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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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völlig den Stil, als die Tage in Sotschi verewigt wurden. Mit klopfendem Herzen las Bubrow, was Irene über ihn schrieb: Es war ein Hymnus auf ihn – voller Liebe und Vertrauen.
    »So wie ich ihn liebe, hat, glaube ich, noch nie eine Frau einen Mann geliebt …« schrieb sie, und Bubrow wußte, daß sie überzeugt davon war. Er hätte darunter schreiben können: Ich auch. Und es wäre – jetzt – keine Lüge mehr gewesen.
    Er saß auf der Bettkante, das Kinn angezogen, und blätterte weiter. Drei Seiten kamen, die ihn schneller atmen ließen: Irene Walther berichtete über ihre fast abgeschlossenen Experimente mit Affen.
    »Die Erkrankung zeigt zuerst das Bild einer fibrinösen Pneumonie nach Infektion mit Klebsiella pneumoniae. Die Grundlage unseres Präparates ist auch tatsächlich diese von Friedländer 1883 entdeckte Kapselbakterie, die wir weiter hochzüchten konnten, vor allem ihr Eindringen in die Blutbahn. Zudem gelang uns eine Kombination mit dem Erreger der plasmazellulären Pneumonie, den Pneumocystis carinii, die bisher weder auf einem Nährboden züchtbar waren noch sich auf Versuchstiere übertragen ließen. Sie befielen immer nur Säuglinge und Kleinkinder, Letalität über 50%! Unter der zweiten Hinzumischung von Ektotoxinen gelang uns eine solch hochtragende Bakterienkultur, daß ihre Verwendung als Kriegskampfstoff möglich wurde. Im Tierexperiment bei Großtieren betrug die längste Überlebensdauer neun Tage. Bereits nach zwei Tagen zeigte sich ein rostbrauner Auswurf, der schon am vierten Tag in ein rein blutiges Sputum überging, voll mit Erregern. Schnellste Leukopenie! Der darauffolgende radikale Zerfall der Lungen war für uns zunächst ein Phänomen, weil es dafür keinerlei Parallelen in der Medizin gibt. Wir haben eine völlig neue, entsetzliche, unkontrollierbare Krankheit entwickelt, die zum bisher schnellsten Exitus führt. Es gibt – außer bei Gas- und Pilzvergiftungen, wie überhaupt bei toxischen Erkrankungen – keine vergleichbar schnelle Letalität im Infektionsbereich. Ich glaube, wir haben eine höllische Substanz zustande gebracht …«
    So ging es über drei Seiten weiter mit Beispielen, Berechnungen, Beobachtungen und Erklärungen, wie es überhaupt möglich war, diesen tödlichen Bakterien-Cocktail zu brauen.
    Bubrow las es mit einer Faszination, die ihn gleichzeitig erregt und traurig machte. Erregt, weil er hier den Schlüssel gefunden hatte zur heimtückischsten Waffe, die sich denken läßt – traurig, weil es gerade Irene sein mußte, die maßgeblich an dieser Entdeckung beteiligt war. Erregt vor allem aber war er als Russe, dessen Pflicht es war, diesen lautlosen Tod von seinem Land abzuwenden. Darüber gab es kein Nachdenken mehr! Wenn Menschenhirne eine solche Vernichtungsmöglichkeit ersannen, dann war jeder aufgerufen, ihre Anwendung mit allen Mitteln zu verhindern. Hier wie überall auf der Welt! Um die Menschheit zu retten, mußte man auch skrupellos sein, wenn es die Lage erforderte.
    Mit seiner Mikrokamera fotografierte Bubrow diese drei Seiten aus Irenes Tagebuch. Dann versteckte er es wieder unter der Matratze, spulte den Film zurück, nahm ihn aus der Kamera und steckte die winzige Rolle in eine strahlensichere Bleikapsel. Diese Kapsel trug er in den Keller, schob sie in eine Mauerritze und schmierte den Spalt mit einem Schnellbinder zu. Mit dem Daumen glättete er die Spachtelmasse. Nur für ihn war das Versteck noch erkennbar.
    Am Abend hörte Bubrow das Geräusch von Irenes Golf. Sie fuhr in die Garage, er schloß die Tür auf und breitete die Arme aus, als sie die Treppe heraufkam. Sie sah, wie immer, wundervoll aus, mit windzerzausten Haaren und blanken Augen.
    »Mein Liebling!« sagte Bubrow und konnte nicht verhindern, daß seine Stimme ein wenig belegt war. Ein Engel, der für den Tod arbeitet, dachte er. »Endlich bist du da! Du kommst eine Stunde später als sonst?«
    »Wir hatten Besuch vom Ministerium.«
    Sie sagte nicht, daß die infizierten Affen in die letzte Phase gekommen waren und die Herren mit betretener Miene das schreckliche Sterben hinter den Glasscheiben beobachtet hatten. »Möge es nie wieder Krieg geben!« hatte Dr. Ewingk hinterher gesagt. »Nie wieder!«
    Aber leider befand sich kein Staatschef unter den Beobachtern.
    An einem regnerischen Abend traf, von New York kommend, in Frankfurt ein mittelgroßer Mann ein, der mit seinen weißblonden Haaren eine auffallende Erscheinung war. Zwei Herren in dunkelgrauen Mänteln

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