Die Liebe zu Rosen mit Dornen
damit umbringen. »Ich könnte meinen Dad fragen, ob er kommt.«
Ich stelle mir vor, wie Brads Dad, der Hausmeister unserer Schule, hierherfährt, nachdem er den ganzen Tag den Dreck von Privatschulschnöseln weggeräumt hat, die zum Teil mehr Taschengeld in der Woche bekommen, als er im Monat verdient. Oder ich. Ich möchte nicht, dass Brads Dad es macht. »Ich lasse mir was anderes einfallen.« Dara vielleicht. Oder Riley. Natürlich. Riley ist doch hier.
»Riley!«, brülle ich zum Haus hinüber. Dafür, dass ich so klein bin, habe ich eine sehr laute Stimme, eine, die Lärm und Geschwätz übertönt. Dara sagt, wenn ich zu flüstern versuche, ist das lauter als die normale Lautstärke anderer Leute. Man sollte nie versuchen, mit mir in der Ãffentlichkeit zu tratschen. Alle können es hören.
Riley kommt heraus, das Gesicht ganz sauber, die gefärbten Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden. In ihrer Abercrombie -Jogginghose mit pinkem Abercrombie -T-Shirt sieht sie schon eher aus wie die Nichte, die ich von früher kenne, wie ein kleines Mädchen, das Gegenteil von dem, was sie darstellen will. »Wie ich sehe, läufst du kostenlos Reklame für diese Firma.«
»Ja, ja.« Sie nickt Brad zu, der endlich von seinem Unkrautjäten aufsteht.
»Das ist Ihre Nichte?« Brad wischt seine Hand an der Jeans ab. »Ich bin Brad.« Er lächelt freundlich, aber sie sieht ihn irgendwie gar nicht richtig an und hält ihm die Hand nur schlapp wie einen kalten Fisch hin.
»Haben die Kinder heute über sie gesprochen?«
»Das kann man wohl sagen.«
Wenn es um Klatsch und Tratsch geht, wissen Kinder immer besser Bescheid als Erwachsene. »Riley, komm her. Ich will dir zeigen, wie du morgen die Rosen gieÃt.«
Sie nickt einmal, eher widerwillig. »Ãh, ja. Dreh ich nicht einfach den Schlauch auf?«
»Sie müssen die richtige Menge Wasser bekommen. Und sie brauchen Nährstoffe, also nehmen wir die Sumpfpumpe.« Ich schlage im groÃen Rosenbuch von Winslow Blythe nach. Blythe ist schon über achtzig, ein Rosenzüchter, der viele dicke Bücher geschrieben hat. Manchmal modifiziere ich, was er vorschlägt, aber oft genug weià er guten Rat. Wenn er nicht wäre, hätte ich meine neuen Blüten mit Pestizid bearbeitet und sie verbrannt.
»Sekunde mal.« Sie verschwindet im Haus.
Brad sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sie haben ja ordentlich was um die Ohren.«
Es klingt sehr erwachsen, ist aber typisch Brad. »Tu mir morgen einen Gefallen. Hilf ihr, sich zurechtzufinden.«
»Ja. Kein Problem.«
Sie ist immer noch nicht wiederaufgetaucht. »Riley!«, schreie ich.
»Mann, ich brauchte meine Schuhe!« Sie hat eine Jacke übergezogen. Langsam wird es dunkel.
Brad folgt uns ins Gewächshaus. Ich könnte ihm sagen, er soll ruhig nach Hause gehen, aber ich denke mir, vielleicht hat er was Hilfreiches beizutragen. Riley lässt sich kaum dazu herab, uns zu beachten.
Ich hole die Messbecher heraus und zeige ihr den Rosendünger. Dann, wie man die Sumpfpumpe benutzt, indem ich einen Schlauch in die Düngermischung stecke und das andere Ende über die Rosen halte. »Vergiss nicht, sie einzustöpseln.«
Riley verschränkt die Arme vor der Brust. Ihr Magen knurrt hörbar. Der Burrito ist schon ein paar Stunden her. Ich muss ihr was zu essen machen. »Aha. Das ist alles? Jede Blume kriegt Wasser? Wer hätte das gedacht?«
Offenbar ist Sarkasmus in unserer Familie weit verbreitet. Ich wechsle das Thema und zeige auf eine meiner getupften Hulthemias. Ganz ähnlich wie die, die Byron hat. »Was hältst du von dieser Pflanze?«
Sie rümpft die Nase. »Mit den Flecken sieht sie krank aus.«
Brad schnaubt.
»Danke für deine Meinung.« Ich beschlieÃe, es Byron zu mailen.
»Es stimmt aber.«
Brad kritzelt irgendwas in das Notizbuch auf dem Tisch. »Die Geheimformel.« Er reiÃt die Seite raus und steckt sie an das Korkbrett darüber.
»Das kann ich mir merken. Drei Becher Dünger. Wasser bis zum Strich.« Riley wirft einen Blick in die Runde, als würde sie den Raum zum ersten Mal sehen. Sie spitzt die Lippen. »Ich wusste ja, dass du das machst, Tante Gal, aber ich wusste gar nicht, dass du so, na ja, voll dabei bist.«
»Es bestimmt ihr ganzes Leben.« Brad sitzt auf dem Hocker und
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