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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Meerenge«, erwiderte Alexander. »Kannst du laufen?« »Natürlich.« Tatiana konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Ihre Schwester würde in Ohnmacht fallen, wenn sie mit zwei Soldaten auftauchte. Sie trug die leichteste Kiste, in der sich der Kaffee und der Kaviar befanden. »Ist das zu schwer für dich?«, fragte Alexander. »Nein«, erwiderte sie. Eigentlich war die Kiste ziemlich schwer und sie wusste nicht, wie sie es bis zum Bus schaffen sollte. Sie gingen doch hoffentlich zum Bus? Oder hatten die beiden Männer etwa vor, zu Fuß zu gehen?
    Der Bürgersteig war schmal, deshalb liefen sie hintereinander. Alexander schritt voran, dann kam Tatiana und Dimitri bildete das Schlusslicht.
    »Alexander«, keuchte Tatiana, »gehen wir etwa ... zu Fuß nach Hause?« Sie war bereits jetzt außer Atem. Alexander blieb stehen. »Gib mir die Kiste«, sagte er. »Nein, ich kann sie gut tragen.«
    Doch er stellte seine Kiste ab, packte ihre darauf und hob dann beide Kisten auf. »Deine Füße müssen in diesen Schuhen schrecklich wehtun. Komm, lass uns weitergehen.« Der Bürgersteig wurde jetzt breiter und Tatiana konnte neben Alexander herlaufen. Dimitri ging links von ihr. »Tania, glaubst du, wir bekommen einen Wodka für unsere Mühen?« »Ich denke, mein Vater wird auf jeden Fall einen Wodka für euch übrig haben.«
    »Also, Tania, erzähl mal«, forderte Dimitri sie auf. »Gehst du viel aus?«
    Ausgehen? Was für eine seltsame Frage. »Nicht oft«, erwiderte sie schüchtern.
    »Warst du jemals im Sadko?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber meine Schwester geht oft dorthin. Sie sagt, es sei ganz nett.«
    Dimitri rückte ein wenig näher. »Möchtest du nächstes Wochenende mit uns ins Sadko kommen?« »Mmmh, nein, danke«, erwiderte sie und schlug die Augen nieder.
    »Ach, komm«, sagte Dimitri. »Das wird bestimmt lustig. Hab ich Recht, Alexander?« Alexander antwortete nicht.
    Wenn andere Fußgänger auf sie zukamen, trat Dimitri zurück, um sie vorbeizulassen.
    Tatiana fiel auf, dass er das nur widerwillig tat, als ob er dadurch dem Feind Terrain überließe. Zuerst glaubte sie, er sei einfach unhöflich, aber dann erkannte sie, dass es Alexander war, den er als Konkurrenten empfand. Leise fragte Alexander: »Bist du müde?« Tatiana nickte.
    »Möchtest du dich ein bisschen ausruhen?« Er stellte seine Kisten ab.
    Dimitri tat es ihm nach, dann blickte er Tanja durchdringend an. »Wohin gehst du denn, Tania, wenn du dich vergnügen willst?« »Vergnügen? Ich weiß nicht. Ich gehe in den Park. Oder wir fahren in unsere Datscha nach Luga.« Sie wandte sich an Alexander und fragte: »Verrätst du mir eigentlich endlich, wo du herkommst, oder muss ich raten?« »Ich glaube, du musst es erraten, Tania.« »Du kommst bestimmt vom Meer.« »Hat er es dir etwa noch nicht gesagt?«, warf Dimitri ein. »Er gibt mir einfach keine klare Antwort.« »Na, das ist ja eine Überraschung.«
    »Gut geraten, Tania«, erwiderte Alexander. »Ich bin aus Krasnodar am Schwarzen Meer.«
    »Warst du schon mal da?«, erkundigte sich Dimitri.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich war noch nie weiter weg als in Luga.«
    Alexander nahm seine Kisten wieder auf und sagte knapp: »Lasst uns weitergehen.«
    Sie kamen an einer Kirche vorbei und überquerten den Grecheskij Prospekt. Tatiana war so mit dem Gedanken beschäftigt, wie sie Alexander wiedersehen könnte, dass sie an ihrem Haus vorbeilief. Sie waren schon ein paar Meter weiter gegangen, als sie plötzlich stehen blieb.
    »Möchtest du noch eine Pause machen?«, fragte Alexander. »Nein«, entgegnete sie. »Wir sind an unserem Haus vorbeigelaufen.«
    »Vorbeigelaufen?«, rief Dimitri aus. »Wie kann denn so etwas passieren?« »Es ist eben einfach passiert«, sagte Tatiana. »Ich wohne dahinten an der Ecke.«
    Alexander senkte lächelnd den Kopf. Langsam gingen sie zurück.
    Als sie durch die Haustür traten, sagte Tatiana: »Ich wohne im dritten Stock. Schafft ihr das?«
    »Haben wir eine andere Wahl?«, fragte Dimitri. »Gibt es einen Aufzug? Natürlich nicht«, fügte er hinzu. »Wir sind hier schließlich nicht in Amerika, nicht wahr, Alexander?« »Ich denke nicht«, gab Alexander zurück. Sie stiegen vor Tatiana die Treppe hinauf. »Danke«, flüsterte Tatiana hinter Alexander. »Bitte«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. Als sie die Tür zu ihrer Wohnung öffnete, hoffte Tatiana inständig, der verrückte Slawin möge nicht mitten auf dem Flur liegen, aber diesmal erfüllte sich ihr

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