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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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du Dascha heiraten wolltest? Dass du sie liebst? Welchen Teil aller deiner Lügen hast du nicht so gemeint?«
    »Oh, grundgütiger Himmel!«, rief er aus. »Was sollte ich denn deiner Meinung nach zu ihr sagen, als sie sterbend im Lastwagen lag? Unser beider Leben war doch voller Lügen, Tatiana - und zwar nur wegen dir!«, schrie er sie an, »Aber du weißt ganz genau, dass meine wahren Empfindungen anders waren.« »Ich habe es geglaubt«, erwiderte Tatiana ärgerlich, »Ich habe es gehofft. Aber kannst du verstehen, dass ich ausschließlich daran gedacht habe - im Zug nach Molotow und den ganzen Weg über die Wolga und während der zwei Monate, die ich im Krankenhaus lag und mit dem Tode rang? Kannst du das verstehen?« Sie holte tief Luft und fuhr dann fort: »Ich bin sehr genügsam, ich brauche auch nicht viel Trost.« Sie ballte die Fäuste. »Doch ganz ohne Zuspruch kann auch ich nicht leben. Wenn du mir damals beim Abschied nur einen Blick zugeworfen hättest ... Wenn du mich nur eine Sekunde lang angesehen hättest, um mich wissen zu lassen, was ich dir bedeute, dann hatte ich Vertrauen gehabt. Aber du hast mich behandelt, wie du es immer getan hast - als wenn es mich nicht gäbe.« »Ich behandele dich nicht, als wenn es dich nicht gäbe«, sagte Alexander verwirrt. »Wovon redest du? Ich habe versucht, unsere Beziehung vor den anderen zu verbergen, aber das ist nicht dasselbe.«
    »Ah, das ist ein wunderbarer Unterschied für ein Mädchen wie mich«, sagte Tatiana. »Aber wenn du dein Herz selbst vor mir so gut verbergen kannst, dann konntest du vielleicht deine Liebe zu Dascha auch verbergen! Oder zu Marina und Zoe oder zu jedem Mädchen, mit dem du jemals zusammen gewesen bist. Vielleicht tun erwachsene Männer das ja - unter vier Augen sehen sie uns verliebt an und in der Öffentlichkeit leugnen sie uns, als ob wir ihnen absolut nichts bedeuten.« Sie blickte zu Boden.
    »Bist du verrückt?«, fragte Alexander. »Hast du vergessen, dass nur deine Schwester die Wahrheit nicht gesehen hat? Selbst Marina hatte uns nach fünf Minuten durchschaut.« Er schwieg. »Wenn ich darüber nachdenke, haben eigentlich nur deine Schwester und du die Wahrheit nicht gesehen, Tatiana.« »Was für eine Wahrheit?« Sie machte eine drohende Gebärde mit der Faust. »Ich hatte nicht so gut lügen können. Aber du bist ein Mann. Du konntest es. Du hast mich mit deinen letzten Worten und mit deinem letzten Blick verleugnet. Und eine Zeit lang hielt ich das sogar für richtig. Warum solltest du auch ernsthaft etwas für mich empfinden?, dachte ich. Aber ich wollte trotzdem so gern an dich glauben. Und als der Brief an Dascha kam, riss ich ihn auf in der Hoffnung, dass ich mich irrte und dass vielleicht doch ein Wort für mich darin stand. Ich betete um ein einziges Wort, das mir zeigte, dass mein Leben nicht nur eine einzige Lüge gewesen war. Ein einziges Wort!«, schrie sie und schlug mit den Fäusten auf Alexander ein. »Nur ein Wort, Alexander!«
    Er versuchte, sich zu erinnern, was er geschrieben hatte. Er wusste es nicht mehr. Aber er wollte, dass der verletzte Ausdruck aus ihren Augen verschwand. Er zog Tatiana in die Arme. »Tania, bitte. Du wusstest doch, wie ich gelitten ...« Doch sie war so außer sich, dass sie sich aus seinen Armen wand und schrie: »Woher sollte ich es denn wissen? Ich kenne nur dich. Ich weiß nicht, wie man sich benehmen muss, wie man diese Spiele spielt, oder wie man in Liebesdingen lügt. Wenn du mit mir allein bist, benimmst du dich so, und dann willst du auf einmal meine Schwester heiraten. Am Ladogasee sagst du ihr, du hättest mich nie geliebt, du hättest immer nur sie geliebt, und du siehst mich nicht an, als du gehst, und du schreibst mir nicht einmal ein Wort. Wie um alles in der Welt kannst du von mir erwarten, dass ich die Wahrheit weiß, ohne dass du mir ein bisschen dabei hilfst? Ich kenne doch nur deine verdammten Lügen.«
    »Tatiana!«, sagte er. »Hast du unser Gespräch in der Isaakskathedrale vergessen?«
    »Wie viele andere Mädchen haben dich da besucht, Alexander?«
    »Hast du Luga vergessen?«
    »Ich war doch nur eins von vielen Mädchen in Not«, erwiderte sie bitter. »Dimitri hat mir doch selbst gesagt, wie gern du bedrängten Mädchen hilfst.«
    Alexander war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Warum, glaubst du, bin ich bei jeder Gelegenheit in die Fünfte Sowjet gekommen und habe dir all meine Lebensmittel gebracht?«, schrie er. »Für wen habe ich das

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