Die Liebenden von Leningrad
Universität.
Alexander blickte Tatiana an. »Tatiascha«, sagte er, »kann ich bitte Tee haben?«
Sofort sprang sie auf. Was dachte sie sich nur dabei, hier herumzusitzen? Er war bestimmt müde und hungrig. »Natürlich.« Er saß rauchend am Tisch und hatte seine Beine bis zum Sofa ausgestreckt. Tatiana kam nicht an ihm vorbei. Lächelnd blickten sie sich an.
»Entschuldige, Alexander«, sagte Tatiana und bemühte sich um eine gelassene Miene.
»Steig einfach darüber«, sagte er leise. »Pass nur auf, dass du nicht auf meine Beine trittst. Sonst muss ich dich in den Arm nehmen.«
Errötend sah Tatiana, dass Marina sie von der Tür aus beobachtete. »Entschuldige, Alexander«, wiederholte sie kühl. Zögernd nahm Alexander seine Beine weg. »Komm her, Marina«, sagte er seufzend. »Lass dich ansehen. Wie geht es dir?« Tatiana brachte Alexander eine Tasse Tee, so süß und stark, wie er ihn gern mochte. »Danke«, sagte er und sah sie an. »Bitte.« Sie erwiderte seinen Blick. »Sind meine Beine immer noch im Weg?« »Ja. Du bist zu groß für dieses Zimmer«, flüsterte Tatiana. Bevor er antworten konnte, kam Dascha mit ein paar sauberen Laken zurück.
»Mädchen, hat eure Babuschka denn Erfolg bei ihren Ausflügen?«, fragte Alexander.
Während Dascha die Laken faltete und weglegte, erwiderte sie: »Gestern hat sie fünf Rüben und zehn Kartoffeln mitgebracht. Aber wir haben jetzt schon Mamas ganzes Hochzeitsgeschirr weggegeben. Nach diesen Kerzenleuchtern haben wir nichts mehr, was wir eintauschen könnten.«
»Wie wäre es mit den Goldzähnen, die du von deinem Zahnarzt bekommen hast?«, fragte Tatiana. »Was sollen die Bauern denn mit Gold anfangen?« »Was fangen sie denn mit den Kerzenleuchtern an?« Alexander warf ein: »Die geben Licht und Wärme. Und man kann sie als Waffen gegen die Deutschen verwenden.« Er wandte sich an Tatiana. »Tania, wo ist die versprochene Hafergrütze? Wo bleiben die versprochenen Eier?« Es klopfte an der Tür und Tatiana ging, um zu öffnen. Nina Iglenko stand davor und wollte wissen, ob sie etwas zu essen für Anton hätten. Tatiana wusste, dass es Nina schwer fiel, ihn satt zu bekommen, da er nach seiner Verwundung auf dem Dach nur noch eine Abhängigenration bekam. Alexander kam in den Flur und stellte sich so dicht neben sie, dass sich ihre Arme berührten. Dann sagte er: »Genossin Iglenko, es gibt für alle nur die gleichen Rationen. Es tut mir Leid, aber wir haben nichts.« Mit diesen Worten schloss er die Tür und wandte sich an Tatiana. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass Anton auf dem Dach verwundet worden ist.« Immer noch stand er ganz dicht bei ihr. »Es geht ihm auch gut«, erwiderte Tatiana abweisend. »Er hat nur einen Kratzer am Bein.« Sie wollte nicht, dass Alexander sich Sorgen machte.
»Tania, wusstest du, dass jeder die gleichen Rationen bekommt?«
»Ich habe es gehört.«
»Du besitzt nicht mehr als Nina.«
»Ich weiß. Entschuldige mich jetzt. Ich will das Frühstück machen. « Tatiana konnte es nicht eine Sekunde länger ertragen, so dicht bei ihm in dem engen Flur zu stehen. Er hatte schließlich nur seine Unterwäsche an. Sie ging ins Zimmer, und als sie zurückkam, drückte sie Nina ein Stück Butter in die Hand. »Gott segne dich, Taneschka«, sagte Nina dankbar. »Gott segne dich, solange du lebst. Du wirst sehen, er wird dich dein ganzes Leben lang für deine Warmherzigkeit beschützen.« Als Tatiana danach die Eier und die Hafergrütze zubereitete, tauchte auch Alexander in der Küche auf und lehnte sich an den Herd.
»Sei vorsichtig, du wirst dich verbrennen«, sagte Tatiana, ohne ihn anzusehen.
Zuerst erwiderte er nichts, aber dann flüsterte er: »Tania, ich kenne dich besser als jeder andere. Ich weiß, was du tust...« »Was meinst du?«, entgegnete sie. »Im Moment mache ich Hafergrütze. Und Eier.«
Alexander legte den Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesieht zu sich. »Du darfst dein Essen nicht weggeben, hörst du? Es bleibt nicht genug für dich und deine Familie!« Tatiana nickte. Alexander ließ seinen Finger noch für einen Moment an ihrem Kinn liegen.
Tatiana kochte die Hafergrütze mit zwei Löffeln Milch, etwas Butter und ein paar Teelöffeln Zucker. Und mit Wasser. Sie teilte sie in vier Schüsselchen auf, wobei sie die größte für Alexander abfüllte, die zweite für Dascha, dann eine für Marina und die kleinste für sich selbst. Dann machte sie aus fünf Eiern, etwas Butter und Salz Rühreier. Fast
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