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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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zu«, sagte sie. »Es ist wegen der Kälte. Babuschka ist den ganzen Tag hier in der Wohnung. Haben wir noch genug Holz, um die
    borsoika tagsüber für sie zu heizen?«
    »Nein«, erwiderte Dascha und stützte sich auf einen Ellbogen. »Wir brauchen alles Holz, das wir noch haben, um unser Abendessen zu kochen. Selbst dafür reicht es kaum noch. Überlegt doch mal, wie lange es her ist, seit wir den großen Ofen angeheizt haben.«
    Seit Alexander das letzte Mal hier war, dachte Tatiana. Er holt immer Holz, damit wir es warm haben.
    Mama rang die Hände. »Wir müssen ihr sagen, dass sie die borsoika nicht ausgehen lassen darf.«
    »Das können wir ihr gern sagen, Mama«, erwiderte Tatiana.
    »Aber bald haben wir kein Holz mehr.«
    »Tania, sie friert! Hast du nicht gesehen, wie langsam sie sich bewegt?«
    Dascha nickte. »Sonst ist sie immer in die öffentliche Kantine gegangen und hat da den ganzen Tag auf ein wenig Suppe oder Hafergrütze gewartet. Heute ist sie jedoch nicht vom Sofa aufgestanden, noch nicht einmal, um mit uns zu Abend zu essen. Tania, können wir sie nicht in dein Krankenhaus bringen?« »Das können wir versuchen«, erwiderte Tatiana. »Aber ich glaube nicht, dass sie noch ein Bett frei haben. Überall liegen Kinder. Und Verwundete.«
    »Wir versuchen es morgen trotzdem«, sagte Mama. »Im Krankenhaus hätte sie es zumindest wärmer. Dort wird doch immer noch geheizt, oder?«
    »Sie haben drei Flügel geschlossen«, erwiderte Tatiana und stand auf. »Sie halten nur noch einen offen. Und der ist belegt.« Sie ging zu ihrer Großmutter. Die Decken waren vom Sofa gerutscht und Babuschka Maya war nur noch mit ihrem Mantel zugedeckt. Tania hob die Decken auf und steckte sie sorgsam um Babuschka fest. Dann kniete sie sich neben das Sofa. »Babuschka«, flüsterte sie, »rede mit mir.«
    Die Großmutter stöhnte leise. Tatiana legte ihr die Hand auf den Kopf. »Hast du keine Kraft mehr?«, fragte sie. »Nicht mehr viel ...«
    Tatiana rang sich ein Lächeln ab. »Babuschka, weißt du noch, wie ich immer bei dir gesessen habe, wenn du gemalt hast? Die Farben rochen so stark, und wir beide waren immer mit Farbe bespritzt. Weißt du das noch?«
    »Ja, mein Sonnenschein. Du warst so ein süßes Kind.« Babuschka lächelte.
    »Als ich vier war, hast du mir beigebracht, eine Banane zu malen. Ich hatte noch nie im Leben eine gesehen, aber ich konnte sie malen.«
    »Du hast sogar eine sehr schöne Banane gemalt«, bestätigte ihre Großmutter. »Ach, Taneschka ...« Sie brach ab. »Was denn?«
    »Ach, wenn ich doch nur wieder jung wäre ...«
    »Ich weiß nicht, ob du es noch nicht gemerkt hast«, flüsterte Tatiana, »aber den Jungen geht es auch nicht so gut.«
    Am nächsten Morgen trug Tatiana die beiden Wassereimer nach oben und ging dann los, um die Rationen zu holen. Als sie zurückkam, war Babuschka tot. Still und kalt lag sie auf dem Sofa. Marina sagte weinend: »Ich wollte sie wecken, aber sie hat sich nicht bewegt.«
    Die Familie stand um die Tote herum, bis Marina sich schniefend zum Tisch wandte und sagte: »Kommt, lasst uns essen.« Mama nickte. »Ja, lasst uns frühstücken. Ich habe etwas Zichorie aufgebrüht. Die Sarkowa hat heute früh den Küchenofen mit ihrem Holz angeheizt und es war noch ein bisschen Hitze übrig.«
    Sie setzten sich an den Tisch, und Tatiana schnitt ihre Brotration in zwei Hälften - etwas mehr als ein Pfund für jetzt und etwas mehr als ein Pfund für später. Dann teilte sie das Pfund in vier Stücke zu je hundertfünfundzwanzig Gramm. »Marina«, sagte sie streng, »bring dein Brot nach Hause, hörst du?« »Was ist mit Babuschkas Anteil?«, fragte Marina. »Können wir den nicht jetzt essen?« Und das taten sie auch. Tatiana wollte zur Stadtverwaltung gehen und Babuschkas Tod anzeigen, damit sie beerdigt werden konnte. Mama legte ihr die Hand auf den Arm. »Warte noch«, sagte sie. »Warum?«
    »Wegen ihrer Rationen. Damit ist es dann vorbei.« Tatiana stand auf. »Mama, wir haben die Marken noch bis zum Ende des Monats. Das sind doch immerhin noch zehn Tage.« »Ja, und dann?«
    Tatiana begann, den Tisch abzuräumen. »Mama, weißt du was? So weit im Voraus denke ich gar nicht!« »Du brauchst nicht aufzuräumen, Tania«, warf Dascha ein. »Wir haben doch sowieso kein Wasser zum Spülen. Lass die Teller stehen, es war ja nur Brot darauf.« Dann wandte sie sich an ihre Mutter, »Mama, wenn sich die Stadtverwaltung nicht darum kümmert, wer denn sonst? Wir können sie

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