Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Giftkanne im Gewächshaus auf den Tisch und laufe Riley voraus ins Haus.
Rileys Note im Biologietest ist mal wieder nicht berauschend. Wie bei den meisten in der Klasse. Ich verteile die schlechten Arbeiten umgedreht auf den Tischen. Wer seine Arbeit umgedreht bekommt, weiÃ, dass sie allerhöchstens ausreichend ist. Die Schüler sinken auf ihre Tische und stöhnen. Den Besten gratuliere ich.
»Wenn euer Schnitt abgerutscht ist«, sage ich und gehe nach vorn vor die Klasse, »dann werdet ihr in der Abschlussprüfung besonders gut sein müssen, um das wieder auszugleichen.«
Ein kräftiger Junge namens Javier meldet sich. »Können wir irgendwie Pluspunkte sammeln, um die schlechte Note auszugleichen?«
Ich lache freundlich. »Keine Pluspunkte dieser Welt können den dicken Brocken einer Abschlussnote ausgleichen.«
Ich meide Rileys Blick, der mich durchbohrt. Riley hätte eine bessere Arbeit schreiben müssen. Ich habe ihr gesagt, was sie lernen soll. Ich habe ihr gesagt, wie sie lernen soll. Das Einzige, was ich nicht gemacht habe, war, den Test für sie zu schreiben.
Ich sollte Mr Morton nicht darauf hinweisen müssen, dass es nicht besonders schlau war, eine durchschnittliche Schülerin bei der Wissenschaftsolympiade zur Repräsentantin einer doch angeblich so anspruchsvollen Schule zu machen. Auch wenn sie meine Nichte ist. Gerade weil sie meine Nichte ist. Man wird mir Vetternwirtschaft vorwerfen, obwohl alles nur an Mr Morton liegt.
Es klingelt. Javier, dem wahrscheinlich jetzt erst klar wird, dass er das Ringerteam verlassen muss, stöhnt und stopft seinen Test in die Tasche, damit seine Eltern ihn unterschreiben können. »Leck mich doch am Arsch«, murmelt er.
»Mr Gutierrez, verwenden Sie derlei Ausdrücke nicht in meiner Klasse. Bestimmt fallen Ihnen dafür ein paar Synonyme ein.«
Er grinst höhnisch. »Für Arsch?«
Ich zähle sie an meinen Fingern ab. »Po, GesäÃ, Hintern, Hinterteil, Allerwertester.« Er nimmt seinen Rucksack und geht. Trotz der eigentlich gedrückten Stimmung lachen die anderen Schüler, als ich ihm auf den Flur hinaus folge und hinterherrufe: »Podex, Popo, vier Buchstaben.«
Grinsend dreht er sich um. »Das bedeutet aber nicht dasselbe.«
»Dann sag einfach: âºWie unerfreulich.â¹ Ohne âºleckenâ¹ und ohne âºArschâ¹.« Ich entlasse ihn, und er taucht im Meer der Schüler unter.
Ich sehe mich nach Riley um, aber sie ist schon weg.
Dr. OâMalley steht vor mir. Ich zucke zusammen. »Liegen Sie hinter den Spinden auf der Lauer, Dr. OâMalley?«
»Auf ein Wort, Miss Garner.« Er geht in mein Klassenzimmer. Ich habe eine Freistunde. Ich straffe meine Schultern und folge ihm.
»Ich nehme an, Sie haben die Zensuren der Bioarbeit gesehen.« Ich habe sie gestern in den Schulcomputer eingegeben. Wir verfügen da über so ein System, damit jeder sofortigen Zugang zu den Zensuren hat und die Eltern nicht aus allen Wolken fallen, wenn Junior sitzen bleibt.
Er nimmt an meinem Pult Platz, als wäre es seins. Die Sonne scheint ihm voll ins Gesicht, und vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er sich an einen Schülertisch gesetzt hätte. Er steht auf und schlieÃt die Jalousien.
»Ich weiÃ, was Sie sagen werden. Und Sie wissen, was ich darauf entgegnen werde. Warum müssen wir dieses Gespräch schon wieder führen?« Ich starre ihn an, warte auf Antwort.
»Die Eltern möchten, dass Sie die Schule verlassen.« Dr. OâMalleys Stimme ist ruhig und gefasst.
Ich lasse mich am ersten Tisch nieder.
»Mrs Garner â¦Â«
»Miss. Ich war nie verheiratet.« Entlassen? Die Eltern wollen, dass man mich entlässt? »Kamen die Anrufe heute Morgen?«
Er nickt. »Aber es war schon eine ganze Weile abzusehen, Gal. Das wissen Sie.«
»Sie können mich nicht entlassen. Ich habe nichts Unrechtes getan. Es ist nicht meine Schuld, wenn sich die Schüler keine Mühe geben.« Aber dann denke ich an Riley. Riley scheint sich doch in gewisser Weise Mühe gegeben zu haben, wenn ich an ihre Lernkarten denke und daran, wie dringend sie ihr Ergebnis wissen wollte.
Was ist, wenn tatsächlich ich das Problem bin? Könnte ich irgendwas besser machen?
Dr. OâMalley breitet seine Handflächen auf meinem Pult aus. »Hören Sie, so wie Sie unterrichten viele Lehrer in den
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