre. »Gal« wollte ich meine G42 nennen. Gal, nach mir. Mein Name. Und jetzt wird es eine Zwergrose sein, mit der ich absolut rein gar nichts zu tun habe.
Er deutet auf das Schildchen. BYRON MADAFFER , GAL , APRICOTZWERGROSE . Da steht es schwarz auf weiÃ, schon registriert. Daran ist nichts mehr zu ändern. Da kann ich mich ebenso gut freuen. Ein paar Augenblicke vergehen, bis ich schlieÃlich sage: »Es ist mir eine Ehre.«
Ist es. Wirklich. Ich wette, dass jede dieser Damen, wer sie auch sein mögen und wie viele Rosenpreise sie schon gewonnen haben, liebend gern mit mir tauschen würde. Ich lächle und reiche ihm die Hand. »Danke, Byron.«
»Es ist mir ein Vergnügen.« Er schüttelt meine Hand.
Ich hole tief Luft. »Also. Wie viele neue Mitarbeiter wirst du einstellen?«
Er tritt hinter seinen Tisch und macht sich an seinen Rosen zu schaffen. »Wahrscheinlich keinen.«
»Keinen?«
»Keinen.«
Sein Assistent, ein groÃer, junger Mann mit Hemd und Krawatte, reicht ihm ein Poliertuch. Byron fängt an, seine
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