Die Liebe zu Rosen mit Dornen
stütze meinen Kopf mit einer Hand. »Bin ich nicht mütterlich genug?«
»Du meinst hegend und pflegend? Warm und kuschelig?« Dara knabbert zart an ihrer Karotte. »Wohl kaum.«
»Ich kann nicht sein, was ich nicht bin.«
»Jeder kann sein Verhalten ändern, Gal. Das verlangen wir von den Kindern doch auch.«
»Ich bin zu alt, um mich zu ändern«, entgegne ich.
Dara wischt ihre Hände ab und setzt ein Lächeln auf. Ich sehe dorthin, wo sie hinsieht. Mr Morton.
Er trägt ein lila Hemd mit kleinen Karos und einen lilaschwarzen Pullunder zu seiner Cargohose. Ich bin nicht daran gewöhnt, Männer in Lila zu sehen, aber es steht ihm gut. Ich sehe, dass alle Mädchen kichern, als er an ihnen vorbeigeht, aber davon kriegt er zum Glück nichts mit. Er setzt sich an unseren Tisch. »Ich habe mir überlegt, wir sollten für die Wissenschaftsolympiade eine Blide bauen.«
»Was ist eine Blide?«, fragt Dara.
»So was wie ein Katapult.« Ich trinke mein zugeteiltes Wasser in einem Zug aus. Verdammt. Immer noch durstig. Ich beiÃe in meinen Apfel, um etwas Saft zu bekommen. »Es ist für einen Wettkampf namens âºSturm auf die Burgâ¹.« Ich nicke Mr Morton zu. »Das habe ich zwar noch nie gemacht, aber wenn Sie wollen, bin ich dabei.«
Dara ist ganz aufgeregt. »âºSturm auf die Burgâ¹? Das klingt, als würde es Spaà machen. Soll ich euch ein paar mittelalterliche Kostüme entwerfen?«
Mr Morton und ich lachen und werfen uns einen Blick zu. Seine Augen sind fröhlich. Sie tanzen fast. Er sagt: »Die könnten wir bestimmt anziehen, aber eigentlich geht es eher um die praktische Anwendung physikalischer Gesetze.«
»Das besprechen wir beim nächsten Treffen für die Wissenschaftsolympiade. Sind Sie denn handwerklich geschickt? Da wären Sie hier die groÃe Ausnahme. Deshalb haben wir so was auch noch nie gebaut.«
Er rümpft die Nase. »Ich kann IKEA -Möbel zusammenschrauben.«
»Da haben Sie den meisten anderen was voraus. Wir bräuchten einen richtigen Handwerker. Vielleicht findet sich ja ein hilfreicher Schülervater, damit wir uns nicht gegenseitig mit den Balken erschlagen.« Wieder lache ich mit ihm gemeinsam.
Ich schaue zur Uhr. »Zeit für meine Medizin. Wir sehen uns später.« Ich stehe auf, um mein Tablett wegzubringen, und spüre ein seltsames Flattern im Bauch. Liegt das an Mr Morton? Das kann nicht sein. Ich albere doch mit allen herum. Ich stelle mein Tablett weg, drehe mich zum Tisch um und sehe gerade noch, wie Dara sich vorbeugt, mit einer Hand auf seinem Unterarm, und Mr Morton über etwas lacht, was sie sagt. Ich dachte, er ist nicht ihr Typ. Aber andererseits, wann hatte Dara jemals einen bestimmten Typ? Er ist besser als die meisten Hallodris, mit denen sie ausgeht. Ich kann gar nicht sagen, ob es Wut oder Frust ist, was mir schwer im Magen liegt. Auf dem Weg hinaus stoÃe ich die Tür der Cafeteria etwas heftiger auf als nötig.
W inslow B lythe
Das GroÃe Rosenbuch
April
April, April! Der Frühling ist da!
Das Ungeziefer naht! Vergessen Sie nicht, die unteren Teile der Rosen täglich abzuwaschen. Sollten Sie ein Pestizid benutzen, nehmen Sie für die neuen Blüten nur die Hälfte, um sie nicht zu verbrennen.
Einmal wöchentlich Fischemulsion bringt Ihre Rosen zum Lächeln (und Ihre Hunde zur Verzweiflung! Wow, stinkt das). Und einmal sollten Sie den Rosen in diesem Monat eine Extraportion Zink, Eisen und Bittersalz verabreichen.
9
Riley und ich entwickeln langsam so etwas wie eine Routine. Normalerweise kommen wir am späten Nachmittag nach Hause, wenn unsere schulischen Pflichten erledigt sind. Ich kümmere mich um die Rosen, Riley macht Hausaufgaben. Ich bereite das Abendessen zu, sie macht Hausaufgaben. Die Wäsche erledigen wir nach Bedarf. Es ist ein ziemlich normales Leben, abgesehen von der Dialyse. Eigentlich ist es ganz nett, dass jemand da ist.
Montags halten wir nach der Schule am Supermarkt. Ich überlasse Riley die Planung des Abendessens, da sie sich darüber beklagt. In der ersten Woche war sie zwei Stunden im Internet, auf der Suche nach Gourmetrezepten. Ich werfe einen Blick auf ihre Liste (Babyrucola, neuseeländische Lammkeule, Alaskalachs), was mich so zum Lachen bringt, dass ich mich am Einkaufswagen abstützen muss und die Blicke der anderen Kunden auf mich ziehe. »Riley, wir
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