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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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mustert meine Nichte. Ich glaube, die korrekte Formulierung wäre: »Er checkt sie aus.« Stirnrunzelnd sehe ich ihn an, aber zu meiner Erleichterung merkt Riley nichts davon.
    Â»Cool.« Ihrem Tonfall nach ist es das ganz und gar nicht. »Also, äh, können wir was essen gehen?«
    Ich werfe Brad einen Blick zu. Er nickt. »Ich schließe ab, wenn ich die Schubkarre weggeräumt habe.«
    Â»Danke.« Ich deute auf mein Auto. »Ist McDonald’s okay?«
    Â»Nicht wirklich, aber ich würde es essen.«
    Â»Wie schön, dass du nicht wählerisch bist.« Ich schließe den Wagen auf.
    Brad steht in der Auffahrt und winkt uns nach, als würde ihm das Haus gehören. Was man ihm nicht verdenken kann. Schließlich verbringt er so viel Zeit hier. Wenn ich da bin, mache ich ihm Chicken Nuggets oder Pizzabrötchen und gebe ihm eine Cola zu trinken. Ich bin wie seine Tante. Aber irgendwie fühle ich mich komisch. Unwohl. Es muss daran liegen, wie er sie angesehen hat. Ich muss bei ihr aufpassen. Teenager und ihre Hormone. Meine eigenen waren damals zu geschwächt von der Krankheit, um mich zu quälen.
    Â»Hast du zu Hause einen Freund?«, frage ich.
    Â»Nein. Und ich will auch keinen.« Sie verschränkt die Arme. Im Profil könnte ich sie glatt mit Becky verwechseln. Ich behalte es für mich, da ich vermute, dass Riley momentan auf Becky nicht so gut zu sprechen ist. Das geht mir genauso. In der Schule fragten Lehrer oft, ob ich mit Becky verwandt sei, und ich habe immer geantwortet: »Ja, aber nur blutsverwandt.« Jedes Mal lachten sie. Es dauerte nicht lange, bis sie herausfanden, dass ich die Eifrigere von uns war.
    Â»Das ist gut. Bleib so, bis du vierzig bist.«
    Â»Wie alt bist du?«
    Â»Sechsunddreißig. Das wird wohl auch der Grund sein, wieso ich noch keinen habe.« Ich lache.
    Â»Deine Witze sind genauso abgedroschen wie Opas.« Sie entspannt sich sichtlich, streckt in meinem engen Kleinwagen ihre langen Beine aus.
    Â»Ich habe eben nur von den Besten gelernt.« Wir biegen bei McDonald’s ein.

5
    Am Morgen trinke ich meinen Tee in der Küche und lausche den ungewohnten Geräuschen, als Riley sich bereit macht. Es hat mit knallenden Türen, mit rauschendem Wasser und lauter Musik zu tun. Schließlich erscheint sie, und fast spucke ich vor Überraschung meinen Tee aus. Sie hat sich die Haare zu einem französischen Zopf geflochten und trägt tatsächlich kein Make-up. Ungeschminkt wie sie ist, kann ich die dunklen Schatten unter ihren Augen sehen, die nicht wegzuwischen sind. Eine schlichte weiße Bluse mit dunkelblauer Hose vervollständigt ihren Look.
    Â»Ich besorge dir heute eine offizielle Uniform.« Ich nicke. »Sehr gut, Riley.« Hoffentlich verschwinden ihre dunklen Schatten mit der Zeit. Falls sie bei mir bleibt. Ich bin schrecklich pingelig. Genau wie ihre Oma, aber von Großmüttern erwartet man nichts anderes, von Tanten schon. Außerdem sind Großmütter immer großzügig mit dem Taschengeld.
    Â»Ich sag doch, ich bin nicht blöd.«
    Ah, aber an ihrer schnippischen Art hat sich nichts geändert. »Das habe ich auch nie behauptet.«
    Â»Du hast es impliziert.«
    Â»Ausgezeichnete Wortwahl.« Ich weigere mich, mit ihr zu streiten. »Nimm ein Kompliment an, wenn du es kriegen kannst. Du wirst bald merken, dass ich selten welche mache.«
    In der Schule bringe ich Riley mit Brads weiblichem Pendant zusammen: Samantha Lee. Natürlich wäre Brad meine erste Wahl, aber für meinen Geschmack war er doch ein wenig zu fasziniert von Riley. Also muss es ein Mädchen sein.
    Samantha hat langes, glattes Haar, ein natürliches Blauschwarz, was sie ihren chinesischen Wurzeln verdankt, und sie trägt es immer zurückgebunden, selbst an Wochenenden, wenn ich sie mit ihren ebenso peniblen Eltern treffe. »Ich bin das asiatische Klischee«, hat sie mir letztes Jahr erklärt. »Gute Noten, braves Mädchen.«
    Â»So soll man auf der Highschool sein.« Ich mochte sie sofort. »Klischee oder nicht, ich wünschte, alle Kinder wären wie du.«
    Samantha und Riley beäugen einander nervös. »Wollen wir?«, sagt Samantha. Sie scheint mir ängstlicher zu sein als Riley, deren Ruf ihr vermutlich schon vorausgeeilt ist. Überforderte Mutter setzt Tochter in den Bus, und die taucht aus heiterem Himmel mitten im Schuljahr auf.

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