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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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wenn er vielleicht noch irgendwo am Leben ist?«
    »Du bist nicht irgendwo«, gab Alexander zurück. »Du bist bei mir!«
    Tatiana schluckte, bevor sie fortfuhr: »Ja, aber bis gestern war auch ich ... irgendwo.« Sie blickte ihn hoffnungsvoll an. »Vielleicht ...?«
    Alexander schüttelte den Kopf. »Ach Tania.« »War es schwer für dich, mich zu finden?« »Nicht besonders.« Er wollte nicht zugeben, dass er in Luga jeden Meter nach ihr durchkämmt hatte. »Aber woher wusstest du denn, dass ich in Luga war?« »Ich habe auch in Tolmachewo nach dir gesucht.« »Aber woher hast du denn überhaupt gewusst, wo ich war?«, fragte Tatiana.
    Alexander ertrug die Hoffnung auf ihrem Gesicht nicht länger. »Dascha hat mich gebeten, nach dir zu suchen.« »Oh!« Tatiana blickte ihn enttäuscht an. »Oh.« Sie rückte von ihm ab, bis sie sich nicht mehr berührten. »Tatia ...« »Da kommt eine Tram«, sagte sie und versuchte, allein aufzustehen. »Lass uns gehen!« Alexander ergriff sie am Arm. »Ich helfe dir.« »Es geht schon«, murmelte sie und hüpfte auf einem Bein, wobei sie vor Schmerzen aufstöhnte.
    Die Türen der Tram öffneten sich. »Bleib stehen«, bat Alexander. »Lass mich dir helfen.« »Ich habe gesagt, es geht schon!«
    Verärgert seufzend stellte er sich vor sie. »Hör auf zu hüpfen. Das kann für deine Rippen nicht gut sein. Halt dich an mir fest, dann trage ich dich hinein.«
    Als sie in der Bahn saßen, fragte Alexander: »Warum bist du denn so aufgebracht?« »Ich bin nicht aufgebracht.«
    Nach einer Weile legte er den Arm um sie. Tatiana blickte reglos aus dem Fenster.
    Während der fünfzehnminütigen Fahrt zum Krankenhaus sprachen sie kein Wort. Alexander trug sie ins Gebäude und sie bekam sofort ein Bett. Die Krankenschwestern zogen ihr einen sauberen Krankenhauskittel an und gaben ihr etwas gegen die Schmerzen.
    »Ist es nicht viel besser mit Morphium?« Er lächelte. »Der Arzt kommt gleich. Er wird dein Bein richten und es in Gips legen. Dann wirst du schlafen. In der Zwischenzeit sage ich deiner Familie Bescheid und kümmere mich um meine Männer.« Er seufzte. »Sie stecken bestimmt noch in Luga fest.« Tatiana lag in den Kissen und erwiderte kühl: »Danke, dass du mir geholfen hast.«
    Alexander setzte sich auf die Bettkante. Tatiana drehte den Kopf weg. Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sie hatte Tränen in den Augen. »Tatia«, sagte er. »Warum bist du so wütend? Wenn Dascha nicht zu mir gekommen wäre, hätte ich mich gar nicht auf die Suche nach dir machen können.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht warum, aber es musste wohl so sein. Du bist wieder zu Hause, es geht dir gut.« Er streichelte ihre Wange. »Du hast in der letzten Zeit zu viel mitgemacht, zu viel ist zerbrochen ...« Schniefend versuchte sie, ihren Kopf wieder wegzudrehen, aber er ließ es nicht zu. Zärtliche Gefühle für sie überwältigten ihn. »Schscht... komm her«, sagte er und zog sie sanft in die Arme. »Tania, welche Fragen du auch immer an mich hast, die Antwort auf alle ist ja«, flüsterte er und küsste sie auf die Haare. »Ich habe keine Fragen an dich«, erwiderte sie gleichmütig. »Sie sind alle beantwortet. Du hast es für Dascha getan. Sie wird dir sehr dankbar sein.«
    Alexander schüttelte den Kopf und lachte ungläubig auf. Er ließ Tatiana aufs Kissen zurücksinken und fragte: »Habe ich dich auch für Dascha geküsst?« Sie wurde rot.
    »Tania«, sagte er leise. »Lass uns nicht so miteinander reden! Nicht nach dem, was wir durchgemacht haben!« »Du hast Recht. Wir sollten überhaupt nicht miteinander reden. «
    »Oh doch. Nur nicht darüber!«
    »Geh, Alexander. Geh und sag meiner Schwester, dass du mich für sie gerettet hast!«
    »Ich habe dich nicht für sie gerettet«, erwiderte er und stand auf. »Ich habe dich für mich gerettet. Das ist nicht fair von dir, Tania.«
    »Ich weiß.« Sie nickte traurig und starrte an die Decke. »Nichts an alldem ist fair.«
    Alexander ergriff Tatianas Hand. Er musste sich zwingen, sie nicht zu küssen. Er wollte ihr und sich selbst nicht noch weitere Schmerzen zufügen. Aber schließlich presste er seine Lippen doch auf ihre Handfläche. Dann ging er hinaus.

Tatiana hätte am liebsten geweint, als Alexander gegangen war, aber ihre Rippen schmerzten zu sehr. Als Vera, die Krankenschwester, hereinkam, legte sie den Arm übers Gesicht. Vera sagte: »Na, na, es wird doch alles wieder gut. Deine Familie kommt

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