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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nahmen ihn hinter der Zollsperre in Empfang und schüttelten ihm die Hände.
    »Wie war's, Ronny?« fragte der eine.
    »Ist Washington noch immer gut für'n Mädchenpensionat?« fragte der andere.
    »Ich soll euch Widerlinge grüßen von Blondie Zyx!« lachte der Ankömmling. »Ihr kleiner Howard ist jetzt drei Jahre alt. Nach ihren Berechnungen kommt nur ihr als Vater in Frage. Ehrlich: Wer von euch war's?«
    Sie brüllten vor Lachen, schlugen sich auf die Schultern und benahmen sich wie College-Boys nach einem gewonnenen Football-Match. Mit dem Neuen in ihrer Mitte verließen sie untergehakt den Flughafen, stiegen in einen riesigen Pontiac und fuhren hinüber zur US-Air-Basis, wo ein Kurierflugzeug auf sie wartete.
    Ronald Cohagen war in Deutschland eingetroffen.
    Cohagen, Major bei der CIA, hatte den unschätzbaren Vorteil, daß keiner ihn kannte. Gemeint ist damit, daß er bisher weder dem KGB noch der GRU, noch dem israelischen Geheimdienst, schon gar nicht dem BND und auch nicht dem ›Deuxième bureau‹ Frankreichs begegnet war und in der Liga der Geheimagenten keine Rolle spielte. Er hatte in Vietnam als Leutnant gekämpft, war als Hauptmann entlassen worden und dann zu einer Farm im fernen Wisconsin entschwunden. In Wahrheit nahm ihn die CIA unter seine Fittiche. Er wurde Major und hielt sich weiter im Schatten verborgen. Daß gewisse Dinge, die in Laos und Kambodscha passierten, seine Handschrift trugen, wußten nur ein paar schweigsame Männer in der CIA-Spitze. In Beirut hieß er Sven Thorboerg und kam aus Südschweden, und als er sich im Krisengebiet von Mittelamerika aufhielt, kannte man ihn nur als Ludwig Meermann aus Solingen, Repräsentant einer Besteckfabrik, die aber auch Äxte, Beile und Macheten verkaufte.
    Als Unbekannte den armen James C. Forster mit einer Giftpistole ins neue Jahr befördert und auf die Bank im verschneiten Hotelgarten gesetzt hatten, bekam auch Ronald Cohagen die Meldung in die Hand. Er hatte in der Zentrale einen Schreibtischposten übernommen – Anlaufstelle für Berichte aus Deutschland – und las die Vernehmungsprotokolle sehr genau durch. Was seine Kollegen da meldeten, war gar nicht nach seinem Sinn: Forsters Tod hatte keinen Zusammenhang mit seiner Aufgabe, den unter so sensationellen Umständen geflüchteten Russen Boris Alexandrowitsch Bubrow zu beschatten!? Cohagen erinnerte sich an diese Flucht. Er war gerade in Pretoria gewesen, als alle Welt von der Flugzeugentführung sprach. Der Luftpirat aus Liebe …
    »Das ist doch alles Scheiße!« hatte Cohagen damals bei der Lektüre der Zeitungen zu sich selbst gesagt. »Wenn sich das wirklich so verhält, dann ist dieser Russe ein Rindvieh! Aber so sieht er gar nicht aus. Überhaupt nicht! Das ist kein Typ, der Flugzeuge klaut, um damit in ein Weiberbett zu fliegen.«
    Nun war Forster getötet worden, und wieder stieß er auf den Namen Bubrow.
    Nur Zufall? Absurdes Lebenstheater?
    Cohagen glaubte nicht daran. Forsters Tod war ganz nach östlicher Art, und ein Sowjetrusse war unmittelbar in der Nähe. Wieso hatte Forsters Tod nichts mit ihm zu tun? Weil der russische Glamour-Boy ein so lieber, netter, unbescholtener, treuherziger Junge war?
    Cohagen telefonierte damals mit seinem Abteilungsleiter Oberst Phil Boone, aber der, sonst ein überaus mißtrauischer Mann, winkte ab: »Ronny, glauben Sie wirklich, daß wir das nicht schon längst überprüft hätten?! Das war doch das allererste! Der Iwan ist so sauber wie mein Unterhemd.«
    »So überzeugend klingt das nun auch wieder nicht«, antwortete Cohagen trocken.
    Boone hatte Humor, außerdem kannte er Cohagen zur Genüge. Er lachte und betrachtete damit das Gespräch als beendet. Nicht so Cohagen. Dieser Bubrow wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Als er zurück nach Washington kam, ließ er sich das Dossier über Bubrow vorlegen und las es gründlich durch.
    Nach dem Ergebnis der Ermittlungen mußte man Phil Boone zustimmen: Bubrow war ein weißes Lämmchen! Auch die Nachforschungen, die V-Männer in der Sowjetunion eingeholt hatten, ergaben nichts. Absolut nichts. Boris Alexandrowitsch war ein Namenloser unter Millionen, zumindest was seine politische Tätigkeit betraf. Er war Ingenieur, ein tüchtiger Fachmann für Wasserbau; es gelang sogar, eine Fotokopie seiner Zeugnisse zu beschaffen. Die CIA hatte keinen Anlaß, auch nur das geringste Mißtrauen zu haben.
    »Mir ist der Junge zu sauber«, sagte Cohagen zu Phil Boone, als er das Dossier zurückgab. »Zu

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