Die Liebe zu Rosen mit Dornen
schwarz war und knusprig süà schmeckte. Ich mag Moms Brokkoli heute noch, nur darf ich ihn nicht mehr essen. Das erzähle ich Riley. »Kannst du dir vorstellen, dass jemand keinen Brokkoli essen darf?« Ich muss lachen.
»Was hat Mom gesagt?« Riley kann die Finger nicht von den Blättern lassen. Ich klopfe ihr leicht auf die Hand.
»Sie fand sie zu ölig. Also hat Oma gesagt, Becky sollte uns am nächsten Abend was kochen.« Ich grinse, und Riley grinst mit leuchtenden Augen zurück. »Eine seltsame Mischung aus Thunfisch, extrem bissfesten Nudeln und einer Dose Erbsen mit Ranch-Dressing.«
Riley lacht begeistert. »So kocht sie mehr oder weniger immer noch.«
»Ach ja? Was ist denn dein Lieblingsessen bei deiner Mom?«
»Tiefkühlkost.« Wir kichern beide. Riley überlegt. »Einmal, als ich fünf war oder so, hat sie mir zum Geburtstag einen Kuchen gebacken. Eine Backmischung, aber immerhin, der war soooo lecker. Teufelskuchen. Ich dachte, ich käme in die Hölle, weil ich Teufelskuchen gegessen hatte.«
Ich lache. »Teufelskuchen mag ich lieber als Engelskuchen.« Ich komme zum letzten Rosenstrauch. Dieser ist nicht befallen, aber ich sprühe ihn trotzdem ein, falls sich doch noch irgendwelche Blattläuse darauf niederlassen wollen.
»O nein.« Riley bückt sich und hebt etwas auf. Einen toten Marienkäfer.
»Ich fürchte, den hatâs erwischt.«
Sie wirft den kleinen Käfer auf das Beet und deckt vertrocknete Blätter darüber. »Tut mir leid, Tante Gal. Nächstes Mal mach ich es besser.«
»Ist nicht deine Schuld.«
»Ich sollte sie abwaschen. Nächstes Mal mache ich es besser.«
»Riley, bitte. Erledige du die Sachen, die ich dir auftrage, und ich mache das hier.«
Sie reibt mit der Hand an ihrem Auge herum, willigt weder ein, noch widerspricht sie mir.
»Du hast doch hoffentlich kein Gift an den Fingern, oder?« Ich halte ihre Hand fest und untersuche ihren Augapfel. »Eben gerade hast du die Blätter angefasst.« Ihr Auge ist leicht gerötet, das andere aber auch. Darunter leuchten dunkelviolette Halbmonde.
»Es geht schon. Da ist nichts.« Sie reiÃt sich los.
»Wie lange bleibst du immer auf, wenn ich bei der Dialyse bin?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Ich lese. Da vergesse ich die Zeit.«
»Riley, du musst um zehn im Bett sein, Licht aus um halb elf.« Ich nehme meine Giftkanne. »Hab ich gerade erst wieder gelesen: Teenager kriegen weniger Schlaf, obwohl sie mehr bräuchten. Deshalb schläfst du am Wochenende immer ewig lange. Die Schule sollte besser um halb zehn anfangen, nicht um halb acht.«
Sie gibt einen tiefen Seufzer von sich, dann kneift sie die Augen zusammen und spricht ganz schnell, um nicht zu vergessen, was sie zu sagen hat. »Tante Gal, ich brauche dringend Hilfe bei dieser Sache mit der Blide.«
»Beim MaÃbandablesen?« Ich stelle den Topf wieder ab. »Ich dachte, inzwischen könntest du es. Du musst dir doch nur die MaÃeinheiten merken. Ich weiÃ, das metrische System ist anders, aber eigentlich ist es viel einfacher.«
»Das meine ich nicht.« Sie tritt von einem Bein aufs andere. »Ich meine das, wo wir grafisch berechnen sollen, wo wir unsere Ziele aufstellen müssen.«
Ich nicke. Beim Training üben die Schüler mit unterschiedlichen Projektilen â und den entsprechenden Gegengewichten â ein paar Blöcke umzuwerfen, die eine Burg darstellen. Im Wettkampf bekommen die Schüler dann die Gewichte und Gegengewichte und müssen herausfinden, wie diese am besten einzusetzen sind. Auch für diese Berechnungen gibt es Punkte, und man braucht alle Daten aus den Probeläufen.
»Brad hat versucht, es mir zu erklären, aber ich kapierâs nicht.« Sie spricht ganz leise, schämt sich.
»Du bist in Mr Mortons Team. Er sollte es dir beibringen.«
»Möglicherweise habe ich ihm gesagt, ich hätte es verstanden.« Rileys Stimme wird immer leiser, was mich zwingt, mich vorzubeugen, wenn ich sie verstehen will.
»Oh.« Ich schenke ihr ein mildes Lächeln. Das ist bei Kindern nicht unüblich. Wie oft habe ich schon vor einer Klasse gestanden und gesagt: »Hat noch jemand Fragen?«, und nur Köpfeschütteln geerntet. Und trotzdem macht ein Viertel dieser Kinder alles falsch. »Gehen wir rein und üben.«
Ich stelle meine
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