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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Telefon, Kühlschrank und Coca-Cola. Da kümmert sich keiner um Sie, da sind Sie der König Ihres kleinen Reiches. Das ist eben Freiheit!«
    »Sie sollten statt Waschmittel lieber USA-Reisen verkaufen«, sagte Bubrow und lächelte Cohagen an. »Sie machen jedem Zuhörer Appetit.«
    An diesem Tag kontrollierte Peter Hämmerling, die A 5, vier ›tote Briefkästen‹ nach der angekündigten Nachricht von Bubrow.
    Es war sein Pech, daß er zufällig von einem Förster beobachtet wurde, der erstaunt sah, wie A 5 die Höhlung unter einer Baumwurzel freilegte, hineinblickte und sie dann wieder mit Laub verdeckte.
    Man kann es einem Dorfpolizisten nicht verübeln, wenn er von den Gepflogenheiten der internationalen Spionage wenig oder gar keine Ahnung hat. Einiges erfährt er aus Romanen, sieht es im Fernsehen oder Kino, und ab und zu bringen auch Zeitungen und Illustrierte abenteuerliche Berichte über abgesprungene oder enttarnte Agenten. Aber das alles erinnert an die Geschehnisse in alten blutigen Heldensagen und hat mit der Realität nicht allzuviel zu tun.
    So hatte auch Aloys Pettinger, Obermeister der Polizei, nur ein mildes Lächeln, als Förster Wilm Hartmann ihm beim Stammtisch von dem komischen Kerl erzählte, der sich unter einer Baumwurzel zu schaffen gemacht hatte. »Na, und was ist?« fragte Pettinger. »Hast nachgesehen?«
    »Ja. Nichts!«
    »Was regst dich dann auf?«
    »Daß er eine Höhle freilegt – und da ist nichts!«
    »Vielleicht wollt' er nur scheißen, und du hast ihn gestört!« sagte Obermeister Pettinger. »Als ordentlicher Mensch hat er eben erst mal ein Loch gemacht.«
    »Das Loch war schon da.«
    »Noch besser. Er hat das Loch gesehen und sich gedacht: Da laß di nieder …«
    »Es sah aus, als suche er etwas.«
    »Im Wald?«
    »Das ist es eben, Aloys! Was sucht einer im Wald? Da muß etwas faul sein. Er hat die Höhle freigescharrt, hineingeguckt und wieder zugescharrt. Er muß das Loch genau kennen. Er wollte irgendwas in dem Loch finden!« Obermeister Pettinger hob seinen Bierkrug an den Mund, schluckte kräftig, setzte ab und strich den Schaum von der Oberlippe. »Woran denkst du?« fragte er.
    »Es könnte ein Hehler sein, der heiße Ware erwartet.«
    »Hehler haben keine Verstecke im Wald. Das wäre ja saublöd! Hehler wohnen in normalen Wohnungen und sehen aus wie Biedermänner. Wie sah dein Bursche aus?«
    »Mittelgroß, schlank. Trug einen grauen Lodenmantel und eine Strickmütze. Haarfarbe deshalb unbekannt.«
    »Damit kann man gar nichts anfangen.« Pettinger starrte in den Maßkrug und überlegte scharf. Daß es sich um einen ›toten Briefkasten‹ handeln könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Wie sollte er auch darauf kommen? Die Vorstellung, daß sich im Unteracher Forst Agenten tummelten, war absurd. »Man kann überhaupt nichts anfangen«, wiederholte er nach einigem Nachdenken. »Man könnte allenfalls den Baum im Auge behalten. Wenn der Kerl wiederkommt – das wäre ein Grund, ihn sich näher anzusehen. Aber der kommt nicht wieder, Wilm.«
    Trotzdem fuhr Aloys Pettinger am nächsten Morgen in den Wald und ließ sich von Förster Hartmann den Baum zeigen. Sie schoben das Laub weg, starrten in die kleine Höhle und sahen sich an.
    »Die ist bewohnt!« sagte Hartmann.
    »Muß aber 'n besonders kleiner Zwerg sein.« Pettinger grinste. »Bewohnt?«
    »Ich meine: sie hat irgendeinen Zweck. Sie ist richtig saubergehalten.«
    »Vielleicht irgend 'ne perverse Sache?« Pettinger richtete sich auf, blickte sich um und schüttelte den Kopf. »Zu nah an der Straße. Ich weiß nicht, ob ich das weitermelden soll.« Er schwieg, bis Hartmann die Höhlung wieder mit Blättern und Humus zugedeckt hatte. »Die könnten mich für blöd halten. Ich könnt' nur sagen, daß du mich dazu gedrängt hast.«
    »Einverstanden, Aloys.«
    Die Meldung von Aloys Pettinger nahm also ihren Dienstweg. Da sie weder von Einbruch noch von Mord, Entführung oder Terroristen handelte, las man sie nur flüchtig, lächelte darüber und heftete sie ab.
    Ein Förster sieht Gespenster im Unteracher Forst. Der Mann wird wohl nach Pilzen gesucht haben. Vielleicht war's ein Pilzforscher, ein Mykologe. Der findet Pilze zu jeder Jahreszeit, auch an Baumstämmen. Man wurde erst munter, als der Förster Hartmann anrief und aufgeregt meldete, der Fremde sei wieder am Baum erschienen und habe die kleine Höhle kontrolliert.
    Damit war offensichtlich, daß er etwas erwartete.
    Auch jetzt dachte noch niemand an Agenten. Für

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