Die Liebe zu Rosen mit Dornen
meiner Nichte und lege die FüÃe auf den Kaffeetisch.
»Sie musste den Job annehmen.« Riley kaut an einem Niednagel und starrt aus dem Fenster. »Wenn sie wiederkommt, kaufen wir ein Haus, sagt sie. Die zahlen ihr die Unterkunft, und so kann sie was sparen.«
Irgendwie bezweifle ich, dass meine Schwester wirklich vorhat, Geld zu sparen, aber das behalte ich lieber für mich. »Hat sie gesagt, wann sie zurückkommt?«
»Das weià sie noch nicht. Der Auftrag in Hongkong könnte zeitaufwendiger sein, als sie dachte.« Riley steht auf. »Sie meinte, es könnte noch den ganzen Sommer dauern.« Sie reibt mit dem Handballen an ihren Augen herum, um die Tränen zu verbergen. »Das ist doch eine prima Chance für sie, oder?«
Da begreife ich: Becky tut ihr nicht gut. Riley wäre besser dran, wenn sie den Kontakt zu ihrer Mutter abbrechen, wenn sie sich von all den Jahren der Enttäuschung verabschieden und sie nicht mehr anrufen würde. Aber das will sie nicht. Sie kann es nicht, noch nicht. Wenn sie bei mir bleibt, wird Riley vielleicht erkennen, wie ihre Mutter wirklich ist. Ein solches Maà an Vernachlässigung sollte Riley nicht für normal halten.
Das alles möchte ich Riley am liebsten sagen, weià aber, dass sie dafür noch nicht bereit ist.
»Es ist eine gute Gelegenheit«, sage ich stattdessen. Fast ersticke ich an meinen Worten.
Riley sieht mich an. »Es war echt still hier.«
»Still ist gut. Aber du könntest auch mitkommen, wenn du willst.«
»Mir war so langweilig, dass ich das Gewächshaus geputzt habe, als ich mit dem GieÃen fertig war.«
Ich erstarre. »Du hast mein Gewächshaus geputzt?«
Sie winkt ab. »Keine Sorge. Ich habe keine Pflanzen weggeworfen.«
Ich zwinge mich, tief durchzuatmen. Brad meine Ordnung beizubringen hat ein paar Wochen gedauert, und Riley hat es schon am ersten Abend gelernt? Ich habe für alles einen bestimmten Platz, ein bestimmtes System. Ich könnte einen Lageplan vom Gewächshaus zeichnen. Ich lasse mich nicht gern durcheinanderbringen. Ich merke, dass ich mich in die Sessellehne kralle, und lockere meinen Griff.
»Tante Gal?«
»Riley, es ist nett von dir, dass du mir helfen willst.« Ich ringe um freundliche Worte und kämpfe gegen die zahllosen Flüche, die mir einfallen. »Aber wie würde es dir gefallen, wenn jemand an deinen Computer ginge und sich alles ansehen und aufräumen würde?«
»Gar nicht.«
»Genau.«
Sie zieht ein langes Gesicht. Ich fühle mich schrecklich. Aber ehrlich, das ist meine Sache.
Ich gehe ins Gewächshaus. Hier ist es wirklich still. Nur das Rauschen der Ventilatoren. Ich atme einmal tief, dann noch einmal. Mutterboden und der würzige Duft der Sämlinge.
Wie ich sehe, hat sie gefegt und den Müll rausgebracht. Und Staub gewischt. Sogar die Ventilatoren sind wieder sauber. Nicht übel.
Ich gehe zu den Kisten mit meinen Sämlingen und sehe mir die Reihen von Hulthemias an. Immer mehr blühen und gedeihen. Ich untersuche eine gelbe Hulthemia, die ich als G8 gekennzeichnet habe. Sie hat viele Blüten und einen Kern von leuchtendem Orange, aber keinen Duft. Das ist schade. Ich war mir sicher, dass sie duften würde, genau wie ihre Cousine. Leider muss ich mir in Erinnerung rufen, dass Düfte flüchtig sind.
Ich gehe zu Sämling G42. Von ihm erhoffe ich mir, dass er der beste von allen wird. Er soll aussehen wie eine orangefarbene Flamme mit rotem Kern, wie ein Freudenfeuer. Eine Blüte hat sich geöffnet. Sie ist traumhaft schön, die Tupfen auf den Blättern sind perfekt, als hätte ein geschickter Maler Aquarellfarbe verspritzt. Aber sie duftet nicht. Mist.
Ich sollte noch ein Jahr warten und sehen, ob ich nicht eine bessere Rose hinbekomme.
Aber was ist, wenn mir kein Jahr mehr bleibt?
Auf den Gedanken will ich mich nicht einlassen. Ich sage mir, dass ich noch mindestens ein Jahr habe.
Vielleicht hat die nächste Knospe einen Duft. Vielleicht riecht sie in ein paar Tagen stärker. Ich bin unentschlossen. Diese Rose besitzt eine einzigartige Färbung, die mir vielleicht nicht wieder gelingt. Auch wenn ich weiÃ, dass sie besser sein könnte.
Jedes Mal, wenn ich mir die Blüte ansehe, rast mein Herz, und ich bin ganz benommen. Das muss doch was bedeuten. AuÃerdem kostet die Anmeldung für diese Show, an der ich teilnehmen möchte, nur zwanzig
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