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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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Oma und Opa haben es hier stehen lassen.«
    Sie schultert ihren Rucksack. »Bis später, Tante Gal.«
    Nach der Dusche bessert sich mein seelischer Zustand. Es ist schön ruhig im Haus. Ich ziehe eine weiche Jogginghose und ein T-Shirt an. Nichts ist zu hören, kein Fernseher, keine Geräusche, kein schmollendes Kind, das in die Ecke starrt. Sosehr ich mich über Riley freue, war mir doch gar nicht klar, wie sehr mir das gefehlt hat: allein zu sein. Ich bin ein Gewohnheitsmensch, ein Freund der stillen Routine. Leute wie Dara scheinen immer zu glauben, dass ich schrecklich einsam sein muss, eine alte Jungfer, die nicht mal eine Katze hat. (Ich reagiere allergisch auf alles mit Fell.) Bin ich nicht. Ich bin froh und glücklich so.
    Ich gehe raus und hole meine Rose aus dem Wagen. Die alte Mrs Allen ist schon wieder beim Sprengen. Ihr Gras ist grün und reicht ihr bis zum Knie. Finster mustert sie mich unter ihrem schwarzen Strohhut.
    Ich lasse die Kühltasche mit meiner Rose in der Auffahrt stehen und gehe zu ihr. »Guten Tag, Mrs Allen. Wenn Sie jemanden brauchen, der das Gras mäht, könnte ich Ihnen einen meiner Schüler empfehlen.«
    Â»Ich brauche Ihre Hilfe nicht.« Mrs Allen richtet den Wasserstrahl auf meine Seite des Zauns. Matsch spritzt über meine Plastikclogs. »Wer ist dieses Mädchen, das sich hier rumtreibt?«
    Ich weiche zurück. Ich hätte ihr von meiner Nichte erzählt, aber jetzt sage ich überhaupt nichts. Es macht mich wütend, obwohl ich mich dagegen wehre, es nicht zu sein. Wenn ich müde bin, werde ich sowieso immer etwas griesgrämig. Es ist der denkbar schlechteste Moment, sich mit mir anzulegen. »Was haben Sie eigentlich für ein Problem mit mir? Was habe ich Ihnen denn getan?«
    Wütend starrt sie mich mit ihren tränenden, rötlich blauen Augen an. »Rosen.«
    Â»Rosen?« Ich bin verdutzt.
    Â»Ihre verdammten Rosenranken wachsen schon über meinen Zaun.« Sie deutet auf die Grundstücksgrenze, wo meine Kletterrosen tatsächlich über einen zwei Meter hohen Gitterzaun hinwegwachsen.
    Â»Der Zaun steht auf meinem Grundstück«, erkläre ich. Mein Vater hat extra darauf geachtet. »Wenn Ihnen der Anblick nicht gefällt, errichten Sie sich doch einen Zaun auf Ihrer Seite.«
    Â»Die Wurzeln reichen bis unters Gras. Sie ruinieren meinen Rasen. Dafür ist Ihr Rasen ein Schandfleck. Sieht aus wie bei den Hillbillys.«
    Die Wurzeln wirken sich ganz bestimmt nicht auf ihren Rasen aus. Ich schüttle den Kopf, weil es keinen Sinn hat, mit so jemandem zu streiten. Ich könnte ihr den Eintrag im Rosenlexikon zu den Wurzeln der Kletterrosen zeigen, aber sie würde nur denken, ich hätte den Eintrag selbst verfasst und heimlich eingeschickt. »Schönen Tag noch, Mrs Allen.«
    Â»Es ist schon Nachmittag, fünf Uhr!«, bellt sie mir hinterher und spritzt mir erneut Matsch über die Füße.
    Im Gewächshaus hat G42 eine weitere Blüte bekommen. Ich rieche daran. Auch kein Duft. Ich werde sie noch einmal kreuzen und im nächsten Jahr etwas Besseres bekommen. Oder im übernächsten.
    Völlig erschöpft gehe ich wieder ins Haus. Ich werde vor dem Abendessen ein kleines Nickerchen machen. Ich habe sowieso keinen Hunger. Kaum liege ich auf dem Bett, da bin ich auch schon eingeschlafen.
    Das Telefon weckt mich wenige Minuten später. Zumindest glaube ich, dass es wenige Minuten später ist, bis ich auf den Wecker sehe. Neun Uhr. Ich gehe ran. »Hallo?«
    Â»Gal!« Es ist Mom, und sie klingt erleichtert. Ich hätte sie um sieben anrufen sollen. Offenbar hat sie sich schon Sorgen gemacht. »Wie war die Rosenschau?«
    Â»Hab nicht gewonnen.« Ich setze mich auf und nehme meine Brille. Ich war müder, als ich gedacht hatte. Gut, dass ich nicht gefahren bin. Im Stillen danke ich Riley dafür, dass sie mich nicht geweckt hat, als sie nach Hause kam.
    Â»Irgendetwas ist doch los. Ich höre es an deiner Stimme.« Meine Mutter klingt zunehmend beunruhigt. Ich stelle mir vor, wie sie meinem Vater winkt, dass er an den anderen Apparat gehen soll, obwohl er gerade mitten in seiner liebsten Krimiserie ist. Tatsächlich höre ich es klicken und dann das Gemurmel von anwaltsmäßigen Fernsehstimmen im Hintergrund.
    Â»Hi, Dad.«
    Â»Gal.«
    Ich hole tief Luft. »Es ist nur mal wieder einer von diesen Tagen, das ist alles.«
    Â»Oh.«

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