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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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lieber als unser Alexander.«
    »Ich bin wohl kaum eine Dame in Bedrängnis«, murmelte Tatiana, während Alexander sie in den Laden führte und damit das Gespräch beendete.
    Tatiana blickte sich erstaunt um. Es gab keine Menschenschlange und in dem Raum stapelten sich Säcke und Tüten. Es roch nach geräuchertem Schinken und Fisch, nach Zigaretten und Kaffee.
    Alexander fragte sie, wie viel Geld sie dabeihabe, und sie glaubte, die Höhe der Summe werde ihn in Erstaunen versetzen. Aber er zuckte nur mit den Schultern und sagte: »Wir könnten es alles für Zucker ausgeben, aber das wäre wohl kaum richtig vorgesorgt.« »Ich weiß nicht, was ich einkaufen soll. Wie soll ich denn Vor sorgen?«
    »Kauf so viel, als würdest du nie wieder etwas von diesen Waren sehen«, erwiderte Alexander. Ohne nachzudenken reichte sie ihm ihr Geld. Er kaufte für sie vier Kilo Zucker, vier Kilo weißes Mehl, drei Kilo Hafermehl, fünf Kilo Gerste, drei Kilo Kaffee, zehn Dosen mit eingelegten Pilzen und fünf Dosen Tomaten. Sie erstand außerdem noch ein Kilo schwarzen Kaviar und von den paar Rubeln, die übrig blieben, zwei Dosen Schinken, um Deda eine Freude zu machen. Zu ihrem eigenen Vergnügen kaufte sie eine kleine Tafel Schokolade.
    Lächelnd erklärte ihr Alexander, dass er die Schokolade von seinem Geld bezahlen würde, und orderte fünf Tafeln. Außerdem schlug er vor, sie solle Streichhölzer kaufen. Tatiana verzog das Gesicht und wies ihn darauf hin, dass man Streichhölzer nicht essen könne. Als Nächstes riet er ihr, auch Benzin mitzunehmen. Sie erwiderte, sie hätten kein Auto. Er bestand darauf, dass sie es trotzdem kaufte, aber sie wollte partout nicht auf ihn hören. Sie wollte das Geld ihres Vaters nicht für so etwas Dummes wie Benzin und Streichhölzer ausgeben. »Aber Tania! Wie willst du denn mit dem Mehl etwas Gescheites anfangen, wenn du keine Streichhölzer hast, um Feuer zu machen? Dann wird es schwierig sein, Brot zu backen.« Sie gab nach, als sie feststellte, dass die Streichhölzer nur ein paar Kopeken kosteten, kaufte aber trotzdem nur eine Packung mit zweihundert Stück. »Vergiss das Benzin nicht, Tania.« »Nur wenn ich ein Auto habe, kaufe ich auch Benzin.« »Und wenn es im Winter kein Kerosin mehr gibt?«, fragte Alexander.
    »Was dann?«, entgegnete sie. »Wir haben doch elektrischen Strom.«
    Er verschränkte die Arme. »Kauf es!«, wiederholte er. »Hast du >im Winter< gesagt?« Tatiana machte eine wegwerfende Geste. »Wovon redest du überhaupt? Es ist Juni. Im Winter kämpfen wir nicht mehr gegen die Deutschen.« »Sag das mal den Engländern«, erwiderte Alexander. »Oder den Franzosen, den Belgiern, den Holländern. Sie haben gekämpft ...«
    »Wenn man das, was die Franzosen machen, kämpfen nennen kann ...«
    Lachend sagte Alexander: »Tatiana, kauf das Benzin. Du wirst es nicht bereuen.«
    Sie hätte gern auf ihn gehört, aber die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf war stärker. Sie ermahnte Tatiana, sein Geld nicht zu vergeuden. Also weigerte sie sich.
    Sie bat den Verkäufer um ein Gummiband und flocht ihr Haar ordentlich zusammen, während Alexander bezahlte. Tatiana fragte, wie sie die ganzen Einkäufe nach Hause schleppen sollten.
    Dimitri verkündete: »Mach dir keine Gedanken. Deshalb bin ich ja mitgekommen.«
    »Dima«, sagte Alexander, »ich glaube wirklich, dass wir allein zurechtkommen.«
    »Alexander«, warf Tatiana ein, »wir haben so viel zu ...« »Dimitri, der Packesel«, sagte Dimitri. »Ich freue mich, euch zu Diensten sein zu können, Alexander.« Er grinste. Tatiana registrierte es und erinnerte sich daran, dass Dimitri genauso überrascht gewesen war wie sie, einen Laden zu betreten, den eigentlich nur Offiziere nutzen durften. »Bist du mit Alexander in der gleichen Einheit?«, fragte sie Dimitri, nachdem sie ihre Einkäufe in Holzkisten gestapelt und das Geschäft verlassen hatten.
    »Oh, nein, nein«, entgegnete Dimitri. »Alexander ist Offizier und ich bin nur einfacher Gefreiter. Nein, er steht um einige Ränge höher als ich. Was ihm erlaubt, mich nach Finnland an die Front zu schicken«, fügte er hinzu.
    »Nicht nach Finnland«, verbesserte Alexander ihn, »und nicht an die Front, sondern nur zur Überprüfung der Befestigungen nach Lisiy Nos. Worüber beklagst du dich eigentlich?« »Ich beklage mich ja gar nicht. Ich preise deine Weitsicht.« Tatiana warf Alexander einen verstohlenen Blick zu. »Wo ist Lisiy Nos?«, fragte sie.
    »An der karelischen

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