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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Geburtstagsessen.« Er fragte sie, ob er Brot und Fleisch holen solle. »Vielleicht bekomme ich auch etwas Kaviar.« Er lächelte. »Als echte Russin magst du doch Kaviar, oder?«
    »Hmm«, sagte sie. »Und wie ist es mit Streichhölzern?«, fügte sie neckend hinzu. »Brauche ich vielleicht auch Streichhölzer?« »Wenn du unbedingt Feuer machen willst, dann zünden wir die ewige Flamme auf dem Marsfeld an. Wir sind letzten Sonntag daran vorbeigegangen, weißt du noch?« »Ich kann diese Flamme nicht anrühren«, sagte sie erschrocken. »Das wäre ja beinahe ein Sakrileg.« Alexander lachte. »Manchmal kochen wir während der Nachtwache Schisch Kebab darauf. Ist das auch ein Sakrileg? Ich dachte, es gäbe keinen Gott.«
    Tatiana warf ihm einen unsicheren Blick zu. Machte er sich jetzt über sie lustig? »Das stimmt. Gott gibt es nicht.« »Natürlich nicht«, erwiderte er. »Schließlich befinden wir uns im kommunistischen Russland. Wir sind alle Atheisten.« Tatiana fiel dazu ein Witz ein. »Genosse eins sagt zu Genosse zwei: >Wie ist die Kartoffelernte dieses Jahr?< Genosse zwei erwidert: >Sehr gut, sehr gut. Mit Gottes Hilfe wird sie bis an Seine Füße reichen.< Genosse eins entgegnet: >Genosse! Was sagst du da? Du weißt doch, dass die Partei sagt, Gott gibt es nicht.< Genosse zwei erwidert: >Es gibt ja auch keine Kartoffeln.*« Alexander lachte. »Du hast Recht mit den Kartoffeln. Es gibt keine. Und jetzt hör zu«, fuhr er sanft fort. »Warte bei den Bänken auf mich. Ich bin gleich zurück.« Tatiana ging über die Straße und setzte sich auf eine Bank. Sie fuhr sich durch die Haare und tastete dann in ihrer Tasche nach den Büchern ...
    Was tat sie hier eigentlich? Sie war so müde, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Alexander sollte eigentlich nicht mit ihr hier zusammen sein.
    Er sollte mit Dascha hier sein. Wenn Dascha mich fragt, wo ich gewesen bin, dachte Tatiana, kann ich es ihr nicht sagen. Sie stand auf und ging eilig weg, aber da rief Alexander schon nach ihr. »Tania!«
    Außer Atem kam er angelaufen. Er trug zwei Papiertüten in der Hand. »Wohin gehst du?«
    Sie brauchte nichts zu sagen, er las es an ihrem Gesicht ab. »Tania«, sagte er liebevoll, »ich verspreche dir: Wir essen nur etwas zusammen und dann lasse ich dich nach Hause gehen. In Ordnung?« Er nahm die Tüten in eine Hand und legte die andere auf ihr Haar. »Zu deinem Geburtstag. Komm! Bitte!« Sie konnte einfach nicht weggehen. Wusste Alexander das? Wusste er, was für ein Aufruhr in ihr tobte? Sie gingen über das Marsfeld zum Sommergarten. Unten an der Straße glänzte die Newa in der Sonne, obwohl es schon beinahe neun Uhr abends war.
    Nirgendwo gab es eine leere Bank. Tatiana lief mit gesenktem Kopf neben Alexander her. Schließlich fanden sie ein freies Fleckchen neben der Statue des Saturn.
    Alexander hatte Wodka, gekochten Schinken und Weißbrot mitgebracht, außerdem noch etwas Kaviar und eine Tafel Schokolade.
    Tatiana war auf einmal recht hungrig. Alexander bot ihr ganzen Kaviar an, aber nachdem sie mehr als die Hälfte mit einem kleinen Löffel verspeist hatte, hielt sie ihm die Dose hin. »Bitte«, sagte sie, »iss du ihn auf. Ich bestehe darauf.« Sie trank einen Schluck Wodka aus der Flasche und schüttelte sich unwillkürlich. Sie hasste Wodka, wollte Alexander das aber nicht sagen. Er lachte, nahm ihr die Flasche ab und trank selbst einen kleinen Schluck. »Du musst das nicht trinken. Ich habe ihn nur mitgebracht, um auf deinen Geburtstag anzustoßen, aber ich habe leider die Gläser vergessen.« Er saß ganz dicht neben ihr und jedes Mal, wenn Tatiana atmete, berührten sich ihre Körper. Tatiana war viel zu überwältigt, um etwas zu sagen.
    »Tania?«, fragte Alexander sanft. »Tania, schmeckt dir das Essen?«
    »Ja.« Sie räusperte sich und fügte hinzu: »Ich meine, es ist sehr gut. Danke.«
    »Möchtest du noch etwas Wodka?« »Nein.«
    Sie wich seinem lächelnden Blick aus.
    »Hast du eigentlich schon einmal zu viel Wodka getrunken?« »Hmm.« Sie nickte, blickte aber nicht auf. »Ich war zwei und habe ein ganzes Glas getrunken. Ich musste in die Kinderklinik. «
    »Und seitdem nicht mehr?« Seine Beine berührten wie zufällig die ihren.
    Tatiana errötete. »Nein, seitdem nicht mehr.« Sie zog ihr Bein weg und brachte das Thema auf die Deutschen. Alexander seufzte und erzählte ein wenig darüber, was im Moment in der Garnison vor sich ging. Tatiana konnte ihn in Ruhe betrachten. Sie blickte auf seine

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