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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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rührte sich nicht. »Dimitri«, sagte sie nachdrücklich. »Ich setze mich nicht mit dir unter die Bäume. Würdest du mich bitte loslassen?«
    »Komm mit mir in den Park!« »Nein, Dimitri, lass mich sofort los!«
    Er packte sie noch fester. Seine Finger gruben sich in ihre Haut. »Und wenn ich dich nicht loslassen will, Taneschka? Was machst du dann?«
    Tatiana bewegte sich nicht. Er legte ihr den anderen Arm um die Taille und zog sie an sich. »Dima«, sagte Tatiana unerschrocken. »Was tust du da? Hast du den Verstand verloren?« »Ja«, entgegnete er und beugte sich über sie, um sie zu küssen. Mit einem leisen Aufschrei drehte Tatiana das Gesicht weg. »Nein! Lass mich los, Dimitri!«, rief sie. Abrupt löste er sich von ihr. »Es tut mir Leid«, sagte er mit bebender Stimme.
    »Ich muss jetzt sofort nach Hause«, erklärte sie und lief eilig los. »Dima, du bist zu alt für mich.«
    »Nein. Nein, bitte. Ich bin erst dreiundzwanzig.«
    »Ich bin zu jung für dich. Ich brauche jemanden, der ...« Sie schwieg nachdenklich. »... der weniger erwartet«, beendete sie den Satz.
    »Wie meinst du das?« »Jemanden, der nichts erwartet.«
    »Es tut mir wirklich Leid, Tania«, sagte er. »Ich wollte dir keine Angst einjagen.«
    »Dann ist es ja gut«, erwiderte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Ich gehöre einfach nicht zu den Mädchen, die nachts mit jungen Männern in den Park gehen.« Mit dir; durchfuhr es sie und das Herz tat ihr weh, als sie an den Sommergarten dachte.
    »Das weiß ich ja jetzt. Deshalb mag ich dich wahrscheinlich auch so sehr. Ich kann mich manchmal einfach nicht benehmen. «
    »Du musst respektvoll und geduldig sein.«
    »Gut, ich werde so geduldig wie Hiob sein.« Dimitri beugte sich zu ihr hinunter. »Weil ich nämlich nicht die Absicht habe, dich in Ruhe zu lassen, Taneschka.«
    Sie liefen den Suworowskij entlang.
    Plötzlich sagte Dimitri: »Ich hoffe, Dascha mag Alexander.«
    »Ich glaube schon.«
    »Weil er sie wirklich gern hat.«
    »Ach ja?«, fragte Tatiana leise. »Woher weißt du das?« »Er ist plötzlich so vernünftig geworden und gibt sich nur noch mit einem Mädchen ab. Das darfst du aber natürlich nicht Dascha erzählen, es könnte ihre Gefühle verletzen.« Tatiana hätte ihm am liebsten entgegengeschleudert, dass sie keine Ahnung habe, wovon er redete, aber sie wollte seine Erklärung gar nicht hören.
    Als sie nach Hause zurückkehrten, saßen Dascha und Alexander auf dem kleinen Sofa im Flur, lasen Sostschenkos Kurzgeschichten und lachten. Tatiana konnte ihre schlechte Stimmung nicht verbergen. Beleidigt fauchte sie: »Das ist mein Buch!« Aus irgendeinem Grund fand Dascha das sehr lustig und sogar Alexander musste lächeln. Ais Tatiana an ihm vorbeiging, wäre sie fast über seine ausgestreckten Beine gestolpert, und er hielt sie im letzten Moment fest. Doch gleich darauf ließ er sie wieder los.
    »Tania«, sagte Alexander, »was hast du da am Arm?« »Was? Oh, das ist nichts.« Sie murmelte hastig, sie sei müde, sagte gute Nacht und verschwand im Zimmer ihrer Großeltern. Dort zwängte sie sich zwischen Deda und Babuschka auf das Sofa und lauschte mit ihnen zusammen dem Radio. Leise unterhielten sie sich über Pascha und bald fühlte sich Tatiana schon besser.
    Als sie sich später an diesem Abend in ihrem Bett bereits zur Wand gedreht hatte, flüsterte Dascha: »Tania!«
    Tatiana drehte sich um. »Was ist? Ich bin müde.«
    Dascha küsste sie auf die Schulter. »Tania, wir reden gar nicht mehr miteinander. Seit Pascha weg ist, haben wir nicht mehr miteinander geredet. Er fehlt dir, nicht wahr? Er kommt ja bald zurück.«
    »Ja, er fehlt mir. Und du hast so viel Arbeit. Lass uns morgen darüber reden, Daschenka«, sagte Tatiana.
    »Ich bin verliebt, Tania«, flüsterte Dascha.
    »Das freut mich für dich, Dascha«, flüsterte Tatiana zurück.
    Dann drehte sie sich wieder zur Wand.
    Dascha gab ihr einen Kuss auf den Hinterkopf. »Ich glaube, dieses Mal ist es ernst. Oh, Taneschka, ich weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll.« »Hast du es schon einmal mit Schlafen versucht?« »Tania, ich kann an nichts anderes denken. Er macht mich verrückt. Er ist so ... undurchschaubar. Heute Abend war er gut gelaunt, entspannt und lustig, aber an anderen Abenden ... ich werde einfach nicht schlau aus ihm.« Tatiana schwieg.
    Dascha fuhr fort: »Ich weiß, dass ich nicht alles auf einmal erwarten kann. Es ist schon ein Wunder, dass er überhaupt endlich hierher

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