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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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diese Hagebutten nicht zum Züchten, würde ich sie essen. Sie sind voller Vitamin C.
    Rose G42 sieht prächtig aus. Ich drehe sie, um sie mir näher anzuschauen. Pflanzen – alle Pflanzen – recken sich beim Wachsen der Sonne entgegen. Das habe ich schon als Kind durch die Beobachtung der Farne bei meiner Mutter gelernt. »Sie wachsen schief, wenn man sie nicht dreht«, sagte sie.
    Das trifft auch auf mein Gewächshaus zu, obwohl die Sonne indirekt hereinscheint. Ich muss G42 täglich drehen. Inzwischen hat sie weitere Blüten bekommen. Die eine Blüte, die sie bei der Rosenschau hatte, hat inzwischen mehr Blütenblätter, was sie voller wirken lässt. Die Farben sind so grell, dass sie fast blenden.
    Ich beuge mich vor und rieche daran, in der Hoffnung, dass sie auf magische Weise einen Duft entwickelt hat. Nichts. Mir juckt es in der Nase. Sie riecht so gut wie gar nicht, nur ganz normal etwas nach Pollen.
    Ich verwende nicht so gern Insektizide, weil sie auch die Nützlinge töten. Aber ich darf nicht riskieren, dass die Blattläuse ins Gewächshaus eindringen. Normalerweise funktioniert das Abwaschen mit Wasser gut, aber in diesem Jahr gibt es einfach zu viel Ungeziefer. Widerwillig hole ich das Gift hervor und mische es in einer kleinen Kanne mit dazugehöriger Spritze, die ich nur zu diesem Zweck benutze.
    Â»Was tust du?« Plötzlich steht Riley hinter mir.
    Â»Meine Güte, Riley, hast du mich erschreckt!«
    Â»Entschuldige.« Sie lehnt sich an den Tisch, berührt G42 mit dem Hintern.
    Ich schiebe die Blume vom Rand weg. »Sei bitte vorsichtig.«
    Sie nimmt die kleine Plastikspritze mit dem Blattlausgift. »Was ist das?«
    Â»Gift. Stell es wieder hin.«
    Â»Gegen die grünen Viecher?«
    Â»Du hast sie gesehen?«
    Sie nickt. »Heute Morgen.«
    Â»Hast du sie nicht von den Rosen abgewaschen?«
    Â»Sollte ich das? Ich dachte, ich wasche Pilze ab und keine Viecher.« Gedankenverloren drückt sie den Abzug. Gift spritzt auf den Boden.
    Â»Vorsicht.« Ich nehme ihr die Flasche weg. Ist sie wirklich schon fünfzehn? »Ja, die solltest du abwaschen. Und jetzt spielen sie verrückt.« Ich rechne. Wenn sie seit Tagen nicht abgewaschen wurden, erklärt das, wieso die Englischen Rosen so viele Blattläuse haben. Ich gehe hinaus und sprühe los.
    Sie folgt mir nach draußen. »Du zerstörst ihre biodynamische Organizität.«
    Â»Technisch gesehen sind alle Lebensformen, die auf Kohlenstoff basieren, organisch.« Ich sprühe immer weiter. »›Organisch‹ ist kein sonderlich aussagekräftiger Begriff.« Ich bin pingelig, ich weiß.
    Sie legt die Stirn in Falten. »Wie dem auch sei. Die kannst du jedenfalls nicht mehr essen.«
    Â»Die will auch keiner essen.«
    Â»Du vergiftest unser Grundwasser.«
    Ich höre auf zu sprühen und betrachte sie finster. »Riley, was willst du?«
    Â»Hast du meinen Biotest schon zensiert?«
    Ich wende mich wieder dem Sprühen zu. »Das mache ich heute Abend. Nach Sonnenuntergang. Wenn ich hier fertig bin.«
    Sie gibt nicht auf. »Ich möchte wirklich, wirklich gern wissen, wie ich abgeschnitten habe.«
    Â»Ihr kriegt sie morgen wieder.« Ich achte immer darauf, dass ich Arbeiten noch am selben Tag korrigiere, an dem sie geschrieben wurden, damit die Kinder ein möglichst direktes Feedback bekommen.
    Â»Was essen wir heute Abend?«
    Ich ignoriere sie. Ich trete von dem Rosenstrauch zurück, als alle Viecher eingesprüht sind, dann widme ich mich dem nächsten.
    Â»Tante Gal?«
    Ich sprühe den Strauch etwas heftiger ein als nötig. »Riley, es ist vier Uhr. Wenn du dir Sorgen ums Abendessen machst, kümmer dich doch schon mal darum.«
    Â»Was?«
    Ich sprühe die Rosen ein. »Als deine Mutter und ich klein waren, lief es bei uns früher so: Wer das Abendessen nicht abwarten konnte, musste es machen. Glaub mir, es war – gelinde gesagt – ziemlich interessant, was Becky uns da mit elf Jahren aufgetischt hat.«
    Riley folgt mir zur nächsten Rose. Sie trägt Shorts, die blassen Beine sehen kalt aus. Natürlich hat sie ihren unvermeidlichen Kapuzenpulli an. »Was hat sie gekocht?«
    Ich überlege. Becky hatte sich über Moms gegrillten Brokkoli beschwert, in Olivenöl geschwenkt, über dreißig Minuten bei zweihundert Grad im Backofen, bis er fast

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