Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
›abzuschotten‹. Die Meldungen, die Boris Alexandrowitsch über A 5 nach Moskau schickte, erzeugten bei Ussatjuk und General Butajew Befremden. »Sie haben immer behauptet, Bubrow sei Ihr bester Mann, Sulfi Iwanowitsch«, sagte Butajew mit saurer Miene. »Ist Ihre Abteilung wirklich so schlecht?«
    »Ich stehe zu meinem Wort, Victor Borissowitsch.« Ussatjuk blätterte in den wenigen Meldungen, die aus München gekommen waren. »Wenn wir bei diesem Einsatz etwas erreichen, dann nur mit Bubrow. Immerhin ist das, was wir bereits haben, sehr interessant.«
    »Ich kann nicht erkennen, was das sein soll.«
    »Diese verdammte Lungenbakterie, von der Bubrow in der letzten Mitteilung spricht …«
    »Das ist allenfalls ein Tip, aber keine genaue Information. Wo sind die Formeln, wo Fotokopien des Forschungstagebuches, wo Einzelheiten?« Butajew kaute auf dem Pappmundstück seiner Papyrossa. Er war nervös. Bubrows Meldung über die Entwicklung einer lautlosen B-Bombe, die die Bevölkerung ganzer Landstriche innerhalb von neun Tagen auslöscht, war alarmierend, aber nicht neu. Auch Sowjetrußland hatte solche teuflischen Waffen in dicken Betonbunkern unter der Erde lagern. Virenbomben und Nervengas-Granaten, an deren Einsatz man nur mit Schaudern denken konnte. Was Butajew beschäftigte, war die Frage, ob die Westdeutschen ein Gegenmittel entwickelt hatten. Denn was nützte ein von Toten bedecktes erobertes Land, wenn der Sieger dann selbst die Bakterien einatmet und nach spätestens neun Tagen ebenfalls vernichtet ist? Selbst einen Atomkrieg könnte man allenfalls überleben. Aber eine von Bakterien völlig verseuchte Erde?!
    »Sie sollten Boris Alexandrowitsch etwas Feuer unter den Hintern machen«, sagte Butajew knurrig. »Befürchten Sie nicht, Sulfi Iwanowitsch, daß Bubrow die Liebe zu ernst nimmt?«
    »Da habe ich gar keine Sorgen, Victor Borissowitsch.« Ussatjuk schüttelte den Kopf.
    »Weshalb sind Sie da so sicher? Ich kenne Bubrow nur aus Ihren Erzählungen. Liegt er etwa andersherum?«
    »Oh, Himmel, nein! Er ist ein Frauenheld.«
    »Na also!«
    »Die Irene Walther ist ein Auftrag für ihn, weiter nichts.«
    »Ich erinnere mich da an meine Kindertage«, sagte General Butajew säuerlich und entnahm der langen Schachtel eine neue Papyrossa. »Ich mochte nie Spinat. Kam Spinat auf den Tisch, wurde ich krank, wurde mir übel, hatte ich keinen Hunger – aber es half nichts, ich mußte ihn essen. Mit äußerster Qual. Und heute? Wenn ich Spinat rieche, hüpft mein Herz. Spinat mit Zwiebeln und Muskat und einem Hauch Knoblauch, da wird bei mir der Himmel wolkenlos. So ändert sich das im Laufe der Zeit.« Butajew setzte eine philosophische Miene auf. »Wer kann garantieren, daß Bubrow nicht auch Spaß an der befohlenen Liebe bekommt? Bisher nur Pflicht, wird's bald zur Wonne!«
    »Bubrow ist ein Patriot!«
    »Vaterlandsliebe schließt doch die Liebe von Mann und Frau nicht aus.«
    »Bei Bubrow doch. Würde er versagen – weil er Auftrag und Herz nicht mehr auseinanderhalten kann, dann gäbe es für ihn keine Möglichkeit mehr, nach Rußland zurückzukommen. Was ihn hier erwarten würde, weiß doch jeder in unserem Beruf.« Ussatjuk nickte mehrmals, als spende er sich selbst Beifall. »Das macht mich so sicher, Victor Borissowitsch. Bubrow liebt seine Heimat über alles. Über alles – ich bitte, das wörtlich zu nehmen. Er tauscht sie nicht gegen eine Frau ein. Niemals!«
    »Aber was er bis jetzt gebracht hat, ist mehr als dürftig.«
    »Wir wissen jetzt, daß Dr. Irene Walther genau das tut, was wir vermutet haben. Das ist ein großer Erfolg. Und wir wissen, daß sie mithilft, eine neue B-Bombe zu entwickeln. Das ist ein weiterer Erfolg. Wir kennen – in groben Umrissen nur, zugegeben! – die Wirkung dieser Bombe. Zersetzung der Lungen. Das ist der größte Erfolg. Was können wir in dieser relativ kurzen Zeit mehr erwarten? Boris Alexandrowitsch wird auch noch die Details liefern. Er ist auf der Spur. Ein einsamer Wolf, der den Blutgeruch aufgenommen hat.«
    »Und dann frißt er das Lämmchen und wird satt und faul.«
    General Butajew strich sich mit beiden Händen über sein weißes, kurzgeschnittenes Haar. »Es ist immer ein Spiel mit vielen Unbekannten, wenn eine Frau die Hauptrolle übernimmt. Denken Sie an Caesar und Cleopatra.«
    »Bubrow ist kein Caesar!« Ussatjuk lachte vor sich hin. »Aber wenn es Sie beruhigt, Genosse General: Ich werde Bubrow eine schnellere Gangart vorschreiben.«
    Zwei Tage

Weitere Kostenlose Bücher