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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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schrieb Tatiana ihm jeden Tag, bis sie keine Tinte mehr hatte. Dann ging sie über die Straße zu Wanja Reschnikow, weil sie gehört hatte, dass er manchmal von seiner Tinte etwas abgab. Doch Wanja saß tot an seinem Schreibtisch. Sein Kopf war auf den Brief gesunken, den er zuletzt geschrieben hatte. Tatiana konnte ihm den Füller nicht mehr aus der starren Hand winden.
    Jeden Tag ging sie zur Post, in der Hoffnung, einen Brief von Alexander vorzufinden. Sie konnte die Pausen zwischen den einzelnen Nachrichten kaum ertragen, Alexander schrieb ihr zwar regelmäßig, aber die Post lieferte nur unregelmäßig aus. Wenn sie nicht arbeitete, blieb sie in ihrem Zimmer und übte Englisch. Während der Fliegerangriffe las sie im Kochbuch ihrer Mutter.
    Eines Tages wollte ihr der Postmeister Alexanders Briefe nur noch aushändigen, wenn sie sich entgegenkommend zeigte. In dem Fall erklärte er sich allerdings zusätzlich bereit, ihr einen Sack Kartoffeln zu geben.
    Tatiana schrieb Alexander davon, weil sie Angst hatte, dass keiner seiner Briefe sie in Zukunft mehr erreichen würde.
    Tania,
    bitte geh zur Kaserne und frag nach Leutnant Oleg Kaschnikow. Er tut vermutlich von acht bis sechs Dienst in der Garnison. Er hat drei Kugeln im Bein und kann nicht mehr an der Front kämpfen. Er hat mir damals in Luga geholfen, dich auszugraben. Bitte ihn um Lebensmittel. Ich verspreche dir, dass er keine Gegenleistung von dir verlangen wird. Ach, Tatia ... Gib ihm auch deine Briefe an mich. Er wird sie noch am selben Tag weiterleiten. Bitte, geh nicht mehr zur Post. Warum schreibst du, dass Inga allein ist? Wo ist Stanislaw?
    Warum arbeitest du immer noch so lange? Der Winter wird immer härter.
    Du sollst wissen, wie sehr es mich tröstet, dass du nicht so weit von mir entfernt bist. Ich will damit nicht sagen, dass es richtig von dir war; nach Leningrad zurückzukommen, aber ... Habe ich dir schon erzählt L , dass man uns zehn Tage Sonderurlaub versprochen hat, wenn wir die Blockade gebrochen haben? Zehn Tage, Tania!
    Hoffentlich hältst du noch so lange durch. Aber das hast du mir ja versprochen, nicht wahr?
    Mach dir um mich keine Sorgen. Wir werden lediglich Anfang nächsten Jahres Truppen und Munition für unseren Angriff an die Newa verlegen.
    Und weißt du was? Ich habe es zwar nicht verdient, aber ich habe nicht nur einen weiteren Orden bekommen, sondern bin auch befördert worden! Vielleicht hat Dimitri ja doch Recht -irgendwie gelingt es mir immer; selbst eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Und das kam so; Wir haben das Eis auf der Newa getestet. Eigentlich schien es noch nicht stark genug zu sein. Es trug zwar einen Mann und vielleicht auch eine Katju-scha, aber einen Panzer?
    Wir waren uns nicht schlüssig, aber ein Chefingenieur, der die Leningrader Metro entworfen hat, schlug vor; den Panzer auf eine Art hölzerne Schienen zu setzen, sodass die Ketten nicht so einen starken Druck ausüben. Also haben wir diese Schienen gebaut. Als sich keiner bereit erklärte, die ganze Sache auszuprobieren, habe ich mich freiwillig gemeldet. Am nächsten Tag registrierte mein Kommandant mit Unbehagen, dass auf einmal alle fünf Generäle, einschließlich Dimitris neuem Freund, auftauchten, um sich meine Vorführung anzusehen. Er signalisierte mir, dass ich die Sache auf keinen Fall verderben dürfe.
    Ich bin also in unseren besten und schwersten KV-1 gestiegen -kennst du die noch, Tatia? - und habe das Ungetüm aufs Eis hinausgefahren. Mein Kommandant ist neben dem Panzer hermarschiert, die fünf Generäle waren direkt hinter ihm und sagten die ganze Zeit: Gut gemacht, gut gemacht! Als ich ungefähr hundertfünfzig Meter gefahren war, begann
    das Eis zu brechen. Ich hörte es und dachte: Oje! Die Generäle forderten meinen Kommandanten auf sich unverzüglich von der gefährlichen Stelle zu entfernen. Alle liefen weg und der Panzer brach ins Eis ein und sank, na ja, wie ein Panzer eben sinkt.
    Und ich mit ihm.
    Doch die Turmluke war offen, also bin ich oben ausgestiegen und auf das feste Eis zugeschwommen. Der Kommandant hat mir später einen Schluck Wodka gegeben, damit mir wieder warm wurde.
    Und dann erhielt ich den Orden des Roten Sterns und sie haben mich zum Major befördert.
    Marasow behauptet, seitdem sei ich unerträglich geworden, weil ich verlange, dass alle auf mein Kommando hören. Aber so bin ich doch gar nicht, oder? Alexander
    Liebster Major Below!
    Doch, Major, das passt zu dir. Ich bin sehr stolz auf dich! Wenn

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