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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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bekommen hätte, mir ein paar Fragen zu stellen?«
    »Die Ortskommandantur in Lazarewo hat keinen Telegrafen. Verstehst du es jetzt?« »Ja, jetzt verstehe ich alles.«
    »Siehst du auch, dass wir nur eine Möglichkeit haben?« Tatiana kniff die Augen zusammen und blickte ihn an. Alexander sank auf die Granitbrocken der zerstörten Brücke und schlug die Hände vors Gesicht.
    Tatiana hockte sich vor ihn. »Liebling, Soldat, mein Mann ... Oh Gott, Shura, hab keine Angst. Hör mir bitte zu. Sieh mich an. Glaubst du wirklich, dir bleibt nur der Tod? Weißt du noch, was ich dir in Lazarewo gesagt habe? Ich kann den Gedanken daran, dass du stirbst, nicht ertragen. Und ich werde alles daransetzen, was in meinen Kräften steht, um das zu verhindern. Du hast hier in der Sowjetunion keine Chance. Keine. Entweder bringen die Deutschen dich um oder die Kommunisten, Und wenn du stirbst, werde ich auch sterben. Das weißt du.« Komm, Tania, sei stark. »Du wolltest, dass ich dich gehen lasse? Nun, Alexander, geh!«, sagte sie eindringlich. »Flieh nach Amerika und blick nie mehr zurück.«
    Sie zog ihm die Hände vom Gesicht. Alexander sah sie eine Zeit lang finster an, dann sagte er: »Tatiana, hast du den Verstand verloren? Gerade jetzt kann ich deine albernen Sprüche nicht ertragen. Kannst du denn nicht einmal ernst sein?« »Shura«, flüsterte Tatiana, »ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden so lieben könnte, wie ich dich liebe. Ich würde mein Leben für dich geben. Tu es für mich! Geh! Kehr nach Hause zurück und denk nie wieder an mich!« »Tania, hör auf, das meinst du doch nicht ernst!« »Was?«, rief sie aus. »Glaubst du, ich sähe dich lieber tot in der Sowjetunion als lebendig in Amerika? Shura, das ist die einzige Möglichkeit. Ich weiß auf jeden Fall, was ich tun würde, wenn ich du wäre.«
    Alexander schüttelte den Kopf. »Was würdest du tun? Würdest du mich sterben lassen? Würdest du mich allein in der Wohnung in der Fünften Sowjet mit Inga und Stanislaw zurücklassen?«
    Nervös kaute Tatiana auf ihrer Unterlippe. Jetzt hieß es Wahrheit oder Liebe. Sie entschied sich für die Liebe. »Ja«, erwiderte sie mit erstickter Stimme. »Ich würde mich für Amerika entscheiden.«
    Alexander sackte zusammen. »Komm her, mein verlogenes Weib«, murmelte er und zog sie an sich.
    »Shura, hör mir zu«, sagte Tatiana, »wenn ich sowieso nicht gerettet werden kann, dann bitte ich dich, ich bitte dich herzlich »Tania! Oh Gott, ich will nichts mehr davon hören!«, schrie Alexander und sprang auf. Flehend blickte sie ihn an. »Du kannst gerettet werden, Alexander Barrington. Du! Mein Mann. Deines Vaters einziger Sohn. Deiner Mutter einziger Sohn.« Sie streckte ihm die Arme entgegen. »Und ich bin der Preis für das Leben, das dir noch bleibt. Bitte! Es gab eine Zeit, da habe ich mich für dich gerettet. Sieh mich an. Ich knie vor dir.« Sie weinte jetzt. »Bitte, Shura, bitte. Rette nun dein Leben für mich.«
    »Tatiana!« Alexander riss sie in seine Arme. »Du wirst nicht der Preis für mein Leben sein! Und jetzt möchte ich nichts mehr davon hören.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht nachgeben.« »Doch. Bitte.« Er drückte sie an sich.
    »Wäre es dir denn lieber, wir würden beide zugrunde gehen?«, rief sie unter Tränen. »Wäre dir das wirklich lieber? All das Leid, all diese Opfer und am Ende von allem - nichts?« Sie schüttelte ihn. »Hast du den Verstand verloren? Du musst gehen! Geh und bau dir ein neues Leben auf!« Alexander stieß sie weg. »Wenn du nicht endlich still bist, dann lasse ich dich hier stehen und kehre nie wieder zurück. Das schwöre ich!«
    Tatiana nickte. »Genau das will ich. Geh, geh weit weg, Shura«, flüsterte sie.
    »Ach, um Himmels willen!«, schrie Alexander. »In was für einer verrückten Welt leben wir eigentlich? Glaubst du, du kannst einfach auf deinen kleinen Flügeln hier vorbeifliegen und dann sagen, gut, Shura, du kannst gehen - und dann gehorche ich dir einfach? Wie soll ich dich denn verlassen? Wie könnte ich das denn jemals tun? Ich konnte ja noch nicht einmal einen sterbenden Fremden im Wald liegen lassen! Wie sollte ich dich denn dann zurücklassen können?« »Ich weiß es nicht«, erwiderte Tatiana und verschränkte die Arme über der Brust. »Aber du solltest dir etwas überlegen, großer Mann.«
    »Hast du eigentlich völlig den Verstand verloren?«, fragte Alexander.
    »Ja, ich habe völlig den Verstand verloren. Aber du musst

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