Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
Vom Netzwerk:
Ihre sind von verwaschenem Grün, die schwarzen Schatten darunter nicht ganz übergeschminkt. »Gal, bitte. Ich wünsche Ihnen genauso dringend eine Niere wie Sie selbst. Aber ich muss mich an die Regeln halten. Wenn die Gefahr besteht, dass Sie sie abstoßen, darf ich sie Ihnen nicht geben.«
    Â»Was ist mit ihm?« Ich nicke Walters hinterher. »Er könnte seine neue Niere totsaufen. Oder aufhören, seine Blutdruckmittel zu nehmen. Wie er es schon mal getan hat. Da bin ich ein verlässlicherer Kandidat.«
    Â»Ãœber die Behandlung anderer Patienten darf ich mit Ihnen nicht sprechen.« Ihre Miene wird ganz starr. Sie macht einen Schritt zurück, beendet das Gespräch. »Ich muss weiter.«
    Ich ziehe eine Grimasse. Mir scheint, man schiebt mich immer weiter und weiter bis ans unterste Ende der Nierenliste. Ich finde mich damit ab, dass ich keine Transplantation bekomme, wenn ich mich diesem Test nicht unterziehe. Zumindest nicht von dieser Ärztin.
    Â»Hören Sie, ich habe noch nie eine negative Reaktion erlebt, sofern dem Patienten vorher die entsprechenden Medikamente verabreicht wurden. Sie bekommen einen Tropf mit Benadryl und Prednisolon. Wir nehmen nur ganz wenig Färbemittel.« Dr. Blankenship mustert mich.
    Â»Und dann komme ich ganz oben auf die Liste?« Ich will nur nicht ewig in diesem Dialysefegefeuer schmoren.
    Â»Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.« Unbeholfen legt Dr. Blankenship ihre Hand auf meine. Sie fühlt sich an, als müsste sie aufgetaut werden.

7
    Es ist Samstag. Der Tag ist kühl. Es weht eine leichte Brise. An meinem Haus brennt das Verandalicht, obwohl schon Vormittag ist. Die Alarmanlage meines Autos piept, und ich frage mich, ob Riley wohl davon aufgewacht ist. Ich öffne die quietschende Tür. Vormund zu sein ist schwer. Wer hätte gedacht, dass ich von jetzt auf gleich elterliche Ängste entwickeln würde? Hätte ich Riley die ganzen fünfzehn Jahre bei mir gehabt, hätte ich mich an die ständige Sorge gewöhnen können, und sie müsste mich nicht ganz so plötzlich überfallen.
    Früher habe ich mich nach einem normalen Leben gesehnt, wie Becky es hatte. Ich saß vor dem großen Spiegel der Frisierkommode meiner Mutter und stellte mir vor, ich könnte hineintreten wie Alice ins Wunderland, in eine andere Welt, in der mein Reflux schon früh entdeckt und geheilt worden wäre. In der ich jung geheiratet und einem aufrechten Mann Kinder geschenkt hätte. Ich wollte immer sechs. Drei Jungen, drei Mädchen. Ich hatte mir schon Namen ausgesucht, alle aus der griechischen Mythologie. Cassandra, Alexandra, Penelope. Ulysses, Jason, Hector. Ich brauchte nur noch den dazugehörigen Mann mit kurzem Nachnamen.
    Inzwischen allerdings halte ich es für besser, dass ich keine Kinder bekommen habe. Vielleicht hätte ich gar nicht damit umgehen können, wenn man bedenkt, wie das jetzt mit Riley läuft. Nicht dass ich bisher was verbockt hätte.
    Nur war ich daran gewöhnt, allein zu sein, zu tun, was ich wollte, nicht an Kinder zu denken, abgesehen von meinen Schülern. Aber sobald diese nach Hause gingen, waren sie nicht mehr meine Sorge. Ich konnte an Rosen denken und in meinem Gewächshaus herumwerkeln, wie es mir gefiel.
    Riley ist wach und am Telefon. Der Fernseher läuft. Ebenso das Radio in der Küche, irgendwelche Rockmusik, deren Bass ich in meinem Bauch spüre. Es klingt wie Lärm, nicht wie Musik. Ich stelle das Radio ab und betrachte meine Nichte.
    Sie sieht gesund aus. Das Zimmer macht nicht den Eindruck, als hätte hier jemand gefeiert. Tatsächlich scheint sie sich am Riemen zu reißen. Sie trägt dicke Socken mit Rosen drauf. Das sind meine. Was hat sie sonst noch durchwühlt, als ich weg war? Sie wendet sich ab.
    Ich verziehe mich ins Schlafzimmer, damit sie in Ruhe telefonieren kann, und will gerade die Tür schließen, als ich sie sagen höre: »Ich hab dich auch lieb, Mama.« Dann legt sie auf.
    Ich tauche wieder auf, frage mich, was meine Schwester zu ihrer Entschuldigung vorzubringen hat. »Wie geht es deiner Mom?«
    Â»Es geht ihr super. Sie ist total begeistert von Hongkong. Nonstop, genau wie sie.« Riley sagt es ohne einen Hauch von Bitterkeit. »Sie will mir ein paar coole Souvenirs mitbringen.«
    Â»Sie sollte vor allem sich selbst mitbringen, nicht irgendwelchen Müll.« Ich setze mich auf den Sessel gegenüber

Weitere Kostenlose Bücher