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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einsilbig, während sie aßen, und lächelte fast traurig, wenn sie seine Kochkünste lobte.
    »Was hast du?« fragte sie, als sie den etwas zu süßen und noch warmen Pudding löffelte. »Du bist früher nach Hause gekommen?«
    »Ja.« Bubrow versuchte wieder ein Lächeln. »Ich wollte kochen.«
    »Das war doch nicht der Grund.«
    »Nein. Ich hatte verrückte Kopfschmerzen. Der Föhn! Das habe ich wenigstens meinem Chef gesagt.«
    »Aber du hast keine Kopfschmerzen?« Sie legte den Löffel hin. »Boris, Liebling, was bedrückt dich?«
    »Das kannst du noch fragen?« Er ergriff ihre Hände und zog sie zu sich. »Wäre es möglich, daß du Urlaub nimmst?«
    »Jetzt?«
    »Sofort.«
    »Warum?«
    »Ich möchte mit dir verreisen. Irgendwohin – weit weg von München. Für ein paar Wochen.«
    »Das ist völlig ausgeschlossen.« Sie sah ihn verwundert an. »Wir haben einen genauen Urlaubsplan, Boris. Und ein paar Wochen? Mehr als vier Wochen bekomme ich nicht. Achtundzwanzig Arbeitstage, das steht in meinem Vertrag. Nur bei Krankheit –«
    »Dann werde auf der Stelle krank, Irinaschka!«
    Sie schüttelte ratlos den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Dazu brauche ich ein ärztliches Attest. Und selbst wenn ich das bekomme – Kranke können doch nicht herumreisen!«
    »Du kannst dir als Ärztin doch eine Krankheit aussuchen, die es nötig macht, zu verreisen.« Er küßte ihre Handflächen und legte ihre Hände an seine Wange. »Oder du meldest dich krank, wir fahren weg, weit weg, und du kommst einfach nicht wieder. Wäre das kein Grund, dich sofort zu entlassen? Dann bist du endlich weg von diesen grauenhaften Versuchen.«
    »Das also bedrückt dich?« Sie nagte an der Unterlippe und blickte an Bubrows Kopf vorbei gegen die Wand. Ich hätte es ihm nicht vorführen dürfen, dachte sie. Ich hätte wissen müssen, wie sensibel er ist, wie er darauf reagiert, wie es ihn belastet. Ich habe ihm mein grenzenloses Vertrauen geschenkt – aber dieses Vertrauen drückt ihn nun nieder.
    »Ich sehe immer die drei blutspuckenden Ratten vor mir«, sagte er dumpf. »Du lebst doch in einem freien Land. Wenigstens behauptet ihr das immer. Jeder Mensch kann bei euch über sich selbst bestimmen, kann entscheiden, was er will, was er tut, was man mit ihm tun darf. Niemand kann dich festhalten, wenn du gehen willst. Du hast das Recht, ja oder nein zu sagen. Das ist um so wunderbarer, wenn man aus einem Land kommt, wo es das alles nicht gibt. Irinaschka – warum sagst du nicht: Nein!?«
    »Wir haben schon oft und lange darüber gesprochen, Boris …«
    »Müssen wir in Deutschland leben?«
    Sie sah ihn erschrocken und ratlos an. Zum erstenmal hörte sie das von ihm. Sie hatte nie daran gedacht, woanders zu leben als in München.
    »Du fühlst dich in Deutschland nicht wohl?« fragte sie stockend. »Du fängst an zu bereuen, daß du gekommen bist?«
    »Irinaschka!« Er küßte wieder ihre Hände. »Ich liebe dich. Wo du auch bist – ich liebe dich. Und eben weil ich dich so liebe, ist alles so bedrückend!«
    »Bedrückend?«
    »Wie soll ich dir das erklären?« Bubrow schloß die Augen. Ja, wie kann ich es ihr sagen, dachte er. Die volle Wahrheit? Sie würde an ihr zugrunde gehen. Wie könnte ich ihr beweisen, daß aus Ussatjuks Auftrag, ›über ihr Bett‹ an das Geheimnis ihrer Forschungen zu gelangen, Liebe, leidenschaftliche Liebe geworden ist? Wer glaubt mir die Wandlung des Boris A. Bubrow?
    Er dachte an den in der Mauerritze versteckten Mikrofilm und damit an seine Pflicht, die Ergebnisse dieser entsetzlichen Forschung weiterzugeben, um seine Heimat zu retten. Aber er wußte, daß diese Verpflichtung, die er eingegangen war, allein nicht ausreichte, um den Vertrauensbruch zu rechtfertigen. Er war ein sowjetischer Spion, der ihr vorgespielt hatte, er habe aus Liebe zu ihr ein Flugzeug entführt. Daß in Wahrheit alles ganz anders war – diese Erkenntnis mußte sie vernichten.
    »Ich fühle mich in Deutschland nicht mehr sicher«, sagte er.
    »Boris!« Sie zuckte heftig zusammen und hob wie fröstelnd die Schultern. »Wie kannst du so etwas sagen? Hast du denn etwas bemerkt? Verfolgt man dich? Hat man dich bedroht? Hat die Sowjetische Botschaft –«
    »Die Botschaft hat damit gar nichts zu tun.«
    »Euer Geheimdienst?«
    »Auch er nicht!« Bubrow schüttelte den Kopf. »Ich habe aber das bestimmte Gefühl, daß etwas passieren wird. Bald.«
    »Soll ich die Polizei verständigen?«
    »Auf ein Gefühl hin? Die lachen uns aus! Wir

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