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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›einmalig‹ nannte. Das konnte alles bedeuten: den Triumph – oder die Katastrophe.
    An einem dieser Tage, in denen Ussatjuks Unruhe wuchs, traf Ronald Cohagen in einer Autowerkstatt auf Boris A. Bubrow. Natürlich rein zufällig; Cohagen brachte seinen Ford zur Inspektion, Bubrow wartete auf die Reparatur eines Schadens, den der Kfz-Meister eine Sauerei nannte. Jemand hatte Bubrow in den Tank seines abgestellten Mopeds Zucker geschüttet. Nun waren die Zuleitungen verstopft.
    »Das sind typische Halbstarkenstreiche!« sagte der Meister. »Wenn ich so einen Bengel mal erwischen könnte, dem würde ich Pfeffer in den Arsch blasen!«
    Bubrow konnte sich nicht an Cohagen erinnern, aber der sorgte dafür, daß er gesprächiger wurde. »So klein ist die Welt!« sagte er freudig und reichte Boris die Hand. »Sie wissen nicht, wo Sie mich unterbringen sollen? Wir sind uns kurz in Ihrer Dienststelle begegnet. Ihr Behördenleiter führte mich herum, und wir kamen auch in Ihr Büro. Drei Minuten lang erklärten Sie mir eine Zeichnung – ich habe kein Wort verstanden.« Cohagen lachte entwaffnend. »Es ging um irgendwelche Verankerungen. Sie erinnern sich?«
    »Nein«, sagte Bubrow ehrlich. »Aber wenn Sie mir das so genau schildern, wird es so gewesen sein. Ich arbeite an einem Staumauerprojekt.«
    »Das war es!« Cohagen lehnte sich neben Bubrow an die Werkstattwand und bot ihm eine Zigarette an. Dabei nickte er zu einem großen Mercedes hinüber. »Ihr Wagen?«
    »Bin ich Millionär oder Schwarzarbeiter? Ich bin Behördenangestellter.« Bubrow lachte nun auch, ließ sich Feuer geben und zeigte auf sein Moped. »Das ist mein Luxusfahrzeug.«
    »Gehen wir hinaus!« Cohagen verbarg die Zigarette in der hohlen Hand. »Hier ist Rauchen streng verboten.«
    Sie gingen vor die Werkhalle und stellten sich dort an einen völlig zertrümmerten Opel, der auf einen Sachverständigen der Versicherung wartete. Vor drei Tagen hatte sich der Wagen um einen Baum gewickelt.
    »Ich komme aus der Waschmittelbranche«, sagte Cohagen, als sie allein waren. »Ein interessantes Gebiet. Übrigens: Ewald Reinberg, mein Name. Lustig, was? Reinberg und dann Waschmittel. Wir wollen ein neues biologisches Mittel auf den Markt bringen. Fünf Jahre hat man daran in den USA gearbeitet. Jetzt ist es produktionsreif.«
    »Sie vertreten eine amerikanische Firma?« fragte Bubrow.
    »Ja. Wir sitzen in Boston.«
    Ronald Cohagen war sehr zufrieden. Bubrows Frage, so uninteressiert sie auch klang, hatte eine Tür aufgetan. Er spürte das, es juckte auf seiner Haut: Er hat angebissen! Bubrow würde sich jetzt vortasten, und Cohagen war gespannt, wie er das machen würde.
    Er wurde enttäuscht. Bubrow schien keinerlei Interesse an amerikanischer Waschmittelforschung zu haben. Das Gespräch drohte zu versanden, ehe es noch richtig begonnen hatte.
    »Waren Sie schon mal in den USA?« fragte Cohagen, obwohl die Frage dumm war, aber man mußte im Fluß bleiben.
    »Nein. Ich hatte noch keine Gelegenheit.«
    »Aber sie möchten sicherlich einmal hinüber? Amerika ist faszinierend. Vom Hochgebirge bis zur Wüste – alles vorhanden! Und alles im Superformat – eben Amerika!« Cohagen lachte laut. »Ich habe auch nur einen kleinen Teil gesehen, aber ich sage immer: Wer die Staaten nicht kennt, weiß nicht, was freies Leben bedeutet.«
    Das war ein Schuß. Freies Leben – das mußte Bubrow in die Seele treffen. Cohagen sah ihn an wie ein Boxer, der die Wirkung seines Schlages kontrolliert. Aber Bubrow blieb unbeteiligt.
    »Wenn ich genug gespart habe«, sagte er gelangweilt, »mache ich mal zwei Wochen Urlaub in Amerika.«
    »Zwei Wochen? Das ist, als wollten Sie einen Menschen nach einer Kopfschuppe beurteilen!«
    »Mehr ist nicht drin, Herr Reinberg. Und zuerst kommt Mallorca dran oder Ibiza, oder Rhodos. Das ist näher und billiger.« Bubrow sog an seiner Zigarette und schnippte die Asche weg. »Ist das Leben in Amerika nicht sehr gefährlich?«
    Aha, dachte Cohagen und atmete auf. Er kommt. Er kommt! Junge, schleich dich ruhig an mich an, ich mache dir Platz.
    »Nicht so wie in den Kriminalromanen. Die Großstädte, na ja. Dreißig Tote pro Tag sind in New York normal. Dreißig Ermordete, meine ich. Aber auf dem Land? Paradiesisch still! Es gibt Gegenden, da ist das Leben eine reine Wonne. Die New-England-Staaten zum Beispiel. Oder die Prärie. Oder die Rockies. – Da hat man manchmal das Gefühl, die Welt sei eben erst geschaffen worden, einschließlich Fernsehen,

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