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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dienststelle, sprach mit dem Leiter der Behörde für Gewässerschutz und erklärte ihm das neue amerikanische Waschmittel, das in Kürze auf den Markt kommen sollte. Der Behördenleiter hörte interessiert zu, wenngleich er sich fragte, was ihn das alles angehe, denn über die Zulassung von Waschmitteln hatten andere Institute zu entscheiden. Aber Cohagen konnte spannend und anschaulich erzählen, wobei ihm sein hervorragendes Deutsch zu Hilfe kam; er verbreitete sich über Gewässerschutz im allgemeinen, kam auf amerikanische Staudammprojekte zu sprechen und ließ sich des langen und breiten über Staudammbauten in erdbebengefährdeten Gebieten aus.
    Bei diesem Besuch lernte er auch Boris Alexandrowitsch Bubrow kennen. Der Behördenleiter hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Gast durch den Betrieb zu führen, und dabei stellte er ihm Bubrow als einen Fachmann vor, der Spezialist sei für die Entwicklung neuer Mauerverankerungen in extremen Gesteinswänden. Cohagen sprach mit Bubrow zehn Sätze und ging dann weiter. Von den Detailzeichnungen auf Bubrows Konstruktionsbrett verstand er nichts, aber er sah doch auf einen Blick, daß es hervorragende Arbeit war. Er hatte nichts anderes erwartet; wenn Moskau einen Mann herüberschickt, dann muß es ein Topmann sein in dem Beruf, in dem er auftritt. Da hatte es noch nie Pannen gegeben, fachlich waren diese Leute unangreifbar – es waren immer nur die kleinen Fehler am Rande, die sie entlarvten.
    Am Abend telefonierte Cohagen von seinem CIA-Büro in der Kaserne mit Oberst Boone in Washington.
    »Na, schon wund gelaufen?« fragte Boone spöttisch. »Oder haben Sie hinter dem Kaninchen den bösen grauen Wolf entdeckt, Ronny?«
    »Bubrow ist ein Phänomen!« sagte Cohagen mit Überzeugung.
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Entweder er ist wirklich der Trottel, der aus Liebe Düsenjets kapert, dann paßt seine ungeheuer präzise Arbeit als Ingenieur nicht in das Bild. Oder er ist Moskaus Topmann, dann gebührt ihm der Oskar in Brillanten für seine Darstellung eines Biedermannes. Hollywood müßte ihm Millionen zahlen.«
    »Und was ist er nun?« fragte Phil Boone trocken.
    »Waren Sie schon mal in Las Vegas, Sir?« fragte Ronny Cohagen zurück.
    »Natürlich.«
    »Wissen Sie schon immer im voraus, was der einarmige Bandit ausspuckt? Ich meine, bevor die Rollen stillstehen?«
    »Blöde Frage. Wer weiß das schon?«
    »Sehen Sie, so geht es jetzt mir. Ich lasse mich überraschen.«
    »Ronny, warum haben Sie angerufen?« fragte Boone. »Macht die deutsche Luft philosophisch?«
    Cohagen konnte sich gut vorstellen, wie Boone in seinem Sessel lag, die Beine auf der Schreibtischplatte, und eine seiner schrecklichen, beißenden Zigarren rauchte, die er sich aus Mexiko besorgen ließ. »Wie weit kann ich gehen, Sir?« fragte er dienstlich.
    »Eine derart dumme Frage haben Sie noch nie gestellt, Ronny!« Boone räusperte sich. »Wollen Sie Bubrow – äh – ausschalten? Das wäre Ihr Risiko!«
    »Ich denke an Dollars, Sir.«
    »Da ist Washington immer sehr schwerhörig.« Boone sog an seiner Zigarre, Cohagen hörte es deutlich. »Ist Bubrow denn bestechlich?«
    »Ich habe die exzellente Idee, ihn abzuwerben. Ist er harmlos, dann greift er zu, wenn unsere Wasserbaubehörde ihm eine gute Stellung als Ingenieur anbietet. Sie muß aber – in Dollar ausgedrückt – attraktiv sein. Wir sollten uns mit den maßgeblichen Beamten mal in Verbindung setzen. Ich muß mit einem konkreten Angebot kommen. Sagt Bubrow aber nein, aus irgendwelchen Gründen, dann habe ich eine Ecke aus seinem Panzer herausgebrochen. Das weiß er und muß handeln. Und dann passieren die kleinen Dinge, die alles in die Luft gehen lassen.«
    »Ronny, ich glaube, mit solchen Tricks blamieren Sie sich diesmal gewaltig!«
    »Möglich, Sir.« Cohagen lachte trocken. »Die Akten der CIA sind löcherig wie ein Emmentaler Käse. Dr. Irene Walther, Bubrows große Liebe, ist Ärztin.«
    »Das steht in den Akten, Ronny.«
    »Auch, wo sie arbeitet?«
    »Wo soll eine Ärztin schon arbeiten?«
    »Irene Walther arbeitet nur bedingt als Ärztin. Sie ist an einem Forschungsprojekt beteiligt.«
    »Kluges Mädchen.«
    »Und wie! – Sie beschäftigt sich mit der B-Waffe …«
    »Du lieber Himmel!« Es klang wie ein Aufschrei.
    »Das sage ich auch!« meinte Cohagen und legte auf.
    Ussatjuk begann ungeduldig zu werden.
    Nach Bubrows ersten, faden Meldungen traf beim KGB nichts mehr ein. Der Fruchtimporteur Harrelmans in Brüssel

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